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Die Kunst dem Volke <München> — 1909 (Nr. 1-4)

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Albrecht Dürer
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https://doi.org/10.11588/diglit.21073#0032
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28

Die Melancholie
Kupferslich, 1514

der Feder, und die liebe Sonne lacht herein, malt die Kringel der Butzenscheiben an die Fenster-
laibungen, spiegelt sich in der polierten Tischplatte, schinnnert in der feinen Maserung der Decke und
erfüllt das ganze Gemach mit Freundlichkeit und Glanz. Wir Deutsche nennen uns gern das Volk
der Denker und Dichter, und es ist kein Zufall, daß gerade der deutscheste aller Künstler das stille
Glück sriedlicher Geistesarbeit so unübertrefflich reizvoll zu schildern gemußt hat.

Das folgende Blatt hat einer befriedigenden Deutung lange miderstanden, wiemohl ihm Dürer
den Titel selbst beigefügt hat: „Melencolia".

Eine mächtige, geflügelte Frauengestalt sitzt auf der Erde, das Haupt sinnend in die eine Hand
gestützt, neben ihr auf einem Mühlstein ein kleiner schreibender Putto, auf dem Boden ein Hund und
rings eine Menge zunächst unverständlichen Gerätes. Der Hintergrund ist erhellt von einem Regen-
bogen und dem unheimlichen Glanz eines großen Kometen. Man wird im allgemeinen einer neueren
 
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