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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Kiener, Hans: Neue Arbeiten von Joseph Bergmann
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Jaskolla, Else: Eindrücke von der Pariser Ausstellung, ihrer Textil- und Schulabteilung im Besonderen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0153
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abgebildetes Apsisgemälde in der neuen katholischen
Pfarrkirche in Olching zeugt von großer Beherrschung
der Kunstmittel. Sämtliche führenden Linien sind ho-
mögen unter sich und nehmen Bezug auf die runde
Form der Apsis. Die Figuren sitzen gut in der Fläche
und ihre große und aus-
ladende Gebärde, richtig
distanziert, erzeugt jene
Flächenspannungen, die
so wesentlich sind für den
Ausdruck dieser spezifi-
sehen Geistigkeit. Auch
maßstäblich ist die Kom-
Position gut. Ohne klein
zu werden, lassen die
untergeordneten Figuren
den thronenden Christus
groß und bedeutend wir-
ken. Das auch in der
Farbe kräftige und gut ab*
gestimmte Gemälde ver-
mag denganzen Kirchen-
räum zu beherrschen. Es
wird eine bedeutende Re-
sonanz finden, wenn ein-
mal dieWände des Mittel-
schiffes den Bilderschmuck

tragen werden, der heute nur in Skizzen vorliegt.
Es ist trefflich, wie einfach und klar Bergmann die
Wand aufteilt und wie die Felder unter sich in einem
möglichen und befriedigten Verhältnis stehen. Es ver-
steht sich von selbst, daß dieVerteilung von Bildfüllung
und -Leere, daß dieVerteilung der einzelnen farbigen
Dominanten von Bild zu Bild aufeinander Bezug neh>
men, daß ein einheitlicher zeichnerischer und farbiger
Rhythmus die ganze Abfolge durchwaltet. Die ruhige
und vernünftige Architektur kommt dem Maler ent-
gegen und es sei nicht unterdrückt, daß der Künstler
klagt, wie schwer es"oft der moderne Architekt durch
eine zerrissene und willkürliche Gliederung dem Maler
macht, seinen farbigen Organismus einheitlich und har-
monisch zu gliedern. Den Ernst und die monumentale
Auffassung, die aus Bergmanns Arbeiten sprechen,

JOS. BERGMANN

läßt auch das Apsisgemälde in Freyung, eine Kreu-
zigung, erkennen.

Ähnliche monumentale Entwürfe Bergmanns für
Apsisgemälde liegen heute in Skizzen vor: für eine
neue evangelische Kirche in München (Modell im Glas-
palast) und für die kleine
evangelische Kirche in
Grafing, die Geheimrat
von Bestelmeyer außer-
ordentlich geschickt und
stimmungsvoll unter Be-
nützung des schon vor-
handenen Spritzenhauses
gebaut hat. Sehr gut ist,
wie die verhältnismäßig
kleinen Tafeln in Tem-
pera, mit denen Berg-
mann dieKanzel in diesem
Kirchlein geschmüdu hat,
den schlichten Raum be-
herrschen und beleben. Es
sind die vier großen Pro-
pheten und es ist wichtig,
wie die Köpfe in der
Fläche stehen, wie sie
in markanten Linien die
Fläche ausdeuten. Sie
sind der frühmittelalterlichen Malerei nachempfunden,
aber ohne direkte Abhängigkeit. Die Köpfe sind streng
stilisiert, aber sie werden nicht zu Grimassen. DieKöpfe
sind sehr plastisch modelliert. Die Spuren der impres-
sionistischen Technik sind nicht verleugnet, aber sehr
taktvoll reduziert, um der Entfaltung der großen Form
nicht im Wege zu stehen. Man denkt an analoge Fälle
im frühen Mittelalter, wo auch ein allmählicher Abbau
der spätantiken impressionistischen Technik erfolgte
zugunsten der ausdrucksmäßigen, symbolhaften Ge-
bärde. Das Holzwerk der Kanzel, sehr ruhig in der
Form und in kalten Tönen gehalten <von Geheimrat
Bestelmeyer) gibt die entsprechende Folie für die Bil-
der. Eine kleine bunte Scheibe, eingesetzt in ein Fen-
ster der Eingangswand, läßt die gleichen Formtenden-
zen Bergmanns erkennen. Hans Kiener.

Glasbild

EINDRÜCKE VON DER PARISER AUSSTELLUNG,
IHRER TEXT IL = UND SCHULABTEILUNG IM BESONDEREN.

Frankreichs Werbetrommel hatte wohl so ziemlich alle Länder treten war. Die Ausstellung — in Umfang und Aufmachung ver»

— diesesmal zu friedlichem Wettstreit an der Seine — gerufen und wirrend wirkend, bedeutete alles andere als eine Verschönerung"

sie alle hatten Folge geleistet bis auf Deutschland. Ob letzteres des sonst so wundervollen Stadtbildes und barg in seinen unzäh-

recht daran tat oder nicht, sei dahingestellt, bedauerlich war es (igen Hallen mit wenig Ausnahmen eine derartige Anhäufung von

vom künstlerischen und kulturellen Standpunkt, daß es nicht ver» Kunstgewerbe im schlechten Sinne, daß man zur Auffrischung des

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