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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 78.1928

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Vereinsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0032
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ging von einem kurzen Rückblick auf die Ge-
fchichte des Vereins aus und (teilte die Forderung
der Einigkeit und Eintracht, des Zusammenhalts
zwifchen Kunft und Handwerk, voran. Der Vor-
tragende erinnerte an die urfprünglichen und heute
noch lebendigen Ziele des Vereins: die Kunft in das
Gewerbe einzuführen und zwar die deutfche Kunft,
die Ausbildung der Gewerbe zu fördern in nationalem
und zeitgemäßem Sinne, einer Entwicklung felbft-
ftändiger im Volksbewußtfein und dem Geifte der
Gegenwart wurzelnder Kräfte zu dienen. Dazu fei
inniges Zufammenarbeiten von Künftler und Hand-
werker nötig. Es gelte alle Kräfte zufammenzuführen
zu einer fortfchrittlichen Münchener Arbeit, der Fort-
fchritt könne freilich nicht durch Luftfchlöffer und zug-
kräftige Attraktionen für das reifende Publikum,
durch Reden und Theorien, fondern nur in wirklicher
praktifcher Arbeit errungen werden. München und
die Münchener Kunft dürfen dabei ihren Charakter
nicht verleugnen und fich nicht in das Schlepptau art-
fremder Strömungen begeben. Soll München fich
ferner als Kulturzentrum Deutschlands behaupten,
fo müffe man hier finden, was anderwärts nicht zu
finden ift. Der Redner führte hierbei Aeußerungen
heute führender Männer von hier und auswärts an,
die fich auf den gleichen Standpunkt (teilen. Vor
altem müffe aber der öffentliche Streit in München
und das Herunterreißen Münchens durch die Münche-
ner felbft, das der Stadt fo großen Schaden bringe,
endlich aufhören. GegenfeitigesVerftehen und gegen-
feitiges Erziehen müffe Platz greifen.Dieangeftammte
fröhliche Gefelligkeit, die in unnachahmlichen Feften
auch zu künftterifch bedeutenden Leiftungen geführt
habe, müffe die Brücke für einZufammenfinden bilden.
Wenn auch noch viel zu tun fei, folle man das an-
erkennen, was tatfächlich geleiftet werde, und nicht
verkennen, welchen Reichtum an künftlerifchen und
geiftigen Kräften München befitze. Jetzt gelte es tätig
und rührig zu fein und alle Kreife follen an der Förde-
rung, dem Blühen und Gedeihen der Mündiener und
bayerifchen Handwerkskunft mitarbeiten. Diefer und
dem Bayerifchen Kunftgewerbeverein galt das Hoch
mit dem der Vortragende fchlofi. Es gab dann Herr
Landesgewerberat Leipfinger einen Rückblick auf
das Wirtschaftsjahr 1027, das zwar eine Fortfetzung
der wirtfchaftlidien Gefundung bedeutete, im Kunft-
gewerbe aber zu einer wefentlichen Befferung der
Konjunktur nicht führen konnte. Wie in den meiften

Erwerbszweigen, fo kennzeichnete fich diefes Jahr
durch zwar erhöhten Umfatz, aber günftigften Falles
gleichbleibenden Ertrag. Die Ausfichten für 102S find
nicht ungünftig aber mindeftens noch zu unficher, um
darauf Hoffnungen gründen zu können. Direktor Dr.
Danzer brachte daran anfchliefiend ein Referat über
Wirtfchaft und Kunft, das vom Allgemeinen zum
Befonderen übergehend, fchwebende Organifations-
fragen im Verein behandelte und vor den Nachteilen
warnte, die fich aus zu vereinsmäfiiger oder gar büro-
kratifcher Arbeitsweife ergeben müffen. Die zuneh-
mende Verbefferung der Vereinsorganifation, die auf
Jahre zurückgeht und neuerdings durch die Satzungs-
änderung am 22. November einen Schritt vorwärts
gemacht habe, auch die notwendige Angleichung der
gefchäftlichen Organifation an das heute Unerläß-
liche erfordern aber, daß auch die Mitglieder private
Intereffen weiteftgehend hinter die allgemeinen zu-
rückftellen. In der Ausfprache brachte Prof. Hoenig
bemerkenswerte Mitteilungen über eine beginnende
Umftellung des Auslandes von allzu intellektualer
auf eine mehr traditionelle Kunftgefinnung, wobei
befonders maßgebende englifche Aeußerungen und
die Abkehr Sowjet-Rußlands von feiner bisherigen
Richtung zu erwähnen find.

Meffebefuch. Der Verein (teilte zur Frühjahrsmeffe
wie bisher im Bayernfaal des Graffi-Mufeums aus,
34 Mitausfteller nahmen an diefer größten gefchloffe-
nen Meffefchau des Kunftgewerbes teil, die den
Mittelpunkt des Graffi-Mufeums bildet. Der Meffe-
befuch wies eine wefentliche Steigerung gegenüber
früheren Meffen auf, insbefondere war auch das Aus-
land wieder ftärker vertreten. Der Verkaufserfolg
kann denn auch für die meiften Ausfteller als befrie-
digend bezeichnet werden. Die Herbftmeffe wird
vom 2. bis 7. September 1028 ftattfinden. Zahlreiche
Anfragen erfordern die erneute Bekanntgabe, daß
der Verein feit langem nicht mehr wie früher mit
einer logen. »Sammelkollektion« zur Meffe geht,
weil fich dies als völlig unzweckmäßig erwiefen hat.
Der Meffeeinkäufer kauft erfahrungsgemäß nur aus
einheitlichen Kollektionen heraus, die Darbietung
eines bunten Durcheinanders von Gegenftänden
widerfpricht dem Charakter der Meffe ebenfo wie
daraus keinerlei Erfolg für die beteiligten Ausfteller
zu erwarten ift. Der Verein gibt deshalb nur ganze
Plätze mietweife ab und übernimmt die Bedienung
am Stand. Damit ift auch kleinen Kunftgewerblern

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