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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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F.: Glaspalast 1921, [3]: die kunstgewerbliche Abteilung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0074
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JOSEF LEIPFINÜER Bemalte Zeugflasche

von Anregungen zum formalen Ausbau und zur
dekorativen Weiterentwicklung. In diesem Zu-
sammenhange darf nicht verschwiegen werden, daß
die Pflege des Porzellans nicht jene Intensität
aufzuweisen hat, die man erwarten müßte. Man hört,
daß die namhaften Porzellanfabriken ganz gewal-
tige, auf Jahre hinein gesicherte Aufträge haben,
daß die berühmten alten Stätten der Porzellan-
kunst neues Leben entfalten, daß sogar neue Werk-
stätten, an alte Traditionen anknüpfend, sich
wieder öffnen, so beispielsweise Ludwigsburg.

Verhältnismäßig reich war die Teilnahme der
Glasmalerei. Fast alle bekannteren Münchner
Glasmalereiwerkstätten hatten die Ausstellung be-
schickt, so die Hofglasmalerei f. P. Bockhorni,
C. de Bouche, A. von der Heydt, A. Staudinger,
G. von Treeck, F. X. Zettler. Die Art dieser Ar-
beiten, die sich vorwiegend durch die Gediegenheit
in der Technik empfehlen, ist bekannt. Die Ent-
würfe der von F. X. Zettler ausgestellten Glas-
gemälde, die von Rupprecht stammen, sind von
der echt glasmalerisch empfundenen Stilistik der
Frühfranzosen inspiriert. Origineller, stärker und,
wenn man will, moderner, bringt diesen Stil der
Münchner Maler Karl Knappe zum Ausdruck.
An der Pflege der Glasmalerei haben sich außerdem
auch die Münchner Maler Frank Sepp und Bernhard
Jäger beteiligt.

Eines der beliebtesten Gebiete kunstgewerblicher
Betätigung, namentlich für Frauen, ist der reiche
Kreis von Gegenständen, die mit Stoffen und
sonstigen feinen Details arbeiten. Über eine
größere Anzahl von Batiken wird in einem grund-
sätzlichen Artikel, der die moderne Batikkunst
behandelt, demnächst zu sprechen sein. Mit einigen
sehr wirksamen, kunstgewerblich richtig empfun-
denen und manuell vorzüglich gelungenen Arbeiten
hat sich die Münchner Kunstgewerblerin Luise
Pollitzer eingefunden. In der letzten Nummer
haben wir das fein stilisierte, duftige Taufkleid
abgebildet — es ist Batistapplikation auf Tüll —
ferner einen der verschiedenfarbigen Perlbeutel,
die sich nicht bloß durch den frischen Kolorismus
der kleinen Farbenspender empfehlen, sondern
vor allem auch durch die strengen und darum auch
besonders wirksamen Formen des geometrischen
und figürlichen Dekors. Einen ähnlichen Eindruck
macht die ebenfalls in der letzten Nummer abgebil-
dete Tüllstickerei von Käthi Filchner. Auf zartem
Grund ist der Sündenfall in kräftiger und wirk-
samer Stilisierung aufgetragen, durchaus flächig
und ohne alle plastischen Ausdeutungen. Die
Strenge des Stils hat fast die herbe Kraft eines
Holzschnittes. Ans Orientalische, näherhin an die
glänzende Formensprache des sassanidisch-persi-
schen Zeitalters erinnert uns ein Prachtwerk der
Textilkunst: der Wandbehang von Wilhelmina

JOSEF LE1PF1NOER Bemalter Tonkrug

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