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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 71.1921

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Thiele, Walther: Alte Techniken, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8622#0080
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der Dampff nicht davon gehe / seyhe es dann ab / unnd
laß es wieder erwallen. Von dieser Färb wird Weiß Eyß-
graw / Roth / Weichselbraun / usw.

Weder Blaw noch Graw. Nimb Heidelbeer / zwinge
sie auß / thue darunter Alaun / unnd sied Zwirn oder Tuch
darinnen / so wird es weder Graw noch Blaw.

Von brauner Färb. Nimb Kornblumen / Süßbeer /
schwartzen Schliff / Fluckzunder / unnd Erlenrinden / laß
alles wol in einem Hafen erwallen / seyhe es durch ein Tuch
in einen andern Hafen / grabe den in die Erden / nimb ihn
am dritten Tag wider herauß / so hastu braune Settigung.
Streichestu es auff roth / so wird es Braun / auff Geel / so
wirds Schwartz / auff Weiß/so wird es Bleich.

Von Laubfarben. Nimb Spangrün / reib ihn wohl
mit Essig / thue darunter ein wenig eingeweichten Saffran /
reib ihn auch drunter / so hastu eine schöne Laubfarb.

Oder nimb Kalck unnd Weinhefen / laß wohl vergähren
in einem verdeckten Hafen / laß stehen 14. Tag / unnd wann
es gefällt / so seyhe es von dem Kalck / unnd laß es erwallen.

Von etlichen Kunststücklein / mit Gold und Silber zu
Schreiben.

Gold auß der Feder Schreiben. Nimb 16 Blätlein
des guten Goldes / legs auff einen Stein / spreng darüber
ein wenig Essig / laß eine kleine weil liegen unnd reibs dann
untereinander zu reinem Pulver / lege das Pulver in ein
Muscheln / gieß darüber lauters Wasser / daß die Muschel
voll sey / zertreib es wohl untereinander mit einem Finger/
laß ein weil gefallen / daß das Gold gefällt / geuß dann das
Wasser ab / unnd geuß ein anders dran / unnd rührs als
zuvor / thus so lang / biß das lauter Wasser davon gehe /
unnd thus in ein Zinnen Hörnlein oder Muscheln / gieß
lauter Gummiwasser dran / temperier es / daß es gern auß
der Feder gehet / thue darein den drittheil Wasser unter
den Gummi / Schreibe damit / unnd Blanckiers sänfftig-
lichen.

Schreiben / als ob es mit Silber oder Gold sey.
Nimb Berillen oder Cristallen /reibs wohl zu Pulver / unnd
temperiers mit claro, als ein Rubricem / Schreib damit /
unnd laß trucken werden / nimb dann ein silbern oder gül-
den Ring / streich gar sänfftiglich darüber / unnd Blanckiers
mit dem Zahn.

Ein Grund auff Holtz oder Stein / darauf f zu ver-
gülden. Nimb Kreyden zwey theil/Ogger ein theil/Mennig
unnd gebrannt Bein / auch jedes ein theil / Spangrün ein
halb theil / diese Stücke zerreibe alle auff einem Stein /
thue darzu zwey theil Firniß / unnd ein theil Oel / unnd
wann du es gerieben hast / so drings durch ein Tuch / unnd
wann du das Gold wilt aufflegen / auff Holtz oder Stein /
so schmiere die Materi mit Oele so lang / biß sie es nimmer
annimmet / unnd streich dann den Grund darauff / unnd
lege dann das Gold auff / drucks mit einem Schwämmlein
oder Baumwollen daran / unnd laß trucken werden.

Gold' auff den Schnitt zu bringen. Nimb Bolum
armenum, reib ihn gar rein / magst auch wohl ein wenig
Saffran darunter thun / unnd so du das Buch beschnitten /
so schabe es auff dem Schnitt / unnd presse es hart zu-
sammen / nimb dann Eyerklar / unnd bestreiche den Schnitt
/ unnd ehe es trucken / so streich den Bolum drauff / glett
es / unnd so es trucken ist / lege das Gold gar auff / glette
es wieder mit einem Zahn / so thuts gar schön.

