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Die Kunst dem Volke <München> — 1909 (Nr. 1-4)

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Strunk, Innocenz M.: Beato Angelico
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https://doi.org/10.11588/diglit.21073#0154
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22

Krcuzgang von S. Marco

Abb. 34
(Tert S. 31)

Florcnz

heiligen König Ludwig IX. von Frankreich), die
heilige Magdalena und heilige Jungfrauen (Cäeilia
mit dem° Blumenkranz, Katharina, Agnes und
Ilrsula).

Da das Bild für die Kirche S. Domenieo
bestimmt war, hat Fra Angelico in der Prcdella
Begebenheiten aus dem Leben des heiligen
Dominikus dargestellt: Papst Jnnozenz III.
träumt, daß Dominikus die einstürzende Lateran-
basilika stützt, — Petrus und Paulus überreichen
dem Heiligen die Sinnbilder des apostolischen
Predigtamtes, Stab und Evangelienbuch, — der
Heilige erweckt den vom Pferde gestürzten
jungen Napoleon zum Leben, —- er
disputiert mit den albigensischen
Jrrlehrern, wobei sein Buch,
zum Gottesgericht ins Feuer
geworfen, wnnderbar von
den Flammen geschützt
wird, — die Ordens-
brüder werden auf
Fürbitte des Hei-
ligen von Engeln
nnt Brotgespeist,

— der Heilige
stirbt, umgeben
vonseinenOr-
densbrüdern.

Jn der Mit-
te der Pre-
della sehen
wir Chri-
stusimGra-
be, zurSeite
Maria und
Johannes.

Wenn
dieses Bild

Dcr hl. Pctrus Marlyr

Abb. 35
(Tcxt S. 31)

mehr der Krvnung einer Fürstin
in, einem Thronsaale gleicht, so ist
auf einer andercn Darstellung alles,
was an die Erde erinnern könnte,
fortgelassen: es ist eine Krönung im
Himmel. DasWerkstammtausdem
Krankenhause S. Maria Nuova in
Florenz und hängt heute in der Ge-
mäldegaleriederÜffizien(Abb.20).

Das ganze Bild, in dem die
blaue Farbe vorherrscht, ist auf
Goldgrund gemalt, der zwischen
den Farben durchschimmert und
ihnen einen eigenartigen Reiz ver-
leiht: cine Jubelharinonie von Son-
nengold und Himmelblau. — Auf
blauen Wolken thront, in einen
lichtblauen Mantel gehüllt, „die
zarte Königin vom Himmelreich"

^— wohl die holdseligste Marien-
gestalt Fra Angelicos, — in deren
Krone ihr göttlicher Sohn einen
letzten Edelstein einfügt. Ein gol-
dener Strahlenregen geht von dem
Wolken-Throne aus und überflutet das Bild
nach allen Richtungen. Engel schlingen einen
Reigen, rhpthmisch sliegen ihre Gewänder, andere
Engelscharen begleiten den Tanz mit Posaunen,
Geigen und Guitarren, während unten das Him-
melskonzert in den sanften Tönen einer Violine
und Handorgel ausklingt. Seine paradiesische
Herzensunschuld und seine innige Verehrung zu
Maria hat der selige Meister in diese Himmels-
gestalten hineingehaucht. Manche Heilige blicken
aus dem Bilde den Beschauer an und reihen ihn
so gleichsam ein unter die Teilnehmer am Him-
melsfeste. Jst jeder Künstler in etwa das
Echo seiner Nmgebung und ein Kind
seines Volkes, so zeigt sich Fra An-
gelicohieralsechten Jtaliener
mit seiner Freude an Musik
und Gesang, mit seinem
ewig heiteren und son-
nigen Charakter.

Von diesem Bilde
gelten besonders die
Worte, die einer
unserer liebens-
würdigstendeut-
schen Künstler,
L. Richter,
von Fra An-
gelico ge-
schrieben:
„Er bewegt
so rein, so se-
lig die tiefste
Seele; seine
Bilder glei-
chen BIu-
men voll
Duft und

Florenz, S. Marco (Krcuzgcmg)
 
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