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Wersin, Wolfgang von: Die Aufstellung "Heim und Technik"
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0180
Das Ausfehen der Halle 6 fällt nicht dem
Architekten zur Laß, ihr Inhalt ift eine Ent-
gleifung, deren ideeller Schaden in keinem
Verhältnis zu ihrem materiellenNutzen fteht.
Die Ausftellung »Heim und Technik« ift
ein Glied in der Kette von großen Ausfül-
lungen, mit denen München feit dem Jahre
1908 in repräfentativer Weife an die Oeffent-
lichkeit tritt. Es ift daher am Platz, die Aus-
ftellung auch in diefem Zufammenhang zu
betrachten.
Es ift ein unbeftrittenes Verdienft Mün-
chens, in der Schaffung und Entwicklung
eines Ausftellungstyps führend gewefen zu
fein, der die Verkörperung einer leitenden
Idee darftellt. Eines Ausftellungstyps von
ftärkeren geiftigen Spannungen, von ftär-
kerer künftlerifcher Dynamik, von leiden-
fchaftlicherem Glaubenseifer, von mehr zwin-
gender und ausfließender Ethik, als man es
vordem auf eine Ausftellung verwandt hatte.
Und eines noch dazu fo feftlichen Gepräges,
für das München die fpezififchen Voraus-
fetzungen mitbringt.
Es hat fich diefe Art, Aufteilungen von
innen heraus aufzubauen, nun auch außer-
halb Münchens durchgefetzt, und es bricht
fich die Erkenntnis Bahn, daß nur die Präg-
nanz und Eindringlichkeit einer geiftigen
Kontur großen Ausfüllungen Leben, Anzie-
Kunftge.werbe in der Münchner Glaspalaftausfte
Katl Rothmüller / Manschettenknöpfe
Adolf von Maythofet / Kette
hungskraft und Exiftenzberechtigung geben.
Ob die Ausftellung Heim und Technik in
diefem Gefichtswinkel gefehen eine Weiter-
entwicklung diefer Tradition bedeutet, ift
- den hohen Maßftab vorausgefetzt - nicht
unbedingt zu bejahen. Als mildernder Um-
ftand muß angeführt werden, daß die finan-
ziellen Erfahrungen der vergangenen Aus-
ftellung das Schwergewicht der Einftellung
allzufehr aufs Wirtfchaftliche lenkten. Die
kurze Zeit, die zur Durchführung der Aus-
ftellung zur Verfügung ftand, zwang ver-
früht den Blick aufs Nächftliegende, aufs Ein-
zelne zu richten. Dies hätte noch verwunden
werden können, wenn —und hier liegt wohl
der wunde Punkt - der Stoff für eine heutige
intereffante Ausftellung Heim und Technik
wirklich bereitgelegen hätte. Eine Ausftel-
lung muß im Wefentlichen Neues bringen.
Neue Einblicke, neue Ausblicke, neue Zu-
fammenhänge, neue Errungenfchaften. Nicht
nur Dinge, die es überall zu kaufen gibt und
die in vielen Haushaltungen fchon eingeführt
find. Doch diefer Vorwurf trifft nicht allein
die Leitung. Die Zeit war noch nicht da für
Heim und Technik. Wir ftehen an einem Ab-
fatz. Die eine Stufe ift fchon längft erklom-
men, zu der nächften fcheint heute der Schritt
noch zu groß.
(Photographien der Ausftellung von Jofef Schwertl, München.)
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Architekten zur Laß, ihr Inhalt ift eine Ent-
gleifung, deren ideeller Schaden in keinem
Verhältnis zu ihrem materiellenNutzen fteht.
Die Ausftellung »Heim und Technik« ift
ein Glied in der Kette von großen Ausfül-
lungen, mit denen München feit dem Jahre
1908 in repräfentativer Weife an die Oeffent-
lichkeit tritt. Es ift daher am Platz, die Aus-
ftellung auch in diefem Zufammenhang zu
betrachten.
Es ift ein unbeftrittenes Verdienft Mün-
chens, in der Schaffung und Entwicklung
eines Ausftellungstyps führend gewefen zu
fein, der die Verkörperung einer leitenden
Idee darftellt. Eines Ausftellungstyps von
ftärkeren geiftigen Spannungen, von ftär-
kerer künftlerifcher Dynamik, von leiden-
fchaftlicherem Glaubenseifer, von mehr zwin-
gender und ausfließender Ethik, als man es
vordem auf eine Ausftellung verwandt hatte.
Und eines noch dazu fo feftlichen Gepräges,
für das München die fpezififchen Voraus-
fetzungen mitbringt.
Es hat fich diefe Art, Aufteilungen von
innen heraus aufzubauen, nun auch außer-
halb Münchens durchgefetzt, und es bricht
fich die Erkenntnis Bahn, daß nur die Präg-
nanz und Eindringlichkeit einer geiftigen
Kontur großen Ausfüllungen Leben, Anzie-
Kunftge.werbe in der Münchner Glaspalaftausfte
Katl Rothmüller / Manschettenknöpfe
Adolf von Maythofet / Kette
hungskraft und Exiftenzberechtigung geben.
Ob die Ausftellung Heim und Technik in
diefem Gefichtswinkel gefehen eine Weiter-
entwicklung diefer Tradition bedeutet, ift
- den hohen Maßftab vorausgefetzt - nicht
unbedingt zu bejahen. Als mildernder Um-
ftand muß angeführt werden, daß die finan-
ziellen Erfahrungen der vergangenen Aus-
ftellung das Schwergewicht der Einftellung
allzufehr aufs Wirtfchaftliche lenkten. Die
kurze Zeit, die zur Durchführung der Aus-
ftellung zur Verfügung ftand, zwang ver-
früht den Blick aufs Nächftliegende, aufs Ein-
zelne zu richten. Dies hätte noch verwunden
werden können, wenn —und hier liegt wohl
der wunde Punkt - der Stoff für eine heutige
intereffante Ausftellung Heim und Technik
wirklich bereitgelegen hätte. Eine Ausftel-
lung muß im Wefentlichen Neues bringen.
Neue Einblicke, neue Ausblicke, neue Zu-
fammenhänge, neue Errungenfchaften. Nicht
nur Dinge, die es überall zu kaufen gibt und
die in vielen Haushaltungen fchon eingeführt
find. Doch diefer Vorwurf trifft nicht allein
die Leitung. Die Zeit war noch nicht da für
Heim und Technik. Wir ftehen an einem Ab-
fatz. Die eine Stufe ift fchon längft erklom-
men, zu der nächften fcheint heute der Schritt
noch zu groß.
(Photographien der Ausftellung von Jofef Schwertl, München.)
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