21
beutel am Arm zerfleischt seine Hand. Vorne reißt
ein Teufel einem Minoriten, der gegen die heilige
Armut gefehlt, den Hut vom Kopfe, und neben ihm
wird ein brauner Franziskaner an seinem Geld-
beutel in den Abgrund gezogen. Fürsten, Bischöfe,
Mönche, ja einen Kardinal erblickt man unter
den Verworfenen, —
eine ernfte Predigt,
daß kein Stand vor
dem ewigen Verder-
ben gefichert ift. Jn
der Hölle werden
dieVerdammten, un-
ter ihnen auch meh-
rereMönche,in sieben,
denHauptsünden ent-
sprechenden Felsen-
höhlen von den Teu-
feln gepeinigt. Unten
thront der fchwarze
Fürst der Finsternis,
der gerade drei Ver-
dammte verschlingt
undSchlangen inden
Händen hält. Um
sein gehörntes Haupt
steht das Wort „8u-
parbia" (Stolz), der
ja die Quelle aller
Sünden ist.
Der schönste Teil
des Bildes ist das
Paradies. Wie er-
greifend ist hier die
Frende des Wieder-
sehens der Auser-
wählten und ihre
Begrüßung durch die
heiligen Schutzengel
geschildert, besonders
der einzig schöne Ein-
zug der Engel und
Seligen ins himm-
lische Jerusalem!
Man sprichtsoviel
von Heimatkunst.
Nun, hier haben
wir Heimatkunst im
schönsten Sinne des
Wortes, eine Kunst,
die uns die wahre,
ewige Heimat malt
und mit dem seligcn
Dominikaner Heinrich Suso uns zuruft: „Heb'
auf deine Augen und luge, wo du hingehörst. Du
gehörst in das Vaterland des himmlischen Para-
dieses. Du bist hier ein fremder Gast, ein elender
Pilgrim; darum wie ein Pilgrim wieder hineilet
in seine Heimat, da seiner die lieben Freunde
warten, also soll dir ein Eilen sein hin in das
Vaterland, da man dich so gerne sehe, da sie so
inniglich nach deiner sröhlichen Gegenwärtigkeit
verlangen, wo sie dich minniglich grüßen, zärtlich
empfangen und zu ihrer fröhlichen Gesellschaft
ewiglich vereinen."
Wenn irgend ein Künstler, so ist es Fra
Angelico, der den Ehrennamen verdient, den
die Spanicr ihrem großen Murillo geben,
„Maler des Him-
mels!"
Das zeigt er auch
besonders in den Bil-
dern der Krönung
Mariä. Eines der
schönsten ist das jetzt
zu Paris imLouvre
besindliche (Abb.21).
Es hing einst in der
Klosterkirche zu Fie-
sole, wurde 1812 von
den Franzosen mit-
genommen und ver-
blieb dann in Paris,
weil bei der Ver-
handlung über die
Zurückgabe der ge-
raubten Kunstwerke
der italienische Be-
vollmächtigte diesen
„altcnPlundcr" (ro-
ba voLolna), wie er
sagte, nicht zurück-
verlangen wollte.
Auf dem obersten
der neunThronstufen
kniet die allerseligste
Jungfrau — einBild
der Demut und Un-
schuld — und em-
pfängtvonihremgött-
lichen Sohne dasZei-
chen ihrerWürde als
KönigindesHimmels.
Jubelndverkünden es
die Engelscharen mit
Posaunenschall in al-
le vier Winde (Abb.
