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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 74.1924

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Kleine Mitteilungem
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Aus dem Leben des Vereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8625#0035
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erwerbungen bedeutend. Die große und reiche Stadt Baltimore,
die bisher kein Museum ihr Eigen nannte, hat nunmehr das Balti-
more-Museum of Art eröffnet, das vorläufig in einem geliehenen
Heim, dem alten Stadthaus, un-
tergebradht ist. Eins der wichtig«
sten Museen unter den neu ent-
standenen ist die Freer Art Gal-
lery in Washington, die neben
einer vorzüglichen Sammlung
ostasiatischer Kunst ausgesuchte
Werke amerikanischer Maler, so
das berühmte „Pfauenzimmei"
Whistlers, enthält, dann die von
Dr. Harnes in Merion, einer Vor«
Stadt Philadelphias, mit einem Ka-
pital von 6 Millionen gestiftete
Farnes Foundation, die ganz und
gar der zeitgenössischen Kunst
gewidmet ist. Eine eigenartige
Neuerung ist die „Leihbilder-
Galerie" in Dayton, Ohio, die so
volkstümlich wie eine Leihbib«
liothek geworden ist. Hier wer«
den zunächst 30 kleinere Bilder
auf bestimmte Zeit ausgeliehen;

GESELLENSTÜCK FRÜH)AHRSPRÜFUNG 1924

Rahmkanne von Franz Richert bei A. v. Mayrhofer

eine Anzahl Künstler haben sich bereit erklärt, zu kleinen Preisen
einige ihrerWerke für die Leihgalerie herzugeben. Die ägyptischen
Ausgrabungen werden nicht ohne großen Einfluß auf die ameri-
kanische Museologie sein. Man
hört allgemein, daß sich der Ge-
schmack in den Vereinigten Staa-
ten bedeutend heben soll, daß so-
gar bei den Wolkenkratzern be-
reits auf gefälliges, ästhetisches
AussehenWert gelegt wird. Noch
mehr gelte dies für Innenausstat-
tung. Dadurch erscheint die große
Museumsgründung noch in ei-
nem besonderen Lichte, nämlich
nicht nur als Ziel kunstgeschicht-
licher Wissensbereicherung, son-
dern vor allem der praktischen
Anregung und Auswirkung in
Geschäft und Haus. Wer immer
für Amerika gewerbliche oder gar
kunstgewerbliche Aufträge er-
ringen will, möge diese fortschrei-
tende Geschmacksveredlung, die
sich allenthalben Bahn bricht, nicht
außer Acht lassen.

AUS DEM LEBEN DES VEREINS.

Jubiläum des 75jährigen Bestehens des Bayer. Kunst-
gewerbe= Vereins. Der Verein wird im Jahre 1925 die Feier
seines 75 jährigen Bestehens begehen. Einzelheiten stehen noch
nicht fest, dagegen wurde bereits beschlossen, aus diesem Anlasse
eine kleine, aber erlesene kunstgewerbliche Ausstellung zu ver-
anstalten, welche einesteils kunstgewerbliche Meisterstücke der
letzten 75 Jahre enthalten soll, anderseits und in der Hauptsache
aber den gegenwärtigen Stand des
bayerischen Kunsthandwerks zei-
gen soll. Wir richten deshalb an
Besitzer hervorragender kunst-
gewerblicher Arbeiten der vergan-
genen Jahrzehnte die Bitte, um leih-
weise Überlassung (Anmeldungen
bitten wir an das Sekretariat zu
richten), alle bayerischen Kunst-
handwerker aber fordern wir jetzt
schon auf, für diese Ausstellung,
die voraussichtlich im Juni 1925 er-
öffnet wird,besonders tüchtige Leis -
tungen in Angriff zu nehmen. Die
genaueren Festsetzungen werden
nach Lösung der Lokalfrage und
sonstigen Vorbereitungen im Laufe
des Sommers veröffentlicht werden.

Veranstaltungen iml. Halb»
jähr 1924. (Fortsetzung zu Heft 1,
S. 15) Am 26. Februar hielt Herr
Alexander Roda Roda einen Vor-
trag über„Amerika und der Ame-
rikaner", der sich ungeheuren Be-
suches erfreute. Der Vortragende

GESELLENSTÜCK FRÜHJAHRSPRÜFUNG 1924

Zuckerdose von Franz Rickert bei A. v. Mayrhofer

gab in seiner humorvollen Weise ein Bild von Amerika und seinen
Bewohnern, das von der hier landläufigen Auffassung, wenn
nicht erfreulicherweise, so doch zu Gunsten der Richtigkeit erheb-
lich abstach. Es ist gerade für den Kunstgewerbler von Nutzen,
zu erkennen, daß der Amerikaner kein feinsinniger und freigebiger
Mäzen, sondern daß er durch und durch Geschäftsmann ist, von
Bildung nicht gerade überfließt und daß im übrigen die dortigen

Wohnsitten und der kaum vorstell-
bare Schematismus des äußeren
Menschen für individuelle Raum-
gestaltung und für Absatz besserer
Gebrauchskunst wenig Aussicht ge-
währen.Wirhaben in diesen Heften
schon einmal an Hand eines Berich-
tes der Hapag-Messe darauf hin-
gewiesen, daß mit Amerika nur der
Geschäfte machen kann, der billig
liefert und die geistige und künst-
lerische Leistung mindestens sehr
niedrigberechnet. Dem anregenden
und mit großem Beifall aufge-
nommenen Vortrag folgte noch ge-
selliges Beisammensein, bei dem
auch der Tanz nicht fehlte.

Am 11. März sprach auf Ein-
ladung des Vereins Herr Reichs-
kunstwart Dr. Redslob über Volks-
kunst und Kunstgewerbe. Der
Vortragende ging dabei von dem
Begriff der Volkskunst als einer im
Volke wurzelnden Geschicklichkeit
der Hand aus, die sich in früherer

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