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Gröber, Karl: Vom Wesen und Zweck des Kinderspielzeuges
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0057
gleichgiltig, denn Ge alle in ihrer Gefamtheit
find innerlich verwandt durch ihre Beftim-
mung für die ewig gleichen Bedürfniffe des
ewig gleichen Kindes. Mit einem Holzpferd
auf Rädern, wie es aus den Kindergräbern
des fpäten Aegyptens herausgeholt wurde,
kann ein Kind von heute noch genau fo gut
fpielen, wie der kleine Vorbefitzer vor 2000
Jahren. Es wird nie das Gefühl haben, daß es
hier etwas Fremdes in den Händchen hält, im
Gegenteil, es kann ihm noch viel lieber fein
als das Meifte von dem, was ihm heute zum
Spielen gefchenkt wird, und mit dem ägyp-
fifchen Hampelmann verträgt fich das Sonne-
berger Erzeugnis des 18. Jahrhunderts, das
aen gleichen einfachen Mechanismus zur
Bewegung befitzt, vorzüglich. Koftbares
Material kommt beim erften Spielzeug für
aas Kind nicht in Frage, und die Herfteller
hatten in alter Zeit immer fo viel inneren
Takt, um zu wiffen, daß Primitivität und
Koftbarkeit Geh gerade hier nicht vertragen.
Auch das Verftändnis dafür, was die erwa-
chende Phantafie des Kindes anregt und was
es auf der anderen Seite nicht braucht und
nicht will, war trotz aller pädagogifchen Fort-
fchritte unferer Zeit früher viel tiefer als
heute. Der Kreis, aus dem die Vorbilder ge-
fchöpft wurden, blieb enger und die formale
Ausgeftaltung weniger verkrampft als heut-
zutage.
Was kann der moderne Künftler oder
Kunftgewerbler vom alten Spielzeug lernen ?
Die Spielzeug-Induftrie foll ganz außeracht
gelaffen werden, denn fie von dem verfahre-
nen Wege, den fie heute eingefchlagen hat,
abzubringen, oder fie auch nur belehren zu
wollen, wäre doch vergebens. Die Maffen-
produktion ift mit wenigen Ausnahmen fo
auf die Herftellung von Minderwertigkeiten,
die dem Gefchmack der ganzen Welt bis her-
unter zum Hottentotten gleichmäßig ent-
fprechen follen und wollen, eingeftellt, daß
Befferung fchaffen wollen mit Windmühlen
kämpfen heißt. Faft nur der Künftler fchafft
heute auf diefem Gebiete noch Werte, aber
Holzfpiclzeug, acgy ptifch, um 1000 v. Ch
51
find innerlich verwandt durch ihre Beftim-
mung für die ewig gleichen Bedürfniffe des
ewig gleichen Kindes. Mit einem Holzpferd
auf Rädern, wie es aus den Kindergräbern
des fpäten Aegyptens herausgeholt wurde,
kann ein Kind von heute noch genau fo gut
fpielen, wie der kleine Vorbefitzer vor 2000
Jahren. Es wird nie das Gefühl haben, daß es
hier etwas Fremdes in den Händchen hält, im
Gegenteil, es kann ihm noch viel lieber fein
als das Meifte von dem, was ihm heute zum
Spielen gefchenkt wird, und mit dem ägyp-
fifchen Hampelmann verträgt fich das Sonne-
berger Erzeugnis des 18. Jahrhunderts, das
aen gleichen einfachen Mechanismus zur
Bewegung befitzt, vorzüglich. Koftbares
Material kommt beim erften Spielzeug für
aas Kind nicht in Frage, und die Herfteller
hatten in alter Zeit immer fo viel inneren
Takt, um zu wiffen, daß Primitivität und
Koftbarkeit Geh gerade hier nicht vertragen.
Auch das Verftändnis dafür, was die erwa-
chende Phantafie des Kindes anregt und was
es auf der anderen Seite nicht braucht und
nicht will, war trotz aller pädagogifchen Fort-
fchritte unferer Zeit früher viel tiefer als
heute. Der Kreis, aus dem die Vorbilder ge-
fchöpft wurden, blieb enger und die formale
Ausgeftaltung weniger verkrampft als heut-
zutage.
Was kann der moderne Künftler oder
Kunftgewerbler vom alten Spielzeug lernen ?
Die Spielzeug-Induftrie foll ganz außeracht
gelaffen werden, denn fie von dem verfahre-
nen Wege, den fie heute eingefchlagen hat,
abzubringen, oder fie auch nur belehren zu
wollen, wäre doch vergebens. Die Maffen-
produktion ift mit wenigen Ausnahmen fo
auf die Herftellung von Minderwertigkeiten,
die dem Gefchmack der ganzen Welt bis her-
unter zum Hottentotten gleichmäßig ent-
fprechen follen und wollen, eingeftellt, daß
Befferung fchaffen wollen mit Windmühlen
kämpfen heißt. Faft nur der Künftler fchafft
heute auf diefem Gebiete noch Werte, aber
Holzfpiclzeug, acgy ptifch, um 1000 v. Ch
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