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Die Kunst dem Volke <München> — 1909 (Nr. 1-4)

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Weihnachten in der Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.21073#0126
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34

Gwvanni Battista Tiepolo Abb. s?

K. Ptnakothek, München. Photographieverlag F. Bruckmann A.-G., Münchcn

Tiepolo (1693 bis
1770) der große Rokoko-
meister! Schon das aparte
Format seines Dreikönig-
bildes (Abb. 37) gemahnt
an diese Zcit, ebenso die
bezeichnende Art, wie der
Hintergrund nicht als ru-
hige, kompakte Fläche ge-
geben, sondern durch die
Leiter, das Balken- und
Sparrenwerk durchbrochen
ist, oder der Mohrensürst
in seiner phantastisch-bi-
zarren Erscheinung. Die
ganze Komposition ist auf
den Gegensatz dunkler und
derberer Partien zu der in
lichten, delikat-blassen Tö-
nen gehaltenen Gruppe
der Madonna, des Kindes
und des knieenden Greises
gestellt. Maria ist in ihrer
vornehm-müden Grazie
eine echte Rokokodame, das
ganze Gemälde ein charak-
teristisches Denkmal jener
künstlerisch-technisch hoch-
entwickelten, kulturell über-
feinerten Zeit.

Wenden wir uns zur
nordischen Kunst!
Auch hier ist die Anbetung
der Könige ein mit Vor-
liebe unzähligemal behan-
deltes Thema besonders
der deutschen Malerei. Un-
ser Deutschland ist ja mit
den heiligen Dreikönigen
in ganz besonderer Weise
verbunden. Es ist gewiß
kein bloßer Zufall, daß die
Nation, welcher die Vor-
sehung die führende poli-
tische Rolle in der Chri-
stenheit zugewiesen, der sie
die Kaiserkrone übertragen
hatte, auch zur Hüterin
des Grabes dieser königli-
chen Erstlinge des Heiden-
tums, der „geistigen Erz-
väter der Heidenchristen
aller Völker" bestellt ward.
Der Tradition zufolge
ruhen nämlich die Leiber
der heiligen Dreikönige
zu Köln am Rhein; ein
köstlicher Schrein, ein
Prachtwerk rheinischer
Goldschmiede umschließt
ihre Reliquien und das
herrlichste Gotteshaus in
 
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