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STRAUBINGS ALTE GLASGEMALDE UND GLASMALER

Von FRANZ EBNER, Straubing

Lebhaftes Interesse bringt man zurzeit mit
Recht den alten Werken der Glasmalerei
_> entgegen. Es ist daher nicht unan-
gebracht, die in der Literatur bisher nur teil-
weise näher gewürdigten alten Glasgemälde der
Stadt Straubing zusammenzustellen und dabei
zu sammeln, was sich über Straubinger Glas-
maler und alte Glasmalereien feststellen läßt.

Erhebliche Reste der Glasmalerei haben sich
nur in der Jakobskirche erhalten. Sicher hatten
aber auch alle anderen mittelalterlichen Kir-
chen Straubings reichen Glasgemäldeschmuck,
wenn sich auch nur wenige urkundliche Nach-
richten darüber erhalten haben.

Die engen Fensteröffnungen des ältesten
Straubinger Gotteshauses, der um die Wende
des 12. zum 13. Jahrhundert entstandenen
ehrwürdigen St. Petersbasilika in der Altstadt,
boten freilich wenig Gelegenheit für die Ent-
wicklung dieser Kunst, auch die übrigen, nicht
mehr erhaltenen, ältesten Kirchenbauten, ins-
besondere die alte 1288 erstmals urkundlich
erwähnte Jakobskirche, werden verhältnis-
mäßig klein gewesen sein und nur geringen
Fensterschmuck gebraucht haben.

Die Verhältnisse änderten sich wesentlich,
als mit der Weiterentwicklung Straubings zur
herzoglichen Residenzstadt und dem Aufblühen
und Erstarken des Bürgertums in der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts eine rege kirch-
liche Bautätigkeit einsetzte, zumal die neuen
gotischen Bauformen zu immer weiteren Licht-
öffnungen führten. So wurde nach der 1367
durch Herzog Albrecht 1. betätigten Berufung
der Karmeliten von Regensburg nach Strau-
bing, um 1380, mit dem Bau einer großen
Kirche für dieselben begonnen, welche 1430
vollendet, 1464 aber erst gewölbt worden sein
soll. Sie ist wahrscheinlich ein Frühwerk des
Erbauers der Martinskirche in Landshut, Hans
Stethaimer1). In der zweiten Hälfte des

14. Jahrhunderts entstand auch die 1362 erst-
mals erwähnte Liebfrauenkirche, welche im

15. Jahrhundert einen Umbau erlebte. Nach

') Eberhard Hanfstängl, Hans Stethaimer. Leipzig
1911. S. lOff.

Kunst und Handwerk. Jahrg. 1920. 4. Vierteljahrsheft

dem am Vorabende des Veitstages 1393 aus-
gebrochenen Stadtbrande wurde um 1400 die
Veitskirche erbaut, und bald rüstete man sich
zum größten Werke, der Bürgerkirche St. Jakob,
die an Stelle der alten Jakobskirche treten
sollte, als ein glänzendes Zeugnis der Baukunst
des schon erwähnten Meisters Hans1). Eine
weiträumige Hallenkirche erstand, mit um den
Chor geführten Seitenschiffen und einem be-
gleitenden Kranze halbhoher Kapellen, mit
großen, breiten Maßwerkfenstern in diesen Ka-
pellen und hohen schlanken Fenstern darüber
in den um den Chor geführten Seitenschiffen.
Welche Fülle von Gelegenheit für ihre Kunst-
übung eröffnete sich da den Glasmalern!

Schon 1418 wurde in die vorderste Kapelle
der rechten Seite, die direkt an die Kapelle
der Mittelachse anstoßende Prächsenkapelle,
laut Inschrift eine Meßstiftung der alten
Kirche übertragen. Der Bau zog sich durch
das ganze 15. Jahrhundert hin; ungefähr 1512
wurde die Kirche vollendet.

Außer diesem mächtigen Gotteshause erstan-
den in diesem Jahrhundert noch die Spital-
kirche, St. Michael, St. Nikolaus, die Krö-
nungskapelle und drei Kapellen im Peters-
friedhofe in der Altstadt.

Schon aus dem Vorhandensein dieser Bauten
läßt sich bei der Vorliebe des Mittelalters für
farbigen Fensterschmuck vermuten, daß Strau-
bing einst zahlreiche gemalte Fenster besaß
und hier auch Glasmaler ansässig waren.

Wollen wir zunächst sehen, was sich an
urkun,dlichem Material über Glasmaler und
Glasgemälde überliefert hat.

Schon 1395 wird erwähnt: „Hainrich der
Glaser und Martein sein Sohn unter den
Sollern2)."

Die nächstälteste Nachricht ist die3), daß
1442 Hans Sieber, Maler zu Landshut, für

') Hanfstängl, a. a. O. S. 13 ff.

2) Notizen im Nachlaß A. Ebner. ■— „Die Sollern"
= die obere Donaugasse in Straubing. Nach Steuer-
buch von 1462 wohnte dort ein Erhart Schaider.

3) Gemeiner, Reichsstadt Regensburgische Chronik,
Regensburg 1800—1827, III, 118. — J. R. Schuegraf,

97 ,3
 
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