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Klarenaltar im Kölner Doin Szenen aus der Jugendgeschichte Jesu (Vor der Restauration aufgenommen)
Slbb. t6
von einer nach zeichnerischen Grundsätzen
regelrecht aufgebauten Komposition. Das Licht ist
hier alles. Kein natürliches Licht! Das göttliche
Kindlein selber ist hier die leuchtende Sonne. Die
Gruppe des Kindes und der heiligen Mutter
schwimmt in Licht, ist ganz erfüllt, verklärt vom
blendenden und doch ruhigen und schönen Lichte.
Und von dieser Zentrale geht es nun hin über
die Hirtengruppe wie ein prachtvoller Kometen-
schweif von Licht, dessen Rand besonders nach
unten durch den Kopf des Hundes, den weißen
Hemdstreifen des großen Hirten und dessen rechtes
Bein deutlich markiert erscheint. Auch die Engel-
schar oben badet sich in diesem wohligen Licht-
elemente. Es ist der jubelnde Triumph des Lichtes
über die Finsternis, der hier von Meisterhand
geschildert ist. Correggio hat mit dieser Auffas-
sung sein neues Motiv im Weihnachtsbilde siegen
lassen, ein sehr verlockendes und fruchtbares Motiv,
das von da an viel ausgebeutet, das aber auch
vielen Künstlern nach ihm zur Klippe geworden
ist. Vielleicht, zum Teil wenigstens, schon unserem
großen Meister. Allerdings liegt im Lichte eine
tiefe christliche Symbolik, und es ist gewiß eine
gloriose Jdee, wie Correggio alles Licht vom
göttlichen Kinde ausgehen läßt, aber dieser Ge-
danke ist doch zu sehr betont und nimmt den Be-
schauer zu einseitig in Anspruch, daß nicht die
eigentliche übernatürlich-religiöse Seite darunter
leiden müßte. Die mütterliche Seeligkeit und
Jnnigkeit, womit Maria das Kind umfängt und
anblickt, ist hinreißend schön geschildert, aber man
hat nicht ganz mit Unrecht bemerkt, es sei hier
weniger eine Muttergottes dargestellt als eine
schöne junge Mutter aus dem Volke. Eine wenig
glückliche Figur ist der ungeschlachte, in seiner Hal-
tung unklare Hirte am linken Rande, und was hat
der Meister erst aus den Engeln gemacht, in welche
Fiesole und Botticelli bei aller Grazie soviel Adel
und Würde zu legen gewußt hatte! Offenbar
reizte es den Künstler, seine in Kuppel- und Decken-
gemälden erworbene Bravour in der Wiedergabe
kühner Bewegungen und auffallender Verkürzun-
gen zu zeigen. Aber es ist so in diese Engelgruppe
ein unruhiges undezentes Gezappel hineingekom-
men, das den Eindruck des Bildes schädigt. Jm-
merhin bleibt Correggios „heilige Nacht" die
künstlerische Osfenbarung eines Genies, ein Werk
allerersten Ranges.
Das Gemälde desselben Meisters in den Uffizien
Klarenaltar im Kölner Doin Szenen aus der Jugendgeschichte Jesu (Vor der Restauration aufgenommen)
Slbb. t6
von einer nach zeichnerischen Grundsätzen
regelrecht aufgebauten Komposition. Das Licht ist
hier alles. Kein natürliches Licht! Das göttliche
Kindlein selber ist hier die leuchtende Sonne. Die
Gruppe des Kindes und der heiligen Mutter
schwimmt in Licht, ist ganz erfüllt, verklärt vom
blendenden und doch ruhigen und schönen Lichte.
Und von dieser Zentrale geht es nun hin über
die Hirtengruppe wie ein prachtvoller Kometen-
schweif von Licht, dessen Rand besonders nach
unten durch den Kopf des Hundes, den weißen
Hemdstreifen des großen Hirten und dessen rechtes
Bein deutlich markiert erscheint. Auch die Engel-
schar oben badet sich in diesem wohligen Licht-
elemente. Es ist der jubelnde Triumph des Lichtes
über die Finsternis, der hier von Meisterhand
geschildert ist. Correggio hat mit dieser Auffas-
sung sein neues Motiv im Weihnachtsbilde siegen
lassen, ein sehr verlockendes und fruchtbares Motiv,
das von da an viel ausgebeutet, das aber auch
vielen Künstlern nach ihm zur Klippe geworden
ist. Vielleicht, zum Teil wenigstens, schon unserem
großen Meister. Allerdings liegt im Lichte eine
tiefe christliche Symbolik, und es ist gewiß eine
gloriose Jdee, wie Correggio alles Licht vom
göttlichen Kinde ausgehen läßt, aber dieser Ge-
danke ist doch zu sehr betont und nimmt den Be-
schauer zu einseitig in Anspruch, daß nicht die
eigentliche übernatürlich-religiöse Seite darunter
leiden müßte. Die mütterliche Seeligkeit und
Jnnigkeit, womit Maria das Kind umfängt und
anblickt, ist hinreißend schön geschildert, aber man
hat nicht ganz mit Unrecht bemerkt, es sei hier
weniger eine Muttergottes dargestellt als eine
schöne junge Mutter aus dem Volke. Eine wenig
glückliche Figur ist der ungeschlachte, in seiner Hal-
tung unklare Hirte am linken Rande, und was hat
der Meister erst aus den Engeln gemacht, in welche
Fiesole und Botticelli bei aller Grazie soviel Adel
und Würde zu legen gewußt hatte! Offenbar
reizte es den Künstler, seine in Kuppel- und Decken-
gemälden erworbene Bravour in der Wiedergabe
kühner Bewegungen und auffallender Verkürzun-
gen zu zeigen. Aber es ist so in diese Engelgruppe
ein unruhiges undezentes Gezappel hineingekom-
men, das den Eindruck des Bildes schädigt. Jm-
merhin bleibt Correggios „heilige Nacht" die
künstlerische Osfenbarung eines Genies, ein Werk
allerersten Ranges.
Das Gemälde desselben Meisters in den Uffizien