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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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Aus dem Leben des Vereins / Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0019
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AUS DEM LEBEN DES VEREINS

Vortrag. An dem Vortragsabend am 22. Februar
sprach Prof. Dr. Ph. M. Halm, Generaldirektor des Bayer.
National-Museums, über die Fu g ge r kape 11 e bei
St. Anna in Augsburg und ihre Meister. Auf Grund
eingehender örtlicher, archivalischer und stilkritischer
Studien und an Hand zahlreicher Lichtbilder entwickelte
der Vortragende ein umfassendes Bild über dieses erste
Renaissancebauwerk auf deutschem Boden, das seine
Entstehung vorwiegend dem hochgesinnten, von italieni-
scher Kultur durchdrungenen Handelsfürsten Jakob Fugger
verdankt. Es wurde begonnen im Jahre 1509, sein Ab-
schluß und seine Weihe erfolgte im Jahre 1518. Über
den Architekten ließen sich keine gesicherten Nachweise
erbringen; doch dürfte er unter dem Einflüsse Hans
Burgkniairs gearbeitet haben. Eingehend befaßte sich
der Vortragende mit der für ihre Zeit ungewohnt
reichen Ausstattung, den prächtigen Epitaphreliefs, den
Chorstühlen, von denen sich als letzte Reste nur sech-
zehn Büsten im Kaiser-Friedrich-Museum erhalten haben
und dem Altarwerk, als dessen wesentlichster Bestand-
teil die Fronleichnamsgruppe in der Fuggerkapelle bei
St. Ulrich in Augsburg anzusehen ist. Als einziger Bild-
hauer für den gesamten plastischen Schmuck der Kapelle
kommt Adolf Daucher, der aus Ulm nach Augsburg
eingewandert war, in Frage. Er erscheint als eine der
stärksten künstlerischen Persönlichkeiten seiner Zeit und
muß neben Hans Burgkmair als der bahnbrechende
Träger des neuen Stils in Augsburg betrachtet werden.
Von überraschender und eindringlicher Wirkung auf die
Hörer war das Lichtbild einer Rekonstruktion der Kapelle,
die auf Grund alter Zeichnungen und historischer und
stilkritischer Erwägungen nach den Angaben des Vor-
tragenden von Geheimrat Friedrich von Thiersch und
Professor Friedrich Weysser gefertigt worden war.

Ciaspalast. Der Bayerische Kunstgewerbeverein betei-
ligt sich auch in diesem Jahre wieder an der im kommen-
den Sommer zu eröffnenden Münchener Kunstausstellung

im Glaspalast. Wir laden unsere Mitglieder und sonstige
Interessenten ein, sich an dieser Ausstellung mit ihren
besten Erzeugnissen handwerklicher Kunst zu beteiligen.
Nur formal interessante und von ursprünglichem Geiste
zeugende Arbeiten, die auch handwerklich vollendet
sind, kommen in Betracht. Im April dieses Jahres ist
geplant, eine Ausstellungs-Vorschau in unserer Halle ab-
zuhalten. Alles Nähere im Sekretariat des Kunstgewerbe-
vereins.

Lehrlingsstammrolle. Die Vorarbeiten zur Anlegung
einer Vereins-Lehrlingsstammrolle sind nun soweit im
Gange, daß sie im Laufe des März beendet sein werden.
Wir ersuchen nun alle unsere Mitglieder, die Lehrlinge
beschäftigen, die bereits ausgestellten Lehrverträge, auch
wenn sie bereits in der Handwerkskammer von Ober-
bayern in die Stammrolle eingetragen sind, ab 1. April
im Sekretariate unseres Vereins, Pfandhausstraße 7, zur
Abstempelung vorzulegen. — Neuauszustellende Lehrver-
träge können nun ebenfalls durch unser Sekretariat zum
Preis von 70 Pf. für je ein Stück bezogen werden.

An unsere Mitgliederl Die hohen Portokosten erlauben
uns nicht mehr, zu jedem Vereinsvortragsabend eine eigene
Einladung zu versenden. Deshalb werden alle Veran-
staltungen auf dem schwarzen Brett in der Vereins-
Ausstellungshalle zur Kenntnis gebracht. Die größeren
Vorträge werden auch in den Tageszeitungen unter
„Vereinsnachrichten" veröffentlicht. Ebenso erscheinen
alle wichtigen Bekanntmachungen in den „Mitteilungen
der Bayerischen Industrie- und Handelszeitung". — Wir
ersuchen unsere Mitglieder in ihrem eigenen und im
Interesse des Vereins, diese Bekanntmachungsstellen
fleißig zu benützen, da nur so ein wirkliches Zusammen-
arbeiten zwischen Verein und Mitgliedern möglich ist. —
An Vortragsabenden sind für die nächste Zeit vorge-
sehen : Dienstag, der 22. März, Dienstag, der 5. und
19. April. — Die dazwischen liegenden Dienstage sind
„Gesellige Abende" in der Trinkstube des Vereinshauses.

KLEINE NACHRICHTEN

Hoirat Alexander Koch, Gründer und Leiter der bekannten
Verlagsanstalt Alexander Koch in Darmstadt, feierte neulich
seinen 60. Geburtstag. Diese Feier griff insofern über den
Rahmen eines persönlichen Ereignisses hinaus, als sie ein
Gedenktag der reich entwickelten Pflege war, die dieser
Verlag in dem kunstgesegneten Hessenathen von ehemals
für die Förderung und Verbreitung aller modernen künstle-
rischen Ideen und Werke getan. Die heuer ein Vierteljahr-
hundert alt werdende Zeitschrift: „Deutsche Kunst und
Dekoration" ist eine der markantesten äußeren Erschei-
nungen dieser Kunstpflege. Der Gefeierte war an seinem
Gedenktag daher in den Mittelpunkt zahlreicher und von
den Spitzen der Kunst und Literatur zum Teil höchst
individuell zum Ausdruck gebrachter Ehrungen versetzt.

Paul Klee hat einen Ruf an das von Walter Gropius
geleitete Staatliche Bauhaus in Weimar erhalten und
angenommen.

Walter Schnarrenberger, der Münchener Maler und Ge-
brauchsgraphiker, hat eine Berufung für Gebrauchsgraphik
an die Staatliche Kunstschule in Karlsruhe erhalten.
Er hatte in dem deutschen Briefmarkenwettbewerb eine

Auszeichnung für den trefflichen Entwurf einer Postkarte
bekommen.

Ein neuer Generaldirektor der päpstlichen Museen. Der

Papst hat jetzt zum Generaldirektor seiner Museen den
bisherigen Direktor des Museo Gregoriano, Commendatore
Dr. Bartolomeo Nogara, ernannt.

Kolbkassetten. In dem Artikel über „Das Kunstge-
werbe im Glaspalast 1920" in Heft 4 des Jahrgangs 1920
findet sich die Abbildung einer, kurz und prägnant ge-
nannten „Kolbkassette" (auf S. 127). Der begleitende Text
hat die Arbeit indes einem anderen Meister zugewiesen,
indem er von einer „Steinikenkassette" sprach. Kenner
des Stils und der Eigenart Kolbs haben dies sofort als
einen Irrtum der schreibenden Feder erkannt, und für die
anderen möchten wir diese Richtigstellung um so lieber
anfügen, als uns damit Gelegenheit gegeben wird, die im
Text gleichfalls genannte Petschaft zur Abbildung bringen
zu können. Von dieser Arbeit Max Kolbs sagt der Ver-
fasser des genannten Artikels: „Technisch in gleicher Art
wie die Kassette und künstlerisch gleich anziehend sind die
Petschafte durchgearbeitet."

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