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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 77.1927

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Goetz, Hans: Sinn und Zweck der Ausstellung München 1927 "Das Bayerische Handwerk"
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Rose, Hans: Die Ausstellung "Das Bayerische Handwerk 1927": Bauten und Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.7094#0098

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Mitwirken öffentlicher Stellen zu ermöglichen ge-
wesen, die die Ausstellungswerkstätten laufend mit
Aufträgen versorgen.

Auf die Fülle der übrigen Einzelheiten der Aus-
stellung, wie die moderne Organisation des Handwerks,
das Ausbildungswesen, die in der Industriehalle ver-
einigten Werkzeuge und Maschinen usw. näher ein-

zugehen, ist hier nicht der Ort. Alles aber dient dem
einen wichtigen Ziele, das Handwerk, sein Wesen
und sein Werden, sein Leben und sein Können, ein-
mal aus der stillen Arbeitsamkeit seiner verschlosse-
nen Werkstätte herauszuholen und ins Licht zu
stellen, damit es die Wertung finde, die es von allen
heischen kann.

DIE AUSSTELL UNG
DAS BAYERISCHE HANDWERK 1927

BAUTEN UND DEKORATION

Von einer Ausstellung verlangt man vor allem, daß
sie festlich sei. Denn es handelt sich nicht darum, ob
ein Fachmann dieses oder jenes Stück auch ander-
wärts hätte sehen, auch anderwärts das Verfahren der
Herstellung hätte studieren können. Sondern es kommt
darauf an, wie die Dinge sich darbieten. Ob das Ganze
dazu einlädt, sich dem Schauen hinzugeben, dem ge-
nießenden Schauen und dem denkenden Schauen; ob
das Vergleichen leicht gemacht ist, und die Folge der
Gegenstände auch dem Unbefangenen Gedanken ein-
gibt über deren Sinn und Wesen. Solche Augenfeste
haben ihre Schicksale, ähnlich wie Bücher oderTheater-
stücke. Bis zum letzten Augenblick weiß man nicht,
wie die Sache wirkt. In unserem Fall muß rühmend
anerkannt werden, daß die Ausstellungsleitung ein
Meisterwerk geschaffen hat, ein Werk von einheit-

lichem Guß, das die verschiedensten Kräfte der
Münchener Künstlerschaft auf der Grundlage eines
gefestigten, einheitlichen Geschmacks zusammenführt.
Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, in dem wir
nach vielerlei Krisen wieder von einem geschlossenen
Zeitstil sprechen können. Keine Herausstellung von
einzelnen Persönlichkeiten, deren Werke sich wider-
sprechen und entkräften. Sondern man findet sich
auf der mittleren Linie einer klaren und schlichten,
leichten und geistvollen Handhabung der Formen.
Kein Kampf, sondern selbstverständliches Können,
so daß wir rückwärts schauend in der Zeit der Um-
wertungen doch die tiefere Folgerichtigkeit heute
bereits zu erkennen vermögen. Da sieht man nichts
Pedantisches, nichts Schwerfälliges. Der Ausblick von
Saal zu Saal lockt das Auge an. Das herbe Handwerks-

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