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klang nie aus seinemMun-
de, nurderfeine, auch beim
Rheinländer so wohlig be-
rührende Anklang wurde
dem aufmerksamenZuhörer
vernehmbar. Ebensowenig
kam er in den Bann der
italischen Prärasfaeliten
wie ihrer niederländischen
Zeitgenossen, welche er auf
der Rückkehr von Ostende
achtungsvoll besuchte. Er
trat dabei glücklicherweise
nie auf die Jrrwurz der
Nachahmung, dagegen be-
sestigten sie bei der tiefsten
Hochachtung das seither
längst gefundene Axiom,
wie diese Vorgänger ihre
Gegenwart, ebenso „mit
derselben Treue, Gesund-
heit, Liebe und Wahrhaf-
tigkeit und Schönheit un -
sere Zeit und Umgebung
abzuspiegeln"; dabei sei
unsere Aufgabe „nicht die
Realität der Erscheinung
wiederzugeben, sondern
durch unsere Liebe (Begei-
sterung) zu idealisieren,
nicht durch Nebendinge wie
Lichtwirkungen ableiten
oder durch bloßenAusdruck
der Form irreführen zu
lassenoderdurch realistische
„Darstellung derSchweine
und Lumpen des verlorenen
Sohnes", sondern das Ge-
fühl seines Elendes, seiner
Reue und des aufrichtigen
Vorsatzes zum Ausdruck
zu bringen, die gänzliche
Umkehr, das Versöhnen
mit dem schwer beleidigten
Gott." Wie hat Dürer die
Szene erfaßt: da kniet der
Jüngling, im edelgeschnit-
tenen, von wallenden Lok-
ken umrahmtenAntlitz noch
die Spuren seiner einst
besseren Herkunft tragend,
mitgerungenen Händen,im
vollen Bewußtsein seines verlorenen Lebens, nicht
mehrwürdig, Sohnzu heißen, inmitten der kalten,
nüchternen, unsaubcren Umgebung des bäuerlichen
Hofes, betend zu seinem Herrn und Vater! . . .
Jm vollen Eindruck seiner gelungenen Bade-
kur und der in den Niederlanden empsundenen
Erlebnisse schreibt Richter an seine Frau: „Jch
möchte jetzt nur meine sächsischen Gegenden und
Hütten malen und dazu die Menschen, wie sie
jetzt sind, nicht einmal mittelalterliches Kostüm
(etwa ü 1u Düsseldorf oder anderswo herum).
Ein Frühlingstag mit grünen Korn- und gelben
Rübsenfeldern, jungbelaubte Linden- und Obst-
bäume, den Bauer, der da ackert im Schweiße
seines Angesichts und auf Hosfnung von Gvttes
Segen, und die kleinen, talkigen, unschuldigen
Bauernkinder, die dem Vater einen Trunk bringen
oder heiter spielen und Sträuße binden, da sie
noch im Paradieszustande der Kindheit leben,
klang nie aus seinemMun-
de, nurderfeine, auch beim
Rheinländer so wohlig be-
rührende Anklang wurde
dem aufmerksamenZuhörer
vernehmbar. Ebensowenig
kam er in den Bann der
italischen Prärasfaeliten
wie ihrer niederländischen
Zeitgenossen, welche er auf
der Rückkehr von Ostende
achtungsvoll besuchte. Er
trat dabei glücklicherweise
nie auf die Jrrwurz der
Nachahmung, dagegen be-
sestigten sie bei der tiefsten
Hochachtung das seither
längst gefundene Axiom,
wie diese Vorgänger ihre
Gegenwart, ebenso „mit
derselben Treue, Gesund-
heit, Liebe und Wahrhaf-
tigkeit und Schönheit un -
sere Zeit und Umgebung
abzuspiegeln"; dabei sei
unsere Aufgabe „nicht die
Realität der Erscheinung
wiederzugeben, sondern
durch unsere Liebe (Begei-
sterung) zu idealisieren,
nicht durch Nebendinge wie
Lichtwirkungen ableiten
oder durch bloßenAusdruck
der Form irreführen zu
lassenoderdurch realistische
„Darstellung derSchweine
und Lumpen des verlorenen
Sohnes", sondern das Ge-
fühl seines Elendes, seiner
Reue und des aufrichtigen
Vorsatzes zum Ausdruck
zu bringen, die gänzliche
Umkehr, das Versöhnen
mit dem schwer beleidigten
Gott." Wie hat Dürer die
Szene erfaßt: da kniet der
Jüngling, im edelgeschnit-
tenen, von wallenden Lok-
ken umrahmtenAntlitz noch
die Spuren seiner einst
besseren Herkunft tragend,
mitgerungenen Händen,im
vollen Bewußtsein seines verlorenen Lebens, nicht
mehrwürdig, Sohnzu heißen, inmitten der kalten,
nüchternen, unsaubcren Umgebung des bäuerlichen
Hofes, betend zu seinem Herrn und Vater! . . .
Jm vollen Eindruck seiner gelungenen Bade-
kur und der in den Niederlanden empsundenen
Erlebnisse schreibt Richter an seine Frau: „Jch
möchte jetzt nur meine sächsischen Gegenden und
Hütten malen und dazu die Menschen, wie sie
jetzt sind, nicht einmal mittelalterliches Kostüm
(etwa ü 1u Düsseldorf oder anderswo herum).
Ein Frühlingstag mit grünen Korn- und gelben
Rübsenfeldern, jungbelaubte Linden- und Obst-
bäume, den Bauer, der da ackert im Schweiße
seines Angesichts und auf Hosfnung von Gvttes
Segen, und die kleinen, talkigen, unschuldigen
Bauernkinder, die dem Vater einen Trunk bringen
oder heiter spielen und Sträuße binden, da sie
noch im Paradieszustande der Kindheit leben,