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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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Aus dem Leben des Vereins / Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0060
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Benno- und Therese-Dannersche Kunstgewerbestiftung ins
Leben gerufen werden. Besondere Verdienste hat sich hier-
bei unser Ehrenmitglied Herr Hofgoldschmied Rothmüller
erworben.

I Ferner beschäftigen den Verein in vielen Sitzungen die
Fragen der Luxussteuer und die Revision der Satzung.

Am 29. November 1920 wurde in München die Süd-
deutsche Treuhag-GescIIschaft gegründet, welcher der Kunst-
gewerbeverein als Mitglied beitrat.

Herr Professor Fritz von Miller wurde im vorigen Jahre
zum Ehrenvorstand und Herr Hofgoldschmied Rothmüller
zum Ehrenmitglied ernannt.

Herr Generaldirektor Halm teilte bei dieser Gelegenheit
mit, daß die Vorstandschaft beschlossen habe, die hoch-
herzige Stifterin Frau Therese Danner zu bitten, die Ehren-
mitgliedschaft im Kunstgewerbeverein anzunehmen.

Die Versammlung gab hierzu freudigst ihre einstimmige
Genehmigung.

Die Umgestaltung unserer Halle, an der sich besonders
auch Herr Architekt Dr. Lömpel Verdienste erworben hatte,
findet allgemeine Anerkennung. Im übrigen bleibt aber
die Raumnot eine brennende Frage unseres Vereins. Es
fehlt uns an Ausstellungsräumen für Einrichtungen und an
Ausstellungsräumen für unsere Musterschau sowie für
unsere Bibliothek.

Auch an den Messen beteiligte sich der Kunstgewerbe-
verein. So beschickte er gemeinsam mit dem Münchner
Bund die Messen in Leipzig, ferner beteiligte er sich an
der Triester Messe, und für dieses Jahr ist außer Leipzig
auch Frankfurt in Aussicht genommen. Der Verein wird
dort im Rahmen des Wirtschaftsbundes Deutscher Kunst-
handwerker im „Werkbundhaus" ausstellen.

Die Nürnberger und Leipziger Messe, die wir in diesem
Jahre bereits beschickten, ergaben keine befriedigenden
Resultate.

Im Jahre 1920 hat der Bayerische Kunstgewerbeverein für
über 2 Millionen Mark Aufträge seinen Mitgliedern ver-
mittelt. Hiervon treffen auf die Halle über 1 Million, auf
die beiden Leipriger und die Triester Messe über 900 000 Mark,
auf die Filialen 40000 Mark, obgleich dieselben erst im
August 1920 eröffnet wurden. Die Verkäufe im Glaspalast
erzielten die Summe von 40000 Mark.

Die Arbeiten zur Gewerbeschau schreiten rüstig vorwärts.
Um seinen Mitgliedern mit Ratschlägen zur Seite zustehen,
hat der Kunstgewerbeverein eine eigene Sprechstunde ein-
gerichtet. Dieselbe findet jeden Mittwoch zwischen 3—5 Uhr
statt. An die Bildung von Fachgruppen innerhalb des
Vereins wurde gleichfalls herangegangen und werden die
Obmänner der Fachgruppen mit der Leitung der Fach-
gruppen der Gewerbeschau in ständiger Fühlung bleiben.
Die Zeitschrift wird in diesem Jahre von Herrn Professor
Fischer redigiert.

In einem Schreiben an den Verband Deutscher Kunst-
gewerbevereine und an die an dem Verbände angeschlossenen
Vereine wurde die Anregung zu einer größeren Tagung ge-
geben, die sich mit den vielen wichtigen Fragen, die heute
das deutsche Kunstgewerbe bewegen, befassen soll.

Zum Schlüsse seiner Ausführungen sprach der Präsident
der bayerischen Staatsregierung, und hier besonders dem
Handelsministerium, als dessen Vertreter Ministerialdirektor
Dr. Schmidt anwesend war, für das bewiesene Wohlwollen,

sowie den Herren Oberregierungsrat Professor Reidt, Herrn
Oberstudiendirektor Professor Koob, Herrn Kunstanstalts-
besitzer Leipfinger, dem bisherigen Redakteur derZeitschrift,
Herrn Dr.Karlinger, und Herrn Direktor Dunn, wie überhaupt
dem gesamten Ausschuß und den Angestelten, den wärmsten
Dank für ihre Mitarbeit aus.

