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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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Aus dem Leben des Vereins / Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0064
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Leiter der Tonwaren- und Schamottewerke in Sufflenheim
die elsassische Kleinindustrie außerordentlich.

„Rasche Versöhnung der früher einander feindlichen
Staaten." Das „Neue Wiener Tageblatt" meldet aus
London: Vor kurzem fand hier unter der Förderung des
„Save the Children Fund" in Anwesenheit einer großen
Zahl von Besuchern die Eröffnung einer Ausstellung von
Bildern und Holzschnitten statt, die von österreichischen
Kindern unter der Leitung des Professors Cizek hergestellt
worden sind. Der bekannte Maler George Clausen, der den
Vorsitz führte, hob die Begabung der Kinder hervor. Der
berühmte Oxforder Professor Gilbert Murray ergriff in
seiner Eröffnungsrede die Gelegenheit, um auf die Not-
wendigkeit einer raschen Versöhnung der früher
einander feindlichen Staaten hinzuweisen und be-
zeichnete es als einen glücklichen Gedanken, daß die öster-
reichischen Kinder selbst durch ihre Talentproben einen
Appell an die öffentliche Meinung Englands richteten.
„Kinder, die unter den schrecklichsten Entbehrungen so
bewunderungswürdige Leistungen zu vollbringen ver-
mochten, verdienen", wie der Redner betonte, „volles Mit-
gefühl und entsprechende Hilfe". In ähnlichem Sinne
äußerte sich der am persönlichen Erscheinen verhinderte
britische Unterrichtsminister Mr. H. A. L. Fisher in einem
Schreiben. Die Anwesenden sprachen hohes Lob und
Sympathie für die österreichischen Kinder aus. Der „Save
the Children Fund", auf dessen Anregung die Veranstaltung
einer Ausstellung zurückzuführen ist, hat sich damit ein
sehr dankenswertes Verdienst erworben. — Die „rascheste
Versöhnung" wird, wie in allem anderen, so besonders
auf dem Gebiet der Kunst und des Kunstgewerbes die von
allen gehobenen Stimmungen und trügerischen Hoffnungen
freie — zielbewußte, individuell und unbeirrbar heimat-
empfundene Arbeit sein, zu deren Leistungen die „früher
feindlichen Staaten" einfach in Beziehung treten müssen.
— Das zeigt übrigens folgende Mitteilung des „Fränki-
schen Kurier": Durch Vermittlung der Leipziger Messe
ist es, eher als man es sich dachte, den deutschen Kunst-
gewerblern gelungen, alte Beziehungen zum bisher feind-
lichen Ausland wieder aufzunehmen und neue anzuknüpfen.
Auf der letzten Leipziger Herbstmesse ist es namentlich
dem sächsischen Kunstgewerbe geglückt, die damals in
Leipzig anwesenden ausländischen Einkäufer von der
Konkurrenzfähigkeit des deutschen Kunstgewerbes zu
überzeugen, und seitdem hat zwischen Leipziger und Dresde-
ner Kunstgewerben! und den verschiedenen Importeuren
Amerikas, Frankreichs, Englands, Italiens, Spaniens,
Argentiniens, Brasiliens, Belgiens, Ungarns, Polens und der
Schweiz ein reger Briefverkehr über Lieferungsmöglich-
keiten und -bedingungen stattgefunden, die jetzt zu einem
festen Abschlußgeführt haben. Den KeramischenWerkstätten
Dresden, Max Robra, ist es beispielsweise gelungen, mit
einem kanadischen Importhaus in Quebeck einen Vertrag
abzuschließen. Aus Argentinien erhielten die genannten
Werkstätten den Auftrag, im Sommer 1921 soviel an kerami-
schen kunstgewerblichen Gegenständen zu liefern, als es

