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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 78.1928

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Danzer, Paul: Fünfzig Jahre Kunstgewerbehaus München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0176
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FÜNFZIG JAHRE

KUNSTGEWERBEHAUS MÜNCHEN

Am i. Oktober 1878 wurde das Kunftge-
werbehaus in München feiner Beftimmung
übergeben. Zufammen mit der erfolgreichen
Ausftellung 1876 »Unfer Väter Werke«
fteht diefes Ereignis am Anfange einer Blüte-
zeit der Münchener Handwerkskunft; es ift
der äußere Ausdruck für den Beginn einer
erfolgreichen und weitausgreifenden Betä-
tigung des bayerifchen Kunftgewerbevereins
in der ideellen Pflege und praktifchen För-
derungderheimifchen Arbeit gewefenWenn
man nach Ablauf eines halben Jahrhunderts
den Ausgangspunkt diefer Entwicklung rück-
blickend betrachtet, fo wäre es verfehlt, da-
bei nach ficher wirkenden Rezepten Umfchau
zu halten, deren Uebernahme in unfere Zeit
zu ebenfo ficherem Verfagen führen müßte,
um fo mehr aber verdienen die lebendigen
Kräfte Beachtung, die damals am Werke ge-
wefen find und man wird auch auf die Worte
zurückkommen müffen, welche damals der
Vereinspräfident Ferdinand v. Miller d. Aelt.
in klarer Erkenntnis der Erforderniffe dem
Werke, das aus feiner Anregung und Tat-
kraft entftanden war, mit auf den Weg ge-
geben hat und die heute noch volle Beher-
zigung erheifchen.

In einer wenig glücktichen Zeit ins Leben
getreten, hat der »Verein zur Ausbildung der
Gewerke«, wie damals der Bayerifche Kunft-
gewerbeverein fich nannte, zweieinhalb Jahr-
zehnte mühfamer Kleinarbeit leiften müffen,
bis er der Verwirklichung feiner Ziele näher
kommen und feine Arbeit auf breiterer
Grundlage entfalten konnte. Befaßte er fich
in der erften Zeit überwiegend mit der Heran-

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bildung und künftlerifchen Befruchtung des
Nachwuchfes, der Erweckung des Intereffes
für veredelte Arbeit durch die Zeitfchrift und
Vorträge, fo unternahm er doch fchon in der
Mitte der 50 er Jahre die Einrichtung eines
Ausftellungs- und Verkaufsraumes (^damals
unter den Arkaden), freilich in kleinftem
Ausmaße, fo wurden beifpielsweife im erften
Halbjahr 1855 im ganzen 70 Gegenftände und
20 Zeichnungen ausgeftellt. Aber fchon die Er-
weiterung, die mit der Verlegung des Unter-
nehmens nach der Maximiliansftraße 1871 er-
folgte, brachte in eineinhalb Jahren einen Zu-
gang von 2540 Ausftellungsftücken und einen
Verkaufserfolg von 16 24p fl mit fich. Indeffen
wäre es irrig, die Ausftellungs- undVerkaufs-
halle als Inbegriff der damaligen Vereinsziele
betrachten zu wollen. Gewiß, mit der Ver-
ftaatlichung der Vereinsfchule und des Zei-
chenfaales — Tie gaben den Grundftock für die
heutige Staatsfchule für angewandte Kunft
ab - wurde der Verein von der Ausbildungs-
tätigkeit entlaftet, wenn auch feine Fürforge
für die Werkftättenausbildung und die Prü-
fung der Lehrlinge davon nicht berührt wurde.
Dagegen blieb feine Tätigkeit nach wie vor
eine ungemein vielfeitige und umfaffende.
Das auf den fiegreichen Krieg folgende Jahr-
zehnt war von einer glühenden Begeifterung
und einem unentwegten Optimismus erfüllt
und gab damit auch der gewerblichen Kunft
ftarke Antriebe. War es doch von jeher
oberftes Ziel gewefen, das deutfche Kunft-
gewerbe zu eigener Erftarkung und zu er-
folgreichem Wettbewerb mit anderen Na-
tionen zu entwickeln. Politifche und wirt-
 
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