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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 80.1930

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Rothmüller, Hanns: Zum Zehnjährigen Bestehen der "Benno und Therese Danner'schen Kunstgewerbe-Stiftung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7097#0114
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ZUM ZEHNJÄHRIGEN BESTEHEN DER
»BENNO UND THERESE DANNER'SCHEN
KUNSTGEWERBE-STIFTUNG«/von h.rothmüller, München

Im Jahre ipip äußerte Frau Therefe Danner, die Witwe des zwei Jahre vorher verdorbenen Rentners Benno
Danner, meinem Vater gegenüber den Wunfeh, den größten Teil ihres Vermögens nach ihrem Ableben
wohltätigen und gemeinnützigen Zwecken zuzuführen. Dabei follte auch das Kunfthandwerk bedacht
werden. Meinen Vater, der die fchwierigen Verhältniffe der Kunftgewerbetreibenden kannte und für die
Zukunft noch trübere Zeiten kommen fah, ließ der Gedanke nicht mehr ruhen, die hier in Ausficht (teilen-
den Mittel möglichft ganz dem Kunfthandwerk zugute kommen zu laffen. Denn nur durch die Zufammen-
faffung größerer Mittel könnte es gelingen, Erfprießliches und wirklich Bedeutendes zu leiften und für die
erfolgreiche Heranbildung und Förderung eines tüchtigen Nachwuchfes zu forgen. Dies war der Boden aller
weiteren, von größtem gegenfeitigen Vertrauen getragenen Besprechungen.

Frau Danner gewann die Ueberzeugung, daß die Verwendung der in Ausficht geftellten Mittel für »eine
Sache« ihre Wirkung ungleidi verftärken müßte und daß das Kunfthandwerk eine fo tatkräftige Förderung
in jeder Hinficht wert fei.

Die Ausarbeitung diefes Planes, die klare Formulierung von Ziel und Zweck der zu errichtenden Stiftung
erforderte noch manche Beratung und am p. Juni ip2o konnte eine ausgearbeitete Urkunde vorgelegt werden.
Zugleidi entfehloß fich Frau Danner, die Mittel nicht erft nach ihrem Ableben, fondern fofort zur Verfügung
zu ftellen und fo gewiffermaßen an dem Erfolg ihrer hodiherzigen Willensäußerung teilzuhaben.

Eine Reihe von Verhandlungen über die Zufammenfetzung des Kuratoriums, über die ftaatliche Auffichts-
behörde folgten und im Jahre ip2i trat die »Benno und Therefe Danner'fche Kunftgewerbeftiftung« in ihrer
endgültigen Faffung in die Oeffentlichkeit.

In immer fteigendem Maße hat fich diefes großzügige, im weiteften Maße fördernde Werk der Stifterin
in den kommenden Jahren ausgewirkt.

Der Währungsverfall, der fo viele Vorkriegsfchenkungen völlig vernichtet hat, tat auch der DannerTchen
Stiftung Ichweren Abbruch, aber dank der weitblickenden Vermögensanlage des Herrn Danner und der
gewiffenhaften Tätigkeit des Kuratoriums blieben doch noch fo viele Beftandteile unverfehrt, daß die
Danner'fdie Stiftung heute als eine der größten und in ihrer Art in Deutfchland einzigartigen privaten In-
ftitution gelten muß. Die wefentlichften Punkte der Urkunde, die über die Ablichten der Stiftung Auhchluß
geben, find folgende:

1. Zuerkennung von Preifen an Lehrlinge, die durch Begabung, Strebfamkeit, Arbeitsleiftung und Führung fich bewährt haben.

2. Unterftützung von befonders tüchtigen Gehilfen zum Befuch von Fachfchulcn und hervorragenden Werkftätten des In- und
Auslandes, fowie zur Ermöglichung fonftiger Fortbildungsmöglichkeiten (Befuch von Ausftellungen, Reifen).

3. Auszeichnung von felbftändigen Meiftern für die fünf beften Arbeiten, die im Lauf eines Jahres im Bayerifchen Kunft-
gewerbeverein ausgeftcllt werden.

D O

4. Unterftützung von Inhabern kunftaewerblicher Betriebe zur Befchickung und zum Befuch von Ausftellungen und Meffen.

5. Einführung neuer Arbeitsverfahren und Betriebsarten.

6. Ankauf hervorragender Arbeiten bayerifcher Werkftätten für eine kunltgewcrblichc Sammlung in München.

Den aus der Stiftung Bedachten foll jährlich am 16. Juni vom Stiftungsvorftand eine »Danner-Gedenkmünze« in feierlicher Weife
überreicht werden. Die Münze ift nach einem künftlcrifdien Entwurf für die Meifter in Vergoldung, für die Gefeilen in Ver-
filberung, für die Lehrlinge in Bronze auszuführen.

Die Stiftung foll ferner bedürftige, verdienftvolle Kunftgewerbetreibende unterftützen und die Unterbringung folcher in
Altersverforgungsheimen ermöglichen.

DD D

Aus Stiftungsmitteln können nur folche Bewerber bedacht werden, die feit wenigftens fünf Jahren in Bayern anfäffig find
und die bayerifche Staatsangehörigkeit befitzen. Münchener Bewerber haben den Vorzug.

Anhang der Urkunde.

Zweck und Abfichten der Stiftung wurden von Herrn Rothmüller im Einverftändnis mit der Stifterin des weiteren dahin
erläutert:

1. Die Mittel der Stiftung follen keine Unterftützung nach Dürftigkeit, fondern Auszeichnungen fein.
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