22), während andere
ihre Königin auf
Geigen und Guitar-
ren preisen. Nach der
NeihenfolgederLau-
retanischen Lita-
nei stehen hier alle
Himmelsbewohner
um Maria geschart: zuerst die Engel, dann die
Patriarchen (Moses), Propheten (David, Johannes
der Täufer), Apostel (Petrus und, in langem
weißem Bart, Johannes), die Martyrer (Ste-
phanus, Laurentius, Petrus Martyr), die Be-
kenner (zu bemerken ist besonders links die herr-
liche Gestalt des in Andacht versunkenen heiligen
Dominikus; ferner Augustinus, Nikolaus, und
vorne Thomas von Aquin im Gespräch mit dem
Christus am Kreuzc Abb. 33 Fiesolc. S. Domcnico
(Tcxt S. 3«)
Mit giitigcr Erlaubnis dcs hochw. v. Priors von Ficsole
beutel am Arm zerfleischt seine Hand. Vorne reißt
ein Teufel einem Minoriten, der gegen die heilige
Armut gefehlt, den Hut vom Kopfe, und neben ihm
wird ein brauner Franziskaner an seinem Geld-
beutel in den Abgrund gezogen. Fürsten, Bischöfe,
Mönche, ja einen Kardinal erblickt man unter
den Verworfenen, —
eine ernfte Predigt,
daß kein Stand vor
dem ewigen Verder-
ben gefichert ift. Jn
der Hölle werden
dieVerdammten, un-
ter ihnen auch meh-
rereMönche,in sieben,
denHauptsünden ent-
sprechenden Felsen-
höhlen von den Teu-
feln gepeinigt. Unten
thront der fchwarze
Fürst der Finsternis,
der gerade drei Ver-
dammte verschlingt
undSchlangen inden
Händen hält. Um
sein gehörntes Haupt
steht das Wort „8u-
parbia" (Stolz), der
ja die Quelle aller
Sünden ist.
Der schönste Teil
des Bildes ist das
Paradies. Wie er-
greifend ist hier die
Frende des Wieder-
sehens der Auser-
wählten und ihre
Begrüßung durch die
heiligen Schutzengel
geschildert, besonders
der einzig schöne Ein-
zug der Engel und
Seligen ins himm-
lische Jerusalem!
Man sprichtsoviel
von Heimatkunst.
Nun, hier haben
wir Heimatkunst im
schönsten Sinne des
Wortes, eine Kunst,
die uns die wahre,
ewige Heimat malt
und mit dem seligcn
Dominikaner Heinrich Suso uns zuruft: „Heb'
auf deine Augen und luge, wo du hingehörst. Du
gehörst in das Vaterland des himmlischen Para-
dieses. Du bist hier ein fremder Gast, ein elender
Pilgrim; darum wie ein Pilgrim wieder hineilet
in seine Heimat, da seiner die lieben Freunde
warten, also soll dir ein Eilen sein hin in das
Vaterland, da man dich so gerne sehe, da sie so
inniglich nach deiner sröhlichen Gegenwärtigkeit
verlangen, wo sie dich minniglich grüßen, zärtlich
empfangen und zu ihrer fröhlichen Gesellschaft
ewiglich vereinen."
Wenn irgend ein Künstler, so ist es Fra
Angelico, der den Ehrennamen verdient, den
die Spanicr ihrem großen Murillo geben,
„Maler des Him-
mels!"
Das zeigt er auch
besonders in den Bil-
dern der Krönung
Mariä. Eines der
schönsten ist das jetzt
zu Paris imLouvre
besindliche (Abb.21).
Es hing einst in der
Klosterkirche zu Fie-
sole, wurde 1812 von
den Franzosen mit-
genommen und ver-
blieb dann in Paris,
weil bei der Ver-
handlung über die
Zurückgabe der ge-
raubten Kunstwerke
der italienische Be-
vollmächtigte diesen
„altcnPlundcr" (ro-
ba voLolna), wie er
sagte, nicht zurück-
verlangen wollte.
Auf dem obersten
der neunThronstufen
kniet die allerseligste
Jungfrau — einBild
der Demut und Un-
schuld — und em-
pfängtvonihremgött-
lichen Sohne dasZei-
chen ihrerWürde als
KönigindesHimmels.
Jubelndverkünden es
die Engelscharen mit
Posaunenschall in al-
le vier Winde (Abb.
22), während andere
ihre Königin auf
Geigen und Guitar-
ren preisen. Nach der
NeihenfolgederLau-
retanischen Lita-
nei stehen hier alle
Himmelsbewohner
um Maria geschart: zuerst die Engel, dann die
Patriarchen (Moses), Propheten (David, Johannes
der Täufer), Apostel (Petrus und, in langem
weißem Bart, Johannes), die Martyrer (Ste-
phanus, Laurentius, Petrus Martyr), die Be-
kenner (zu bemerken ist besonders links die herr-
liche Gestalt des in Andacht versunkenen heiligen
Dominikus; ferner Augustinus, Nikolaus, und
vorne Thomas von Aquin im Gespräch mit dem
Christus am Kreuzc Abb. 33 Fiesolc. S. Domcnico
(Tcxt S. 3«)
Mit giitigcr Erlaubnis dcs hochw. v. Priors von Ficsole