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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 78.1928

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Gröber, Karl: Vom Wesen und Zweck des Kinderspielzeuges
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https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0056
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Tonfpielzeug, griechifch um 400 v. Chr.

KARL GRÖBER, MÜNCHEN

VOM WESEN UND
ZWECK DES KINDERSPIELZEUGES

Die Herftellung von Kinderfpielzeug ge-
hört zu der erften künftlerifchen Betätigung
des Menlchen überhaupt. Dabei blieben die
Anfprüche des Kindes, für das diefe einfachen
Kunfterzeugniffe gelehaffen wurden, immer
gleich und wurden auch von den ftiliftilchen
Anforderungen, die an andere Gegenftände
wie das Hausgerät, in immer neuer Form
geftellt wurden, meift oder faft nicht berührt.
Es handelt lieh hier nur um das Spielzeug,
welches das kleinere Kind, vielleicht bis zum
Alter von acht Jahren, zum Spielen braucht
und will, weil bei fortgefchrittenem Alter
jedes Spielzeug von jeher einen pädagogi-
Ichen Einfchlag und mehr oder weniger den
Charakter eines Lehrmittels bekommt. Sol-
ches Spielzeug foll hier aufieracht gelaffen
werden, denn feine Anfertigung {teilt fchon
viel größere, allerdings oft unbewußte An-
forderungen an den Zeitftil.

Es ift intereffant und für den modernes
Spielzeug entwerfenden und ausführenden
Künftler iicher von großem Werte, altes,

ohne Rückficht auf Zeit, Volk und Stil aus-
gewähltes Kinderfpielzeug kennen zu lernen
und einen Blick in fein Wefen und feine
fchlichte Formenwelt zu tun. Eine taufend-
jährige Erfahrung atmet aus diefen kleinen
Kunftwerken und fie bergen fo viel reines
Erkennen der Zweckformen diefes weiten
Gebietes, daß jeder, der fich heute mit der
fchöpferifchen Erfindung von Spielzeug ab-
gibt, nur Nutzen davon haben kann. Spiel-
zeug, das bewußte ftiliftifche Zeitformen auf-
weift, foll hier mit Abficht wegbleiben, es
foll nur Spielzeug als folches in feiner ur-
ewigen Zweckform gezeigt werden. Die Bil-
der, die für lieh allein eindringlich genug fpre-
chen, wollen aber keineswegs Vorlagen zur
Nachahmung oder auch nur zur Umformung
in ein modernes Gewand fein. Sie wollen ein-
zig und allein das innere Wefen des Kinder-
fpielzeuges unferer Vorfahren bis hinauf
zum erften Urfprung zeigen. Die Herkunft
und Entftehungszeit und -weife, das Material
und die Detailform find hierbei im Grunde

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