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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0057
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FERDINAND VON MILLER t

CARL ROTHMÜLLER t

Mit Ferdinand von Miller hat der Bayerifche Kunftgewerbe-Verein einen
feiner Großen verloren. Am 22. Dezember 1929 fand fein Ehrenbegräbnis
unter befonders ftarkerTcilnahmc aus den Kreifen der Künftlerfchafi wie
der Behörden ftatt. Der Verfforbene, der weit über so jähre dem Verein als
Mitglied angehörte, war fchon in den Kreifen der Gründer des »Vereins
zur Ausbildung der Gcwerke« tätig. Als Auguftv. Voit die Leitung diefes
iicugegriindefen Vereins übernahm, feharten fieh um ihn Männer wie
Franz Seitz, Eugen und Gottfried Neureuther, Hermann Dyck, Zeneiti,
Kotitz v. Schwind, Ainmiller, Habenfehaden, Ferdinand von Miller etc.
und gerade Letzterer war es, der dem Verein die eigentliche Signatur auf-
drückte: Künftler und Handwerker einander näherzubringen,getreu einer
Randbemerkung König Ludwig 1. vom Jahre iSjo: »Es foll angelegenf-
lichft getrachtet werden, Kunft in die Gewerbe zu bringen.« Als in den
fiebziger Jahren Ferdinand v. Miller an die Spitze des Vereins getreten
war, war fein erftes mit einer großen Ausftellung zu zeigen, was unfere
Väter an Kunftgewerbe geleiftet haben, damit die Liebe zur bodenftän-
digen Arbeit neu zu beleben und eine Wiedergeburt deutfeherHandwetks-
kunft zu ermöglichen. Diefe Ausftellung von 1S76 brachte große Erfolge
und entfachte ein neues gewerbliches Kunftfchaffen in Dcutfchland. Das
war Ferd. v. Millers Werk. Seine jahrzehntelange leitende Tätigkeit im
Bayerifchen Kunftgewerbe-Verein brachte das Münchener Kun/tgewerbe
an führende Stellung in Dcutfchland und weit darüberhinaus. Eine klare
Zielficherheit und noch mehr eine vornehme, ftefs ausgleichende Art waren
es, die Ferd. v. Miller wertvolle Mitarbeiter gewannen und den Aufftieg
des Bayerifchen Kunstgewerbe-Vereins ermöglichte. Er gab dem Verein
nach innen und außen das Gepräge, das er immer noch befitzt und baute
ihn zu heutiger Größe aus. Viele Jahre war er deffen Präfident und in
Anbetracht feiner großen Verdienfte wurde ihm bei deffen Rücktritt der
Titel eines Ehrenpräsidenten zuteil. Mit dem Hingang Ferd. v. Millers
fcheidet eine Petfönlichkeit von uns, die im MünchenerKunftfchaffen nicht
bloß führte, ihm gebührt das große Verdienft, die Kunft im Handwerk
wieder ins Leben gerufen zu haben. Die Wefensart Ferd. v. Millers, fein
wahrer Seelenadel haben uns diefe Petfönlichkeit verehrenswerf gemacht
und der Bayerifche Kun/rgewerbe-Verein wird feinen Namen hoch in
Ehren halten. ,7

In der Petfönlichkeit des Hofgoldjchmiedes Profeffor Carl Rothmüller,
des Seniorchefs der bekannten Münchencr Goldfchmiedcwerkftätte, fchied
am z). 1. jo ein Zcitgenoffe F. v. Miller von uns. Der Bayerifche Kunft-
gewerbe-Verein betrauert ein lang/ährtges Vorstandsmitglied und feinen
Ehrenvorfitzenden. Rothmüller war es, der die Tradition von Miller im
Verein weiterführte und wenn es ihm auch nicht völlig gelang, die
Künftler und Handwerker aufs Innigfte zu verbinden, fo ift es doch feiner
Tätigkeit zuzufchreiben, diefe Kreife einander näher gebracht zu haben.
Lebhaftes Intereffe widmete Rothmüller der Erziehung des gewerblichen
Nachwuchfes und durch die hochherzige Dannerf'tifiung, die auf eine
Initiative Rothmüllers zurückzuführen ift, ward es ermöglicht, jungen Ta-
lenten zum Aufftieg zu verhelfen. Der Bayerifche Kunftgewerbe-Verein
verliert in dem Dahingcfchiedencn ein durch faft 50 Jahre trcugebliebenes
Mitglied und eine ftets ausgleichende Pcrfönlichkeit, wie fie heute not-
wendiger find, denn je! Unermüdliches Schaffen, ein großes Können und
gefchäftliche Reellität waren die Wefcnszüge feiner Perfon. Als fehaffender
Kunfthandwetker wurde ihm der Titel eines Profeffors der bildenden
Künfte zuteil und feine Arbeiten, die in allen Kulturländern Eingang
fanden, halfen mit, das Anfeilen Münchens als Stätte künftlcrifchcr Wert-
arbeit zu heben. Seine erfprießliche Tätigkeit im Kunftgewerbe-Verein
wurde vielfach anerkannt, indem er zum Ehrenvorfitzenden des Vereins
ernannt wurde, durch Ueberreichung einer Ehrengabe »Der hl. Eligius«
von den Herren Prof. Duell und Pezold und durch Schaffung eines Glas-
fenfters im Vereinshaufe durch Glasmaler Jäger. Mit Dankbarkeit wird
der Verein Rothmüllers Gedächtnis in Ehren hatten. H,

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