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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 78.1928

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Danzer, Paul: Das Kunstgewerbe in der Münchener Glaspalastausstellung 1928
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https://doi.org/10.11588/diglit.7095#0186
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DAS KUNSTGEWERBE IN DER MÜNCHENER
GLASPALASTAUSSTELLUNG 1928

Die frifche Regfamkeit, die vor Jahresfrift
in den Glaspalaft eingezogen ift und deffen
Gefamtbild fchon erheblich umgeftaltet hat,
war auch in diefem Jahre feft am Werke und
hat eine grundlegende Aenderung der Ab-
teilung für Kunftgewerbe verurfacht. Freilich
leider nicht im Sinne einer räumlichen Erwei-
terung, wie dies bei der Düffeldorfer Aus-
heilung »Deutfche Kunft« fehr wirkungsvoll
gelchah, man hat dort der gewerblichen Kunft
faft die Hälfte des Hauptgebäudes zur Ver-
fügung geftellt und die zahlreichen, zum Teil
mit erftaunlichem Reichtum an Phantafie und
Ausdrucksmitteln gefchaffenen Wohnräume
begegnen erfichtlichem Intereffe. Jedoch
müßte man den trotz des Uebermaßes an
ausgeftellten Bildern beftehenden Raum-
mangel im Glaspalaft nicht kennen, wenn
man hier einer Verwirklichung ähnlicher Ge-
danken das Wort reden wollte. Aber man
wird gerade an Hand des angedeuteten Ver-
gleichs doch nicht verkennen dürfen, daß das
Kunftgewerbe in den Münchener Glaspalaft-
ausftellungen tatsächlich in zu befchränktem
Umfange vertreten ift, nicht nur vom Stand-
punkt der Befucher aus, die bei der faft er-
drückenden Zahl von Bildwerken den Ueber-
tritt zur angewandten Kunft ftets als will-
kommene Erholung empfinden, fondern auch
aus anderen Gründen. Die gewerbliche Kunft
hat zweifellos in unferer Zeit an Wirkungs-
kreis und Bedeutung ganz erheblich gewon-
nen und es fteht ihr eine andere Rolle zu als
zu jener Zeit, da fie erftmals in belcheiden-
ftem Umfange verfuchsweife zu Kunftaus-
ftellungen zugelaffen worden ift. Auch darf
man bei der zunehmenden Betonung des

Wirtfchafllichen auch bei Ausftellungsfragen
nicht daran vorbeigehen, daß mit der Ge-
werbekunft ausgedehnte Wirtfchaftskreife
zufammenhängen, die einer angemeffenen
Ausftellungsgelegenheit bedürfen, um fich
voll entwickeln zu können.

Die Leitung der Münchener Glaspalaft-
ausftellung 1028 hatte den Gedanken ange-
regt, die kunftgewerbliche Abteilung heuer
fo zu geftalten, daß darin das Bild im Wohn-
raum gezeigt und fo durch ein Gegenbeifpiel
gegen der auf Entfernung von Kunftwerken
aus der Wohnung gerichteten Propaganda
begegnet werden könnte. Diefe Aufgabe ift
denn auch in überzeugender Weife gelöft
worden. Die Vereinigten Werkftätten für
Kunft im Handwerk A.G. München, denen
vom Bayer. Kunftgewerbeverein ein Raum
zurVerfügung geftellt wurde,zeigtendort ein
Herrenzimmer in matt Nußbaum von Arch.
F. A. Breuhaus, ergänzt durch einzelne in den
Farben wohl abgeftimmte Polftermöbel und
Teppiche, belebt durch Blattpflanzen und
eine hüblche Reihe von Kakteen und in diefen
für fich Ichon genußreichen Rahmen waren
Gemälde und Plaftiken fparfam, aber wir-
kungsvoll eingefügt. So von Ruckteichells
»Ruhe auf der Flucht«, ein in fatten grünen
und blauen Tönen gehaltenes Bild, das eine
auf lavendelblau und mattrot geftimmte
Gruppe von einem Sofa mit Armfeffeln har-
monifch abrundete, oder zwei zarte Blumen-
ftücke von Anna Gafteiger und Helene
Schattenmann, die einen in fchlichter Form
gehaltenen, aber fchön gegliederten Bücher-
fchrank flankierten. Auch war die Note diefes
Wohnraumes durch einen offenen Kamin in

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