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Die Kunst dem Volke <München> — 1909 (Nr. 1-4)

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Strunk, Innocenz M.: Beato Angelico
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https://doi.org/10.11588/diglit.21073#0162
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— 30 —

hier eine sogenannte
„saera oouvsrss^ious"

(heiligeUnterhaltung)vor
uns, wie sie fortan in
der italienischen Kunst
so beliebt wurde.

Vom goldenen Hinter-
grunde ist nur der gold-
gewirkte Teppich hinter
der Madonna geblieben:

Rechts und links öffnet
sich dem Auge eine herr-
liche italicnische Land-
schaft mit Palmen, Zp-
pressen, Pinieuund Stein-
eichen. Zwischen den
StämmenderBäumehin-
durch schweift der Blick
in eiue weite, hügelige
Landschafffwährend oben
Nosengirlanden und Vor-
hänge das Bild abschlie-
ßen. Man sieht hier wie-
der die Freude des seligen
Künstlermönches an Got- Ber,l°rung
tes schöner Natur, wie er
anderseits iu dem vor-
trefflich gezeichneten Baldachiu seiner Liebe zu
den neuen Formen der Baukunst Ausdruck ver-
leiht, ohne daß er, wie so viele seiner Zeitgenossen,
den Fehler begeht, über diesen Nebendingen die
Hauptsache zu vergessen und vor lauter Zutaten,
Kleinigkeiten uud Neberladungen den eigentlichen
Gegenstand des Bildes zurücktreten zu lassen.

Majestätisch als Mittelpunkt des Ganzen,
thront, von Engeln umgeben, die Madouna mit
dem Jesuskinde, das in seiner Linken die Welt-
kugel trägt und mit der Rechten segnet.

Als Zeichen der Daukbarkeit gegen den hoch-
herzigen Stifter des Klosters, Cosimo von Medici,

Abb

<Tcxt

47

S. 37)

sind im Vordergrunde
knieend die heiligen Pa-
trone des mediceischen
Hauses, Kosmas und Da-
mian, dargestellt, sodanu
andere Patrone von Fa-
milienmitgliedern: links
die Heiligen Laurentius
und Johannes, rechts
Petrus Martyr. Neben
der Madonna stehen der
Schutzheilige des Klo-
sters, Markus, und der
Gründer des Ordens,Do-
minikus,ihmzurSeitesein
heiliger Freund, Franzis-
kus von Assisi.

Die Predella mit
Szenen aus dem Leben
der heiligen Kosmas und
Damiau ist weit zerstreut
(Florenz, München, Pa-
ris und Dublin).

Soviel wir wissen, ist
N°r°nz. S. Marco dies das einzige Tafelbild,
(Zelle 6) das Fra Angelico für
S. Marco gemalt hat.

Lctztes Abendmahl

Abb. 48
(Text S. 37)

2. Wandgemälde.

Was Sebastian Brunner von Florenz im
allgemeinen sagt, das gilt besonders vom Kloster
S. Marco:

„Wcr grützt nicht frcudig dcine Hallen,

Florenz, die du gebaut zu Gottcs Ruhm;
Erhab'ne Kunst, hier ist dein Heiligtum,

Zu Gottcs und dcr Menschen Wohlgesallcn I"

Bevor wir in dieses Heiligtum eintreteu,
wvlleu wir kurz ein iuFiesole erhaltenes Fresko
betrachten, nämlich Christus am Kreuze
(Abb. 33), das die Dominikaner 1881, zivei Jahre
nachdem sie ihr altes Kloster in
Fiesole wieder bezogen hatten, an
der Wand des alten Kapitelsaales
unter der Tünche entdeckten. Wie
man glaubt, haben es die Mönche
1808 bei ihrer Vertreibung über-
tüncht, um es so vor der Zer-
störung zu retten.

Es ist 3,6ö Meter hoch und
2,50 Meter breit und mit einem
Rahmen versehen, ivelcher dem der
großen Kreuzigung in S. Marco
ähnlich ist.

Dieses wenig bekannte Bild, auf
dem die gänzliche Verlassenheit
Jesu ergreifend schön zum Aus-
druck gekommen ist, hat auch in-
sosern besonderes Jnteresse, als es
das einzige Kreuzbild ist, auf dem
Fra Angelico den Heiland tot,
F(°renz S. Mareo n a ch v o r n e g e n e i g t und ohne
(Zelle 35) HeIlIge dargestellt hat. Die mo-
 
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