Herr Oberstudiendirektor Professor Koob erstattete
hierauf den Finanzbericht, wobei er erwähnte, daß trotz
der schwierigen wirtschaftlichen Lage das Resultat ein
günstiges zu nennen sei. Der Bericht ergibt in Einnahmen
und Ausgaben je 304 922,62 Mark, der Voranschlag
459521,91 Mark. Die Versammlung genehmigte einstimmig
die vorgetragenen Berichte und erteilte Entlastung.

Direktor Dunn gab ein Referat über statistische Zahlen,
denn die Statistik zeigt oft besser, als lange Erörterungen,
das Wesentliche in einem Vereinsbetriebe.

Beim Verkauf in der Halle stand an erster Stelle der
Absatz von Arbeiten in Messing (Blech und Guß), der
Umsatz in diesen Metallarbeiten betrug über 250000 M.

An zweiter Stelle stehen die Gold- und Silberschmiede.
Hierbei ist zu erwähnen, daß der wirkliche gute Schmuck,
der sich namentlich durch gut gefaßte Steine und liebe-
volle Goldschmiedearbeit auszeichnet, besonders Anklang
findet. Der Umsatz der Goldschmiede betrug 200000 M.

An dritter Stelle folgen die Einrichtungsgegenstände
und Möbel mit 157000 M. Der Umsatz von diesen Aus-
stellungsstücken ist ein geringer, allerdings trägt hier die
herrschende Wohnungsnot die Schuld, auch fehlt es dem
Verein an passenden Ausstellungsräumen.

Den vierten, größten Umsatz zeigen die Textilien mit
135 000 M. Hier sei erwähnt, daß besonders gut gearbeitete
Decken den Hauptabsatz bildeten.

An fünfter Stelle stehen die Arbeiten in Eisen mit über
60000M. Es folgen Elfenbeinschnitzereien mit 340O0M.,
Plastik mit 31000 M., Zinnn mit 29000 M., Drechsler-
arbeiten und Kleinkunst in Holz, Schmuckkästen usw. mit
28000M., Glaswaren mit 26 000 M., Porzellan mit 25000 M.,
keramische Artikel mit 24000 M., Spiegel und Rahmen
mit 17000 M., Glasmalereien mit 13000 M., Uhren mit
5000M., dekorative Malereien und Bilder mit4000M., Mar-
morerzeugnisse mit 4000 M. und Arbeiten in Wachs mit 600M.

Der Verkauf in den Filialen verteilt sich prozentual
wie folgt: 30% Metallwaren, 20% Glas, 80% Textilwaren,
15% Keramik, 12% Holz und 5% Schmuck.

Auch bei den Verkäufen an Händler, Wiederverkäufer,
Exporteure usw. zeigt die Statistik, daß auch hier das
Metall besonders begehrt ist. 40 % der gesamten Umsätze
an Wiederverkäufer setzen sich aus Arbeiten in Messing
zusammen. In Italien waren z. B. besonders Beleuchtungs-
körper begehrt. Es folgt die Keramik mit 30%, Glas mit
10%, Zinn, Holz und Schmuck mit je 5%, Textilien 3
und Eisen mit 2%- In der Ausstellung im Glaspalast ver-
kauften wir meist Schmuck und Wandspiegel. Die ver-
kauften Waren in der Halle gingen größtenteils nach aus-
wärts. Eine genaue Kontrolle hierüber ist nicht möglich,
da sie meistens direkt abgegeben werden. Jedoch sind
schätzungsweise 80% unserer Kunden Nichtmünchner.
Was den Verkauf an Wiederverkäufer betrifft, so ist als
bester Abnehmer Deutschland zu nennen und hier in erster
Linie der Westen. Es folgen Italien, Schweden, Holland,
Nordamerika, Südamerika und die Schweiz.

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