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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 78.1928

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Hanfstaengl, E.: Vorbemerkung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0008
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VORBEMERKUNG

Die veränderte Form, unter der heute die
Zeitschrift „Kunft und Handwerk" erfcheint,
ift von mehrfachen Gründen bedingt. Reine
Wirtschaftlichkeit veranlaßte Format und
Ausftattung, Ueberlegungen über die Beftim-
mung des Blattes gaben für alles Uebrige den
Ausfchlag. Diefer Zweck ift zweifach: einmal
die Darftellung deffen,was in den Kreifen der
Kunftgewerbevereine, die fich der Zeitfchrift
als Organ bedienen, geleiftet wird, zum an-
deren die Unterrichtung der Mitglieder über
alle für die eigene Tätigkeit im engeren und
weiteren Sinne wefentlichen künftlerilchen
und gewerblichen Fragen und Erfcheinungen.
Dabei wird begreiflicherweife auf dem Kunft-
handwerk der Nachdruck liegen und Architek-
tur, die bildenden Künfte nur in fo weit be-
rückfichtigt werden können, als Tie die Betäti-
gungsmöglichkeit und die Ergänzung der Ge-
werbekunft bedeuten.

Wefentlich für die inneren und äußeren
Wandlungen des Blattes war die Entwicklung
vom Organ des Bayerifchen Kunftgewerbevereins
zu dem der Arbeitsgcmeinfchaft der füddcutfchen
Kunftgewerbevereine. Folgende Ereigniffe lie-
gen diefer Tatfache zu Grunde: Der 1878 ge-
gründete Verband Deutscher Kunftgewerbe-
vereine war durch den Krieg und die Inflation
zu faft völliger Einftellung feinerTätigkeit ge-
zwungen worden. Wirtfchaftliche und ideelle
Gründe waren für den bayerifchen und Karls-
ruher Kunftgewerbeverein maßgebend, 1925
die Wiederaufrichtung des deutlchenGefamt-
verbandes zu verfuchen, zunächft in der Zu-
fammenfaffungderfüddeutfchenVereine,was
auch im April 1025 in München gelang. Die im
Juli des gleichen Jahres tagende Vertreter-
verfammlung der deutfchen Kunftgewerbe-

vereine brachte wohl manche organifatorifche
Befferung und es kam zu einer formellen
Wiederherftellung des Verbandes, aber der
Zufammenfchluß zu einem fo großen Verband
erwies fich fchließlich doch nicht als lebens-
fähig. Die Unterfchiede nach der Zahl der
Mitglieder, nach Geltungsanfprüchen, in den
Zielen und Einftellungen waren im Laufe der
Jahre erheblich geworden,eineGefamtleitung
diefer divergierenden Einzelgruppen konnte
unmöglich hoffen Erfprießliches zu leiften.
Die Süddeutfchen, die fich unterdeffen über
gewiffe gemeinfame Richtlinien geeinigt und
manchen Erfolg erzielt hatten, löften fich vom
Gefamtverband, ohne damit fein Wiederer-
ftehen in der Zukunft endgültig aufgeben
zu wollen.

Diefe äußeren Vorgänge entfprachen in-
neren, tieferen Beweggründen, die wieder aus
allgemeinen Strömungen unferes wirtichaft-
lichen und geiftigen Lebens refultieren. Eine
Scheidung der Geifter mußte früher oder
fpäter kommen und wenn je ein größeres ge-
meinfames Ziel erreicht werden follte, fo
mußte man den einzelnen Gruppen Tempo
und Richtung felbft überlaffen. Dabei werden
kleinere Gruppen unter der Führung einzel-
ner temperamentvoller Perfönlichkeiten den
Vorteil größerer Beweglichkeit nützen kön-
nen, felbft einen falfchen Weg eingetragen
zu haben, bedeutet bei ihnen keine zu große
Gefahr, und fchließlich ift es ja ihre Aufgabe
nach allen Seiten das unbekannteTerrain auf-
zuklären. Gemeffener und zögernder werden
die großen Vereine folgen und eine verant-
wortungsbewußte Leitung muß vermeiden,
fie in Experimente, Verfuche zu verwickeln,
die ein Verzetteln derKräfte bedeutenwürden
 
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