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sanceportal auf weißdamasziertem Grunde die
stehende Maria mit dem Kinde, daneben das
Labermaiersche Wappen. Über dem Portal-
bogen eine feingezeichnete Darstellung aus der
Legende der hl. Ursula. Unten die Inschrift:
,,1 • 5 • 9 • 3. // Vrsula Laubermayerin Sein //
Eliche Hausfraw • M : P."1). Die leider stark
restaurierten Scheiben2) sind ganz vorzügliche
Arbeiten in der Art der Schweizer Scheiben.
Ihr Meister ist in Nürnberg im Kreise des Ver-
fertigers der Wappenscheibe der Klara Gut-
thäter, geb. Ayerer, im Kunstgewerbemuseum
in Berlin3) und des Gilg Ayerer von 1598 im
Besitze der Frau Professor Helene von Miller
in München4) zu suchen. Die ganze Anord-
nung, die Zeichnung der Helmdecken und des
Beiwerks, die Damaszierung lassen darauf
schließen.

Aus Nürnberg werden auch die beiden Wap-
penscheiben mit den Inschriften: „Hanns Sig-
mundt Freyherr zum // Degenberg x. Erbhoff-
meister in Bayern. // vnd Frstl. Drchl. Rath zu
Straubing. // dem Gott genadt Anno 1606"
und ,,Sidonia Catharina Freyfraw zum Degen-
berg, Geborne Collona // Freyin zu Vehs vnndt
Schenckhen- // berg x. Witib. Anno Domini
1606." in der Sakramentskapelle stammen.

Damit ist der reiche Glasgemäldeschatz der
Jakobskirche erschöpft.

Der Vollständigkeit halber muß noch er-

') Das ,,M: P." wird kein Künstlermonogramm sein,
sondern als „memoriae piae" zu lesen sein. Ursula
Labermayrin ist am 16. September 1590 gestorben.
S. Wimmer, a. a. O. S. 379.

2) Sie wurden 1895 bei Zettler in München renoviert.

3) Schmitz, a. a. O. I, S. 169, Abb. 291.

4) Fischer, 40 Jahre Glasmalkunst, Abb. Tafel 11.

DAS KUNSTGEWERBE

Wer die unübersehbare Flucht der
Säle des Glaspalastes, die kaum
jemals eine so große Zahl von Be-
langlosigkeiten oder geistreich tuenden Über-
reizungen einschloß, verläßt, wird in den
Räumen des Kunstgewerbevereins von einer
wohltuenden Atmosphäre zielbewußter Arbeit
umfangen.

wähnt werden, daß die gotischen Maßwerk-
fenster des großen Rathaussaales 20 kleine
Rundscheiben5) mit dem Stadtwappen ent-
halten. Es ist jeweils nur der weiße Pflug auf
rotem Grunde dargestellt. Die damaszierte
runde Umrahmung ist verschiedenfarbig ge-
halten. Aus dem Rathause stammen auch fünf
kleine Rundscheiben, zwei mit dem Stadtpflug,
zwei mit dem Rautenschilde und eine mit dem
quadrierten bayerischen Wappen und zwei
etwas größere Vierpaßscheiben mit dem Rau-
tenschild und dem quadrierten bayerischen
Wappen, je von einem Engel gehalten, in der
historischen Sammlung der Stadt. Alle diese
Scheiben, ohne hervorragende Bedeutung, ge-
hören dem Ende des 15. und Anfang des
16. Jahrhunderts an.

Die nächste Umgebung von Straubing besitzt
nur mehr ein Glasgemälde in der Salvator-
kapelle auf dem Bogenberg vom Jahre 14986).
Das gute Werk zeigt keine auffallenden Be-
ziehungen zu den Straubinger Glasgemälden.

Mögen durch diese Arbeit einige Bausteine
zur Geschichte der Glasmalerei geliefert sein
im Sinne des von G. Leidinger ausgesprochenen
Wunsches7).

Die Photographien zu den Abbildungen wur-
den in liebenswürdiger Weise vom Landesamte
für Denkmalpflege und von der F. X. Zettler-
schen Glasmalerei zur Verfügung gestellt, wo-
für auch hier gebührend gedankt sei.

5) Durchmesser 19 cm.

6) Frankl, a. a. O. S. 67. — Schon erwähnt bei
Hemmauer, a. a. O. S. 283. Danach enthielt das
Fenster früher auch Bl'dnis und Wappen des Stifters
Abt Benedikt Behaim von Oberaltaich.

7) Zeitschr. f. Glasmalerei 1913, S. 65. Vgl. auch
gleiche Zeitschr. 1912, S. 116.

IM GLASPALAST 1920

Mancher vermißt vielleicht den (sogenannten)
expressionistischen oder japanischen Einschlag,
welcher auswärtigen Ausstellungen ähnlicher
Art unleugbar einen gewissen Hauch von Mo-
dernität verleiht. Freilich verkörpert er häufig
mehr das Modische als das Moderne und
deckt durch das Fehlen einer klaren Formu-
lierung von Ziel und Aufgabe rein Äußerliches

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