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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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Tagung des Verbandes deutscher Kunstgewerbevereine
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Aus dem Leben des Vereins / Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0059
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An diese Ausführung schloß sich eine umfangreiche Aus-
sprache, die das Endresultat zeitigte, daß an eine Auf-
lösung der Kunstgewerbe-Vereine gar nicht gedacht werden
kann und darf, sondern daß an einen Weiterausbau bzw.
an eine Neu-Orientierung des Verbandes deutscher Kunst-
gewerbe-Vereine unter allen Umständen herangetreten
werden muß.

Auch der Reichskunstwart Dr. Redslob wies in seinen
Ausführungen darauf hin, daß der Verband deutscher
Kunstgewerbe-Vereine und der Deutsche Werkbund mit
ihren getrennten Zielen notwendig seien, denn beide haben
so große Missionen zu erfüllen, und jede der Korporationen
kann in seiner Betätigung nach seiner Art für das große
Ganze wirken. Vor allem sei es notwendig und Aufgabe der
Kunstgewerbe-Vereine, die Erhaltung der guten alten
Techniken zu pflegen, den Vorträgen innerhalb der Kunst-
gewerbe-Vereine, besonders deren Inhalt, mehr Aufmerk-
samkeit zu schenken; und wenn die Hauptbetätigung der
Kunstgewerbe-Vereine darin besteht, die Tradition zu
erhalten, ebenso das kunsthandwerkliche Können zu
heben und zu beleben, so sei anderseits der Werkbund die
Stelle, dem Zukunftswillen der Neuschaffenden zum Durch-
bruch zu verhelfen.

Anschließend hieran brachten Herr Professor Schar-
vogel und Herr Oberregierungsrat Dr. Götz umfangreiche
Ausführungen über die Gewerbeschau.

Zum Schlüsse der Tagung bei Punkt 6 und 7 wurde die
Frage der künftigen Organisationsform des deutschen
Kunstgewerbe-Verbandes besprochen, wobei beschlossen
wurde, daß, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Spitzen-
organisationen, dem nächsten Delegiertentag ein Satzungs-
entwurf in Vorlage zu bringen sei, der auch unseren Ideen
in diesem Sinne Rechnung trage.

Der Delegiertentag empfiehlt den Vereinen dringend
die vollwertigste Beschickung der Deutschen Gewerbeschau
München 1922, um im Auslande den Ruf deutscher Arbeit
neu zu sichern und im Inlande den Antrieb zur Wertarbeit
nachhaltig zu steigern.

AUS DEM LEBE

Bericht über eine Sitzung des Bayer. Kunstgewerbe-
vereins. Am 21. Juni 1921 fand im großen Saal unseres
Vereins die satzungsgemäße Hauptversammlung statt, deren
Verlauf den Beweis erbrachte, daß der Bayerische Kunst-
gewerbeverein den Forderungen der neuen Zeit in wirt-
schaftlicher und ideeller Beziehung entspricht. Die Sitzung
wurde von Herrn Generaldirektor Halm eröffnet, wobei
festgestellt wurde, daß die Versammlung satzungsgemäß
einberufen war. Aus dem von unserem Präsidenten er-
statteten allgemeinen Bericht sind folgende bemerkens-
werte Ziffern und Angaben zu entnehmen :

Der Mitgliederstand betrug am 31. Dezember 1919 1124.

Am gleichen Datum 1920 1160.

Ausgetreten sind 1920 118 Mitglieder, gestorben 13.
Unter den Verstorbenen seien besonders erwähnt: Professor
Defregger, Professor Spieß, Kommerzienrat Radspieler. Die
Versammlung ehrte die Verstorbenen durch Erheben von
den Sitzen.

Der heutige Stand der Mitglieder beträgt 1277.

Dann wurden folgende Beschlüsse aufgenommen:

a) Der 25. Delegiertentag des Verbandes Deutscher
Kunstgewerbe-Vereine erblickt seine Hauptaufgabe für
die nächste Zeit darin, das handwerkliche Können zu för-
dern, weil in der Erstarkung des Handwerkes und in der
Erhaltung alter Handwerkstechnik das beste Mittel zur
Gewinnung edler Erzeugnisse liegt. Er empfiehlt darum
den einzelnen Vereinen, das Vertragswesen dahin planmäßig
zu gestalten, ebenso nach dieser Richtung hin die Presse
heranzuziehen.

b) Der Verband soll die Möglichkeit untersuchen, auf
den Messen die handwerkliche Kleinindustrie geschmack-
licher Art in den besten Durchschnittsleistungen geschlossen
vorzuführen.

c) Der Vorort wird beauftragt, den Entwurf einer Satzung
für eine Spitzenorganisation für das deutsche Kunstgewerbe
dem nächsten Delegiertentage vorzulegen.

Auf Antrag München soll 1922 der nächste Delegierten-
tag, außerdem ein öffentlicher Kunstgewerbetag dort
stattfinden. Als Vorort wurde wiederum Berlin gewählt.
In den Vorstand wurden gewählt: 1. Vorsitzender: Professor
Behrens, Berlin, 2. Vorsitzender J. Leipfinger, München,
Schriftführer Professor Dr. Lehnert, Berlin. Außerdem
wurde noch ein Arbeitsausschuß gewählt, bestehend aus
den Herren: Professor Dr. Buchwald, Breslau, Direktor
Professor Groß, Dresden, Professor Dr. Lehnert, Berlin,
Direktor Professor Mayer, Hamburg, Oberregierungsrat
Professor Reidt, München, mit der Maßgabe, daß die zu-
ständigen Vereine an Stelle dieser Herren auch andere
aus dem Kreise ihrer Mitglieder entsenden können,
welcher von Zeit zu Zeit bestimmte Aufgaben zu be-
arbeiten habe.

Mit längeren Ausführungen, welche nochmals das
Ergebnis der ganzen Beratung in kurzen Umrissen zu-
sammenfaßte, schloß Professor Behrens, Berlin, nachmittags
2 Uhr die Tagung mit dem Wunsche eines frohen Wieder-
sehens in München. il.

N DES VEREINS

Von den Unternehmungen und Neuorganisationen, die
der Bayerische Kunstgewerbeverein im Laufe des Jahres
1920 ins Leben rief, seien besonders hervorgehoben:

Die Gründung der Musterschau, die Errichtung von Ver-
kaufsstellen in Berchtesgaden, Partenkirchen, Reichenhall
und Ulm, die Ausstellung im Glaspalast, die Veranstaltung
von Sammelausstellungen in unserer Halle, ferner die seit
Jahren wieder zum erstemal abgehaltene Lehrlings- und
Gesellenprüfung. Als weitere Neueinrichtung sei die Er-
richtung einer Berufsberatungsstelle erwähnt, die sich auch
mit der Herausgabe von Merkblättern befaßt.

In zahlreichen Sitzungen beteiligte sich der Kunst-
gewerbeverein an den Vorarbeiten für die Gewerbeschau
1922 und im Kunstgewerberat, in welchem wichtige, das
Kunstgewerbe betreffende Fragen, zur Erledigung gebracht
wurden. Hauptthema der letztgenannten Sitzungen waren
die künstlerischen Erz-ehungsfragen, Ausstellungsfragen,
Lehrlingswesen und die Ernennung staatlicher Lehrwerk-
stätten. Durch die hochherzige Tat der Frau ökonomierat
Therese Danner konnte die Errichtung der bedeutsamen

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