der Firma nur möglich ist. Ferner hat das genannte Dres-
dener Haus Lieferungen nach Ontarion in Kanada, nach
Nizza, Paris, Madrid, Malaga, Warschau, London, Genf,
Zürich, Stockholm und anderen ausländischen Handels-
städten übernommen. Das Ausland legt ganz besonderen
Wert auf Gegenstände des keramischen Kunstgewerbes
und insonderheit auf moderne Porzellanmalereien, auf
antike Porzellanmalereien, getreue Nachbildungen alter,
historischer Malereien, auf bemaltes Gebrauchsporzellan
(ältere und moderne Formen mit Dresdener, Meißener und
modernen, naturalistischen Blumenmalereien), auf Durch-
bruchsporzellan für Gebrauch und Luxus (Fruchtservice,
Fruchtschalen und -körbe mit Blumen- und Fruchtmalereien
in älteren und modernen Stilarten), Bilderteller, Dekorations-
stücke, Sammel- und Geschenkteller mit Galeriebildern
älterer und moderner Meister, hochkünstlerische Malereien,
Figuren Watteaus und Amoretten, Genrebilder, Tiermotive
und Landschaften, Vasen in antiken und modernen Formen
mit Figuren-, Landschafts- und Blumenmalereien, Broschen
und Anhänger mit Blumenmalereien. Die Reichsbehörden
haben weitgehende Unterstützung bezüglich der Ausfuhr
zugesagt."

Eine zionistische Künstlervereinigung wurde in Jerusalem
gegründet, um die Pflege jüdischer Kunst und jüdischen
Kunsthandwerks zu verbreiten. Die Vereinigung will
im Frühjahr ihre erste Ausstellung veranstalten.

„Überwachung der Kunstauktionen." Im Berliner
Polizeipräsidium ist für diese Uberwachungsarbeit seit
einiger Zeit ein Dezernat für Kunst- und Theaterangelegen-
heiten eingerichtet, mit dessen Leitung der Kunsthistoriker
Dr. Daun betraut ist. Eine besondere Aufgabe dieses
Dezernats für Kunst- und Theaterangelegenheiten ist die
Überwachung von Kunstauktionen, mit denen gleichfalls
stetig wachsender Unfug zum Nachteil des kaufenden
Publikums getrieben wirtl.

Eine moderne Keramikausstellung in der städtischen
Kunsthalle Mannheim. Unter dem Titel „Porzellan und
Majolika" wird in der Kunsthalle demnächst eine größere
Ausstellung eröffnet werden, welche die beiden wichtigen
keramischen Kunstgattungen des Porzellans und der Majo-
lika in neuen vorbildlichen Erzeugnissen der Manufakturen
von Rudolstadt und von Karlsruhe vorführen und damit
dem Sammler und Kunstfreund zeigen wird. Die Gegen-
überstellung der beiden Materialarten und der durch sie
bedingten verschiedenen Formgebung wird außerdem Ge-
legenheit zu lehrreichen und anregendsten Vergleichen
bieten. Die Ausstellung soll für die Dauer eines Monats
zusammen mit der Ausstellung „Der Genius im Kinde"
geöffnet sein.

Umgestaltung des Kunstbesitzes in Oldenburg. Mit der

Neuordnung des Kunstbesitzes Oldenburg, wo die staat-
lichen Kunstsammlungen zusammengefaßt und ins alte
Schloß übertragen werden sollen, ist der Kunsthistoriker
Dr. W. Müller-Wulckow aus Frankfurt a. M. als Direktor
des neu zu schaffenden Oldenburgischen Landesmuseums
beauftragt worden.

*

Die Klischees zu den Abbildungen dieses Heftes lieferte die Firma Zerreiss & Co. in Nürnberg

Schriftleiter: Prof. Dr. Jos. Ludwig Fischer — Herausgegeben vom Bayerischen Kunstgewerbeverein — Verlegt bei Georg W. Dietrich
Für die Anzeigen verantwortlich: F.C.Mayer — Druck von R. Oldenbourg — alle in München
Copyright: 1921 by Georg W.Dietrich

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