Silber ohne Silber auß der Feder schreiben.
Nimb Wißmath / zerreibs auff einem Reibstein / mit lau-

term Wasser / doch muß der Wißmath zuvor mit altem
Speck gereinigt seyn / Reibs so lang/biß es dich gedünckt
genug seyn / laß trucken werden / temperiers ein wenig mit
Saffran unnd mit Gummi / schreib damit was du wilt / so
wirds schwartz / wann man es aber Blanckiert mit einem
Beerenzahn / so scheinets als Silber/unnd ist doch kein
Silber.

Allerhand Dinten zu praeparieren.

Eine gute schwartze Dinten zu machen. Nimb
8 Loth Victril / 14 Loth Galläpffel / 6 Loth Gummi / zustoß
alles klein / unnd thue es zusammen in einen Hafen / geuß
darüber dritthalb Maß Bier oder Wein / verdecke den Hafen
wol / laß 14 Tag stehen / rührs alle Tag 5 oder 6 mal.

Ein anders. Nimb 5 Loth Calles/3 Loth Victril / drey
Loth Gummi / eine gantze Maß Wassers / ein wenig Essig/
unnd ein Löffel voll Saltz / sieds / unnd rührs offt unter-
einander.

Oder nimb 2 Loth Gummi / 2 Loth Victril / drey Loth
Galläpffel / ein Viertelein Weinessig / ein Viertelein Regen-
wasser/sieds durcheinander.

Ein anders. Nimb 5 Loth Galles/4 Loth Victril / oder
4 Loth Gummi / ein Maß Bier / vermischs halber mit faulem
Wasser / thue darzu ein wenig Saltz und Essig.

Ein anders. Nimb 2 Loth Gummi / zwey Loth Victril /
3 Loth Galläpffel / ein halb Seidlein Weinessig / unnd ein
halb Seidlein Regenwasser.

Eine gute Dinten zu machen. Nimb zu einer Maß
ein halb Maß unnd ein halb Viertelein Wasser / ein Vierte-
lein Weins / ein halb Viertelein gutes Essigs / 4 Loth Kupfer-
wasser / 4 Loth Gallus/4 Loth Gummi/stoß diese Stück
alle klein / ein jedes besonder / darnach thus untereinander /
in einen verglasten Hafen / darnach geuß die obgeschriebene
Materien drüber / rührs offt untereinander / ein Tag 6 oder
mehr / unnd so es gefallen / gieß in ein Glaß / so hastu eine
gute Dinten.

Von rother Dinten. Eine gute Presilg anzustellen, die
schön wird. Nimb ein Loth Presilienspän / thus in ein
gläsinen Häflein / geuß darüber guten weissen Essig / laß
es drey oder vier Stundt stehen / daß es wohl erweiche /
nimb dann gut lauter Bier / gieß daran ein wenig lauter
Wasser / daß die Feuchte zwei zwerge Finger über die
Späne gehe / setze es zu einem sittigen Glütlein / laß es
sieden / unnd nicht überlauffen / so es eine gute Zeit ge-
sotten hat / thue einer Baumnuß groß gestossenen Alaun
drein / unnd so viel Gummi Arabici / setze es wieder zu
dem Fewer / laß wieder sieden / nimbs vom Fewer / unnd
laß erkalten / seyhe sie von den Spänen / thus in ein Glaß /
unnd vermache es geheb / so ists gerecht.

Ein anders. Nimb zwey Loth Presilien / unnd von
zwölff Eyern das Weisse / Alaun einer Haselnuß groß /
klopff das Eyerklar klein / unnd tus alles untereinander /
setze es an die Sonnen / oder hinder den Ofen zwey Tag /
rührs bißweilen untereinander / seyhe es durch ein Tuch/
und laß den Safft wohl abtrucknen / behalts in einem reinen
Tuch / unnd so du es temperieren willt / so nimb lauter
Wasser.

Blawe Dinten zu machen. Nimb Holderbeer / so viel
du wilt / druck den Safft auß / thue darzu gestoßen Alaun /
Essig den vierten theil / unnd ein wenig Harn / zeuch ein
Tuch dardurch / unnd probiers / ob es sein gnug hat.

Veyhelblawe Dinten. Nimb Attichbeer / Alaun / Essig
unnd Harn / temperiers untereinander / unnd siede es.

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