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Die Kunde — N.F.10.1959

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Heft 1-2
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Thielemann, Otto: Eine mittel-bis jungsteinzeitliche Siedlung bei Oedishausen, K. Gandersheim
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Behrens, Hermann: Die Rössener Kultur und ihre Bedeutung für die Herausbildung der Tiefstichkeramik aus der Trichterbecherkultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0052
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Aus der Paßlage von Neuekrug-Hahausen sind mir einige weitere verloren auf-
gelesene steinzeitliche Großgeräte und Silexklingen bekannt geworden, sie bezeugen
ebenfalls eine frühe Benutzung dieser doppelsträngigen zwischengebietlichen Raum-
verbindung. Mit dem hier veröffentlichten Wohnplatz von Oedishausen wird nun
auch ein steinzeitlicher Siedlungs-Festpunkt markiert, der eine Brücke schlägt vom
nordharzer Fundraum zu dem von W. Lampe gut erforschten westharzer Gebiet 13.
Die Zeichnungen fertigte Herr Reinhold Göthert, Hannover, an. Für die Bereitstellung
der Mittel dazu danke ich dem Kreis Gandersheim und seinem Landrat, Herrn Rektor
Klages, Langelsheim.
Die Rössener Kultur und ihre Bedeutung für die Herausbildung
der Tiefstichkeramik aus der Trichterbecherkultur
Von Hermann Behrens
Mit 2 Abbildungen im Text und 2 Tafeln
Die zwischen der Rössener Keramik und der nordwestdeutschen Tiefstich-
keramik vorhandenen Übereinstimmungen sind schon vor Jahrzehnten her-
vorgehoben worden1. „Diese unbestreitbar bestehenden Beziehungen wurden
bisher fast immer so gedeutet, daß die Rössener Kultur der nehmende, die
Megalithkultur der gebende Teil gewesen sei. Lediglich Reinecke hat aus
allgemeinen Gründen den entgegengesetzten Standpunkt vertreten, ohne
jedoch zwingende Beweise beizubringen." So skizzierte W. Buttler 1938 im
Handbuch der Urgeschichte Deutschlands den Stand der Forschung2. Seitdem
hat sich langsam, aber sicher ein Wandel in den bisherigen Anschauungen
angebahnt. Buttler selbst erhob gegen die Herleitung der Rössener Keramik
von der Megalithkeramik „schwerwiegende Bedenken vor allem chronologi-
scher Art" 2. Bezüglich des Paradebeispiels für den Formenvergleich zwischen
der Rössener und der Tiefstichkeramik, des Fußgefäßes (Taf. 1 a,b), hatte schon
P. Kupka angedeutet, daß die terrinen- und vasenförmigen Gefäße der zuletzt
genannten Kultur „mit den ähnlichen Altrössener Fußvasen möglicherweise
... insofern zusammenhängen, als sie Nachbildungen dieser ausgesprochen
mitteldeutschen Form sind" 3. Kupkas Überlegung aufgreifend, hat dann auch
F. Niquet betont, daß, wenn überhaupt eine Beeinflussung stattgefunden hat,
diese von Mitteldeutschland ausgegangen ist 4.
Schließlich hat sich noch E. Sprockhoff5 in dem Sinne geäußert, daß man
die sog. Seester Fußvasen als „emsländisch getarnte Fußvasen der Rössener
Kultur Mitteldeutschlands" ansprechen müsse, zumal auch sonst verwandte
Einflüsse auf die nordwestdeutsche Tiefstichkeramik eingewirkt haben. Dahin
13 Literatur-Nachweise über Veröffentlichungen von W. Lampe betr. den westharzer
Raum bringt F. Niquet in seiner unter Anmerkung 5 genannten Arbeit.

1 A. Götze, Ztschr. f. Ethnol. 32, 1900, S. 237 ff.

2 W. Buttler, Der donauländische und der westische Kulturkreis der jüngeren
Steinzeit, 1938, S. 44.

3 P. Kupka, Beiträge Stendal V, 1925—1938, S. 218.

4 F. Niquet, Die Rössener Kultur in Mitteldeutschland, Jschr. Vorgesch. sächs.-thür.

Länder XXVI, 1937, S. 30.

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