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Heise, Carl Georg: Handgewebte Teppiche
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0060
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HANDGEWEBTE TEPPICHE VON CARL GEORG
Vielleicht gibt es kein Gebiet der Handwerkskunft, das fo
unmittelbar dazu anregt, ja dazu zwingt, fich um das heute
fo viel diskutierte Problem allen »kunftgewerblichen« Schaf-
fens zu bemühen: um die Frage, ob und inwieweit Gebrauchs-
gerät in die Sphäre hoher Kunft aufwachfen kann, ob es eine
niedere und eine höhere Kategorie des künftlerifchen Schaf-
fens überhaupt gibt oder ob nicht vielmehr allein die Qua-
lität, der Grad der Vollendung, immer den Ausfchlag wird
geben müffen für den Rang eines Kunftwerks, gleich welchem
Zweig handwerklicher Tätigkeit es feine Entftehung ver-
dankt. Ob gemalt oder gewebt - ift das fchon klaffierend für
eine künftlerifche Leiftung? Eine Ausftellung der beften Er-
zeugniffe von etwa dreißig deutfchen Webewerkftätten, die
kürzlich im Behn-Haus in Lübeck ftattgefunden hat - die
meiften der hier abgebildeten Stücke Lind dort gezeigt wor-
den - gab Gelegenheit feftzuftellen, daß die Durchfchnitts-
höhe diefer gewebten Leiftungen der Durchfchnittshöhe einer
üblichen deutfdien Gemäldeausftellung jüngerer Maler zum
minderten entfpricht, wenn nicht fie überfteigt. Als ganz
natürliche Folge ergab es fich, daß eine Anzahl der beften
diefer Teppiche vom Mufeum der Stadt angekauft und in
die Räume der modernen Gemälde- und Skulpturenfamm-
lung zwifchen die Werke der fog. hohen Kunft eingeordnet
wurden, Teppich und Gemälde, Teppich und Bildwerk fich
gegenfeitig fteigernd.
Der künftlerifche Prozeß, der diefe Leiftungen hervorbringt,
pflegt heute noch fehr verfchiedenartig zu fein. Von zwei
fcheinbar grundverfchiedenen Einftellungen aus fuchtman zur
Entwurf: Karl Vel/mer. Afchaffenhurg. Ausführung: Wcrkftatt Rudolf
Kock, Offenbach am Main
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HANDGEWEBTE TEPPICHE VON CARL GEORG
Vielleicht gibt es kein Gebiet der Handwerkskunft, das fo
unmittelbar dazu anregt, ja dazu zwingt, fich um das heute
fo viel diskutierte Problem allen »kunftgewerblichen« Schaf-
fens zu bemühen: um die Frage, ob und inwieweit Gebrauchs-
gerät in die Sphäre hoher Kunft aufwachfen kann, ob es eine
niedere und eine höhere Kategorie des künftlerifchen Schaf-
fens überhaupt gibt oder ob nicht vielmehr allein die Qua-
lität, der Grad der Vollendung, immer den Ausfchlag wird
geben müffen für den Rang eines Kunftwerks, gleich welchem
Zweig handwerklicher Tätigkeit es feine Entftehung ver-
dankt. Ob gemalt oder gewebt - ift das fchon klaffierend für
eine künftlerifche Leiftung? Eine Ausftellung der beften Er-
zeugniffe von etwa dreißig deutfchen Webewerkftätten, die
kürzlich im Behn-Haus in Lübeck ftattgefunden hat - die
meiften der hier abgebildeten Stücke Lind dort gezeigt wor-
den - gab Gelegenheit feftzuftellen, daß die Durchfchnitts-
höhe diefer gewebten Leiftungen der Durchfchnittshöhe einer
üblichen deutfdien Gemäldeausftellung jüngerer Maler zum
minderten entfpricht, wenn nicht fie überfteigt. Als ganz
natürliche Folge ergab es fich, daß eine Anzahl der beften
diefer Teppiche vom Mufeum der Stadt angekauft und in
die Räume der modernen Gemälde- und Skulpturenfamm-
lung zwifchen die Werke der fog. hohen Kunft eingeordnet
wurden, Teppich und Gemälde, Teppich und Bildwerk fich
gegenfeitig fteigernd.
Der künftlerifche Prozeß, der diefe Leiftungen hervorbringt,
pflegt heute noch fehr verfchiedenartig zu fein. Von zwei
fcheinbar grundverfchiedenen Einftellungen aus fuchtman zur
Entwurf: Karl Vel/mer. Afchaffenhurg. Ausführung: Wcrkftatt Rudolf
Kock, Offenbach am Main
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