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Die Kunst dem Volke <München> — 1909 (Nr. 1-4)

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Strunk, Innocenz M.: Beato Angelico
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https://doi.org/10.11588/diglit.21073#0160
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Wir sehen nämlich hier
außer der Muttergottes,

Magdalena, Nikodemus
und Josef von Arima-
thäa auch den heiligen
Dominikus, die heilige
Katharina von Alexan-
drien (mit der Krone)
und neben ihr die selige
Dominikanerin Villana
mit der italienischen Jn-
schrist: Ollristo Ibssu
l'amor mio oruoilisso
(Christus Jesus, meine
gekreuzigte Liebe). Diese
Selige ist dargestellt,
weil ihr Grab sich in
der obengenannten Bru-
derschaftskirche befindet.

Dem ruhigen, ver-
Haltenen Schmerze, der
stillen Trauerstim-
mung entspricht die
abendliche Landschaft, die
öde Natur, und die
wie ein langgezogener
Klageakkord sich hin-
dehnende Stadtmauer von Jerusalem.

Bezüglich der Festsetzung der Entstehungszeit
bieten die größten, bisher noch nicht zur vollen
Befriedigung gelösten Schwierigkeiten die sogenann-
ten (35) Annunziata-Tafeln. Sie bildeten
früherdieFüllungender
Türen eines Schrankes,
in welchem die Silber-
geräte der Servitenkirche
S. Annunziata aufbe-
wahrt wurden.

Auf 33 dieser Tafeln
ist das Leben Jesu ge-
schildert. Drei sind von
Baldovinetti gemalt,
und bei vielen anderen
sind augenscheinlich
Schülerhände tätig ge-
wesen, wie man aus der
Farbenstimmung, den
oft rohen Gesichtszügen
und der Form der Hei-
ligenscheine ersehen
kann, die Fra Angelico
nicht in dieser perspekti-
vischen Ansicht zu malen
pslegte.Jm übrigen zeich-
nen sich manche dieser
Bildchen durch glückliche
Komposition, Einfach-
heit, klare Darstellung
und guten landschaft-
lichen Hintergrund aus.

Das Bild der Ge-
burt Christi (Abb. 26),
auf dem Fra Angelico
ausnahmsweise Hirten
dargestellt hat, zeigt uns
den Welterlöser, von
Himmelsglanz umstrahlt,
auf der Erde liegend;
Maria und Josef und
sogar Ochs und Esel lie-
gen anbetend auf den
Knieen, während auf dem
Dach des Stalles die
Engel ihr Gloria singen.
Ilm die gänzliche Ent-
äußerung und Armut
des Gottmenschen zum
Ausdruck zu bringen, ist
das Kindlein völlig un-
bekleidet gemalt, wie
auch auf dem ähnlichen
Zellenbilde in S. Marco
und auf dem für das
Franziskanerkloster in
Bosco gemalten Madon-
nenaltare.

Jn der Auferwek-
kung des Lazarus (Abb. 27) sind zwei Szenen
vereinigt. Während nämlich vorne Maria und
Martha noch den Heiland bitten, ihren Bruder
zum Leben zu erwecken, hat sich hinter ihnen das
Wunder bereits vollzogen.

Trefflich ist im Verrat d es Judas (Abb. 28)
geschildert, wie der unglückselige Apostel, einen

unheimlich dunklen Hei-
ligenschein um das
Haupt, mit kalter Miene
die dreißig Silberlinge
empfängt, wobei der
Hohepriester sorgsam
sein Gewand zusam-
menhält, um ja nicht
mit dem Verräter in
Berührung zu kommen.

Wie wenig es der
stillen, friedlichen Kunst
Fra Angelicos gegeben
war, heftig bewegte, lei-
denschaftliche Äuftritte
zu schildern, zeigt die
Gefangennahme
(Abb. 29), wo es ge-
radezu komisch wirkt,
wie der heilige Petrus
auf Malchus kniet, und
ihm das Ohr förmlich
„absäbelt". Schön und
würdig ist dagegen in
ihrer milden Majestät
die Gestalt des gött-
lichen Heilandes.

Auf dem Bilde der

Verlündigung

Abb. 44
(Text S. 36)

Florenz. S. Mnrco
(Zelle S)

Darstellung im Tempel Abb. 45 Florcnz, S. Marco

(Texl S. 37) (Zcllc 10)
 
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