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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

DOI Artikel:
Fischer, J. L.: Deutsche Gewerbeschau München 1922
DOI Heft:
Aus dem Leben des Vereins / Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0038
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Preis abgesehen, die Preise anders verteilt haben.
Der streng graphische, monumentale Plakatstil war
fast durchweg eingehalten; allein die Anforderungen,
die der praktische Zweck des Plakats an einen
Entwurf stellt: kurze, prägnante, blitzartig präzise
Kennzeichnung des Ziels, dem diese Reklame dient,
jeglichen Irrtum ausschließende Eindeutigkeit, die
auch dem schlichtesten Betrachter sofort offenbart,
worum es sich handelt, ein ihn fesselnder Anreiz,
dem im Plakat gemachten Angebot Beachtung und
Interesse zu schenken — waren in ihrer Gesamtheit
und Ganzheit nur auf verhältnismäßig wenigen
Entwürfen erfüllt. Eine kleinere Gruppe be-
schränkte sich darauf, den offiziellen Titel: Deutsche
Gewerbeschau usw. graphisch veredelt und monu-
mental gestaltet in seiner Gesamtwirkung zu er-
fassen und symbolisches Beiwerk beiseite zu lassen
oder höchstens sehr diskret zu verwenden. In
dieser Gruppe fallen die Preise Friedrich Kühn und
Henry Ehlers. Andere bevorzugten in lustigem
Detail eine kurze Inhaltsangabe alles dessen, was
die Deutsche Gewerbeschau bieten wird, teils in
gemütvoller, aber von bekannten Vorlagen zu
stark abhängiger Münchner Biedermeierei (Ent-
wurf Zepter), teils modern empfunden (Entwurf
Schnarrenberger), teils streng stilisiert (Entwurf
Lange). Wieder eine andere Gruppe hielt sich
an das alleinige Motiv der Reklameabsicht,
die mit nichts anderem wirken will, als den
Schaulustigen durch auffallende Zeichnung und
packende Koloristik anzulocken. Dahin gehören
besonders die Reklameherolde von Ernst Hei-
genmoser (siehe Abbildung), die in ihrem kräf-
tigen Blau auf gelbem Grund, mit ihren zu
einer Art Krone verarbeiteten Initialen der Ge-
werbeschau auf dem Kopf die Aufmerksamkeit
auf sich lenken.

Weitaus die Mehrzahl ergab sich einer mehr oder
minder deutlichen Symbolik, für die der Hammer,
das Rad, der Adler, der Typ des stilisierten Arbei-
ters dankbare und reich verwendete Motive boten.
In diese Gruppe fällt der erste Preis: Drei stili-
siert nebeneinandergestellte Köpfe von monumen-
taler Ausdruckskraft und eindringlicher Herbheit
der Zeichnung, wuchtiger Verteilung von Licht
(Karminrot) und Schatten, auf wärmerem Grund
(siehe Abbildung). Ein großer Kreis von Künst-
lern vermehrte diese Symbolik mit einem mehr oder
weniger gelungenen Hinweis auf die Eigenart der
Zeit: „Aus den Ruinen neues Leben." Der zer-
spellte Stamm der deutschen Eiche trägt neues
Laub (Entwurf Willy Wolf, siehe Abbildung), der
Hammer mit „Neuem Grün", „neuer Kraft". Ja
ein Entwurf trug das Kennwort „Kahr" wohl zum
Ausdruck dessen, daß die von dieser Regierung neu-
geschaffene Ordnung die Ausstellung überhaupt er-
möglichte. In eine fast unergründliche Mystik ver-
tiefteEntwürfe: „Brennpunkt", „Deutschlands Edel-
stein ein schlichter Stein — vom höchstem Preis —
Arbeit und Fleiß", gehörten, absolut betrachtet,
wegen ihrer wohltuend fortschrittlichen Zeichnung
und Koloristik wohl zum Besten, allein eben wegen
ihrer Unergründbarkeit und des dadurch erzeugten
Mangels an Beziehung zum gewollten Zweck konnten
sie für eine praktische Verwendung nicht in Betracht
kommen. Ähnlich verhält es sich mit den kühnen
Expressionismen verschiedener Entwürfe.

Allgemeiner Eindruck: Sehr viel gutes Wollen,
manch schönes Können, aber kein Überfluß an
originalen Gestaltungen und frischen Einfällen. Und
es erscheint fraglich, ob auch unter den preis-
gekrönten Entwürfen das zu finden ist, was alle
Anforderungen, künstlerische und praktische, gleich-
mäßig erfüllt und verwendbar wäre.

AUS DEM LEBEN DES VEREINS

Die Dannersche Kunstgewerbestiftung. Ein Tag von

besonderem Schlag war für unser heimisches Kunstgewerbe
der 16. Juni, der Tag des hl. Benno. Da fand abends im
festlich geschmückten Saal des Kunstgewerbchauses eine
Gedenkfeier statt anläßlich der Errichtung der Benno
und Therese Dannerschen Kunstgewerbestiftung.
Mehr als zwei Millionen Mark hat, wie der Stiftungs-
vorstand Ministerialdirektor Dr. Schmidt in seiner An-
sprache bekanntgab, im Sinne und zum Andenken ihres
verstorbenen Gatten Frau Rat Danner zu Nutz und
Frommen des bayerischen und insbesondere des Münchener
Kunsthandwerks gestiftet. Die hochherzige Tat der edlen
Geberin, ein seltener Lichtpunkt in einer dunkeln Zeit
materieller und geistig-seelischer Not, und nur dem Wunsch
und Willen zu helfen entsprungen, ist auf eine Anregung
des Hofgoldschmieds Rothmüller zurückzuführen, an

den sich die Stifterin gewandt hatte. Lehrlinge, Gesellen
und Meister mögen dadurch angespornt, hervorragende
Leistungen anerkannt und belohnt werden, dem durch
Schaffen ermüdeten Zunftgenossen soll hilfreiche Hand
geboten werden. Als Zeichen des hundertfältigen innigen
Dankes, der der edlen Frau gewiß ist, ließ ihr der Redner
die Stiftungs-Chronik überreichen, in der verzeichnet
werden soll, welch segensreiche Saat im Laufe der Jahre
aufgeht aus ihrem opferwilligen Tun. Die Chronik, nach
Entwürfen von Professor Fritz Schmid prächtig aus-
geführt, wurde von vier Lehrlingen auf Blumenguirlanden-
geschmückter Bahre getragen, durch Herrn Hofjuwelier
Heiden der Stifterin übergeben. — Den Dank des
Bayerischen Kunstgewerbevereins für die in ihrer
Art einzig dastehende Tat sprach in Vertretung des
ersten Vorsitzenden der zweite, Oberregierungsrat Professor

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