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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 76.1926

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Hildebrand, Adolf: Das Problem der Form
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7093#0071

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Da es bei der Kunst nicht auf ein bloßes Erkennen
ankommt, sondern auf ein Handeln und Formen,
in welchem die Erkenntnis zur Tat wird, so kann
die Besprechung der künstlerischen Probleme nur
dann fruchtbar sein, wenn der Verlauf des künst«
lerischen Prozesses nicht nur theoretisch, sondern
bis in die praktische Ausführung verfolgt wird. Es
muß gelingen, zwischen den beiden Polen unseres
Seins, dem sinnlich Wahrnehmbaren und dem inne<
ren geistigen Vorgange, den klaren Zusammenhang
darzulegen. Können wir nicht zeigen, wie der ge*
dachte Vorgang auch wirklich aussieht, ihn sozu»
sagen ad oculos demonstrieren, so hängt alle Kunst5
einsieht in der Luft, es bleibt jedem überlassen,
sich das Gedachte so oder so vorzustellen, je nach
dem Grade der Entwicklung seiner sinnlichen An»
schauung. Gegenüber dem Mangel an anschau*
lichem Denken, der sich fast in allen Kunsttheorien
verrät, ist es wichtig, den Nachdruck nicht auf die
Ideen zu legen, sondern auf die reale Vorstellung.

Es gipfelt daher meine Arbeit in dem Kapitel
über die Steinarbeit. Dieser praktische Vorgang ist
im Grunde nur die Realisierung all der künstleri*
sehen Vorstellungen, über die in den vorausge«

gangenen Kapiteln gehandelt wurde und es konnte
deshalb der Zusammenhang zwischen dem künst*
lerischen Arbeitsprozeß und der ihm zugrunde lie-
genden Vorstellung nur am Schlüsse der Darsteb
lung verstanden werden. Die Einsicht in einen Zu5
sammenhang dieser Art ist um so notwendiger, als
die technische Entwicklung und die Fabrikarbeit
der heutigen Zeit dazu geführt hat, das Gefühl für
die Art des Entstehens überhaupt zu schwächen
und das Produkt nur an sich, nicht aber als Aus«
druck und Niederschlag einer bestimmten geistigen
Tätigkeit aufzufassen. Ich hoffe, daß es mir ge*
lungen ist, zu zeigen, welche Bedeutung für das
Kunstwerk im natürlichen Entstehungsprozesse
liegt, wie aus ihm das Gute, Echte sozusagen von
selber entsteht, und wie es um die Kunst nur dann
gut bestellt ist, wenn der Künstler die natürliche
Schaffensbahn wandelt, mehr bestrebt, auf echte
Weise etwas hervorzubringen — mag es zuletzt
noch so bescheiden ausfallen — als ein glänzen*
deres Resultat erzielen zu wollen, das nur als Pro«
dukt eines größeren Könnens berechtigt, mit un*
echten Mitteln gezeugt dem Schicksale alles Un«
echten verfallen ist.

GOETHE ÜBER DIE BEDEUTUNG DER GRUNDRICHTUNGEN IN DER BAUKUNST.

„Das Widersinnige einer solchen geschmacklosen
Denkart (des Prinzen Pallagonia) zeigt sich aber
im höchsten Grade darin, daß die Gesimse der
kleinen Häuser durchaus schief nach einer oder

der andern Seite hinhängen, so daß das Gefühl
der Wasserwage und des Perpendikels, das uns
eigentlich zu Menschen macht und der Grund aller
Eurhythmie ist, in uns zerrissen und gequält wird."

Italienische Reise. Palermo, den 9. April 1787.

KLEINE MITTEILUNGEN.

Berichtigungen zuHeft2. 1. Der KissingerSchmucks
hof und der Saal Schwerin stammen von Prof. Littmann.
Lediglich die dekorativen Plastiken sind Arbeiten der Herren
Prof. Düll und Pezold.

2. Das auf S. 40 abgebildete Glasgemälde von Sepp Frank
ist ausgeführt in der Hofglasmalerei J. P. Bockhorni in
München.

Der Bayerische Gewerbebund (gegr. 1883) hat 1922 eine
Krankens und Sterbekasse für den gewerblichen und kauf*
männischen Mittelstand geschaffen, die heute bereits einen
Mitgliederstand von 100000 erreicht hat. Der Kasse ist eine
Sparrentenversicherung angegliedert. Mäßige Beiträge
sichern dem kleinen Gewerbetreibenden Schutz und Hilfe
im Krankheits» und Todesfall und bei Arbeitsunfähigkeit.
Wir verweisen auf das Inserat in diesem Heft.

Der Kunstgewerbeverein zu Hamburg tritt mit einer
Schrift: „Probleme der angewandten Kunst" als Jahresgabe
1926 an die Öffentlichkeit; als Herausgeber zeichnen Alfred
Rohde und Hans Dören. Fragen allgemeiner Bedeutung, wie

die „Einheit des Künstlerischen" oder „Etwas vom Wie und
Wo der Mode" wechseln mit spezielleren Betrachtungen:
„Die Gestaltung des illustrierten Buches", architektonischen,
Stil; und Schulfragen. Bemerkenswert ist auch die sehr
hübsche Druckgestaltung durch Johannes Schulz (Staatliche
Kunstgewerbeschule Hamburg) und die Ausstattung mit vors
züglichen Holzschnitten verschiedener Hamburger Künstler.

Hundert Jahre Ulmische Gewerbeschule.Anläßlich ihres
100jährigen Bestehens veröffentlicht die Ulmische Gewerbes
schule eine beachtliche Festschrift, der der Ulmer Bürger Max
Eith, der Oberbürgermeister, ferner das Ulmer Museum, Ins
dustrie, Handwerkskammer und Gewerbeverein das Geleit
geben. Neben geschichtlichem Rückblick gibt die Schrift eine
Darstellung des heutigen Schulbetriebs und zeigt in einer
Reihe von Abbildungen gute Schülerarbeiten. Im Anhang
werden auch die neue Werkschule der C. D. Magirus A.sG.,
die Ulmer Fahrschule (Filiale der württ. Landesfahrschule)
und die Heeres»Handwerkerschule der 5. Division als wesenss
verwandt behandelt.

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