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Die Kunst dem Volke <München> — 1909 (Nr. 1-4)

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Strunk, Innocenz M.: Beato Angelico
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https://doi.org/10.11588/diglit.21073#0142
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10

Prior von Fiesole erwähnt. Bezeichnend fur
seine Berühmtheit ist es, datz um diese Zeit die
Domverwaltung von Prato sich mehrfach, abcr
vergebens, bemühte, ihn für die Ausmalung des
dortigen Domchors zu gewinnen. Am Ende seines
Lebens finden wir Fra Angelico wieder in Rom,
100 er, 68 Jahre alt,
imKIosterS.Maria
sopraMinerva14ö5
starb, und zwar
nicht, wie man oft-
mals liest, am
18. März, sondern
wie lateinische nnd
italienische Urkun-
den berichten, am
18. Februar.

„Als die Domi-
nikaner von S. Ma-
ria sopra Minerva
sein Sterbebett nm-
knieten und nach
altem, schönem Or-
densbrauch zum
lehtemnal das Sal-
veReginaanstimm-
ten, dakonnteBeato
Angelico in Frie-
den und Freude
scheiden. Die Ge-
stalten unseres gött-
lichen Heilandes
und seiner lieben
Mutter, die lichten
Engel und Heili-
gen, die sein Pinsel
so oft dargestellt
hatte, — sie mögen
wohl wie eine leben-
dige Sterbelitanei
jetzt vor seinem
brechenden Auge
gestanden haben,
als das letzte Bild,
bis er dort von
ihnen empfangen,
aus dem Leben des
Glanbens im Le-
ben des Schauens
anlangte." (Frei
nachSeb.Brunner.)

Jn der Kirche
seinesOrdens, nicht
weit vom Grabe der
heiligen Katharina von Siena, wurde er beigesetzt.
Der Grabstein (Abb. 6) stellt ihn dar im Ordens-
gemande, die Kapuze über den Kopf gezogen, mit
gekreuzten Armen. Darunter stehen lateinische
Verse, die ihn als edlen Christen und großen Künst-
ler preisen. Jn etwas sreier Uebersetzung lauten sie:

„Heimat ivar mir Florenz, Toscanas herrliche Blume,

Sie hegt irdisches Werk, bcss'res der Himmel von mir:

Dcnn nicht wcrde mein Ruhm, dasz ich war wie ein

andercr Apelles.

Sondcrn daß allen Gewinn, Christus, den Deinen ich

gab."

Ein gauz zuverlässiges Bildnis ist uns von
diesem liebenswürdigen Meister leider nicht er-

halten.Höchstwahr-
scheinlich gibt der
guterhalteneGrab-
steindieechtenZüge
wieder, aber die ein-
gedrücktenSchläfen,
dietiefindenHöhlen
liegendenAugen,die
scharfe, starre Nase
nnd die auffallend
stark hervortreten-
den Backenknochen
denten darauf hin,
daß dieses Gesicht
nach der Toten-
maske gemeißelt ist.
Von älteren Bild-
nissen Fra Angeli-
cos sind zu erwäh-
nen die von Luca
Signorelli (Orvic-
to), Fra Bartolom-
meo (Florenz),Raf-
fael (Rom), Vasari
(Florenz), L. Buti
(Fiesole) und Carlo
Dolci (Florenz).
Am meisten An-
spruch auf Echtheit
hat wohl das Bild,
das Raffael 1508
in seiner berühmten
Disputa (ganz
links) angebracht
hat, und das allge-
mein für das Bild-
nis Fra Angelicos
gehalten wird (Ti-
telbild).

Gewiß hat sich
Raffael zu Fra An-
gelico, diesem ihm
in mancher Hinsicht
geistesverwand-
ten Malcr, hingc-
zogen gefühlt. War
Raffael doch von
1504—1508 Schü-
ler des Dominikancrmalers Fra Bartolommeo
della Porta zu Florenz und hatte dort im Kloster
von S. Marco stets die Wandgemälde Fra An-
gelicos vor Augen, und im Vatikan lag nicht
weit von dcn Stanzen, wo er seine unsterblichen
Werke schus, die von Fra Angelico ausgemalte
Nikolauskapelle. Seiner Hochschätzung für den
srommen Künstlermönch hat Raffael dadurch

Madonna m!I dem Slcrnc
(Rcliquiarl

Abb. 17
(Text S. 18)

Florenz, S. Marco
 
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