Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

DOI Artikel:
Hanfstaengl, Eberhard: 80 Jahre "Kunst und Handwerk"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
so JAHRE »KUNST UND HANDWERK«

»Kunft und Handwerk« eröffnet feinen 80. Jahrgang. Diefe ältefte Kunftzeitfchrift Deutfchlands hat fich in
dem jahrzehntelangen Ablauf der Entwicklung des deutfchen Kunfthandwerks feit den Fünfzigerjahren
immer wieder mit den Problemen, wie fie die Polarität hie Handwerk hie Induftrie erzeugt, auseinander-
gefetzt. Wer den Kampf oder die Spannung zwifchen den beiden Begriffen, zwifchen künftlerifcher For-
mung und wirrfchaftlicher Verwendung ftudieren will, muß nach diefer Zeitschrift greifen. Vielleicht liegt
in diefem Spannungsmoment zugleich das ewige Verjüngungselement, das die Zeitfchrift auszeichnet. Es
war immer ihr Beftreben, über die Intereffen eines Vereines hinaus zu wirken und innerhalb des Vereins
über die Bewegungen, wie fie im ganzen Umkreis der Aufgabe liegen, zu unterrichten. Dabei wird ihre
Einftellung zu den oben gekennzeichneten »Gegenfätzen« unlchwer zu erkennen fein. Sie hat mehr oder
minder immer für das Handwerk, das hochqualifizierte Einzelftück geworben, ohne allerdings die wirt-
fchaftlich fo außerordentlich wichtigen Belange der induftrielten Herftellung der dem täglichen Gebrauch
dienenden Geräte zu vergeffen. Es wird wohl immer fo fein, daß das individuell durchgeformte Einzel-
ftück der Schrittmacher für das Induftrie-Maffenftück ift und darum muß man das handgearbeitete, wenn
auch mafchinell unterftützte Stück als ein in der Gefamtwirtfchaft außerordentlich nötiges Produkt gelten
laffen. Wie könnte die Induftrie dem vielgeftaltigen Konfumentenbedürfnis, das fich keiner Typilierung
auf die Dauer fügt, Genüge tun, wäre nicht die unermüdliche Einzelarbeit des — im weiteften Sinne ge-
meint - »Handwerkers«. Schon aus dem ureigenften Trieb der Induftrie nach Konkurrenzfähigkeit entwik-
kelt fich das Bedürfnis nach neuer »Ware«. Sie zu fchaffen ift zum Teil Sache der Werkkunft, fei es nun
in bewußter Einftellung auf die Serienherftellung, fei es in unbewußter Anpaffung oder beffer Formulie-
rung der Zeiterforderniffe. Wenn die Zeitfchrift die Werkkunft gegen den Änfturm einer in den teilweife
angeftrebten und propagierten Ausmaßen übertriebenen Induftrialifierung verteidigt, fo glaubt fie, nicht
zuletzt gerade der Induftrie nützlich zu fein. Die Induftrie, die Mafchine anerkennen heißt nidit, fie zum

2
 
Annotationen