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aber ein holdseliger, blondgelockter Engel in schnee-
weißem Gewande dcutet, ähnlich ivie auf dein
Verkündigungsbilde von Cortuna (Abb. 7) niit
der Linken nach oben: „Er ist auferstanden", und
mit der Rechten in das leere Grab: „Er ist nicht
hier." Links kniet dcr heilige Dominikus.
„Ob Deiner Auferstehnng, Christus, sollen
Himmel und Erde sich freuen", so singt der
Dominikanerorden in seinen Laudes am Osterfeste.
Das ist die Stimmiing des Bildes der Erschei-
nung des Hei-
landes vor
Maria Mag-
dalena (Abb.
53).
O welche Oster-
morgevprachtl
Der Tau im Kelch
der Blumen lacht,
So froh die Vög-
lein singen l
Rings Frühlings-
hauch und Son-
nenschein,
So buut die Flur,
so grün der Rain,
Man sieht die
Knospenspringen!
(C. Peregrina.)
Mit der Hacke
auf der Schulter
ist der Heiland
dargestellt; heißt
es ja im Evan-
gelium, daß
Magdalena ihn
für den Gärtner
gehalten habe.
Sie breitet die
Arme aus, um
seine Füße zu
umfassen, aber
mit sanft abiveh-
render Bewe-
gung spricht Je-
sus: „Rühre
mich nicht an!"
Durch die etwas
ungewöhnliche
Stellung des
Heilandes wird
das leichte Schweben des verklärten Leibes an-
gedeutet, der wie ein sanfter Frühlingshauch über
die Blütenkelche dahingleitet. Wie auf allen
Bildern von S. Marco, ist auch hier wieder die
Gesichtsfarbe von eigenartiger Schönheit: etwas
sonnengebräunt und dabei von srischem, rosigen
Aussehen.
Zu den Perlen von S. Marco gehört die
Krönung Mariä (Abb. 54), ein Werk, so groß
in der Auffassung, so einfach und klar in der
Anordnung, so edel in den Linien und so licht
und harmonisch in den Farben, daß es zu den
besten Krönungen Mariä gehört, die die
christliche Kunst jemals geschaffen hat, ja daß
es vielleicht die allerschönste istll) Dieser Gegen-
stand war dem himmelwärts gerichteten Sinne
Beato Angelicos besonders lieb und vertraut, und
in immer neucn und abwechslungsvollen Bildern
läßt er uns am Krönungsfeste Mariä teilnehmen.
Jn strahlend weißen Gewändern mit herr-
lichem Faltenwurf thronen auf lichten Wolken
Jesns und Mariä. Demütig und doch hoheits-
voll neigt Maria
ihr Haupt, um
die Krone vom
Heiland zu emp-
fangen, während
unten im Halb-
kreis, in heilige
Beschauung ver-
sunken, die Hän-
de in Bewunde-
rung erhoben,
aufweißenWol-
ken sechs Heilige
knieen: in der
Mitte die beiden
Freunde Domi-
nikus und Fran-
ziskus, dann
links Thomas
vonAquinHund
Benediktus,
rechts Petrus
Martyr und
Paulus (oder
Markus).
Der edlen Li-
nienführung die-
ses Werkes ent-
sprichtseineüber-
aus fein berech-
nete Farben-
stimmung, die
zwaraufunserer
farblosen Ab-
bildung nicht
zum Ausdruck
kommt. Jnglück-
licher Weise hat
nämlich Fra An-
gelico es vermie-
den, daß das viele Weiß des Bildes nicht ein-
tönig wirkt. Wie geschmackvoll sind diese um
die beiden Hauptsiguren konzentrisch gezogenen
Farbenringe in ihren zarten, milden, wie hin-
gehauchten Tönen! Hinter den Heiligen bis an
den Rand des Bildes ist ein rosafarbener Ring;
Aehnlich ist ein aus der Kirche S. Annunziata
stammendes kleines Bild, das schon die später in Jtalien
so beliebte Rundform Cüoncio) zeigt (Abb. 63).
^) Ein andcrcs, wenig bckanntes, aber schr ansprechen-
des Bild dieses Heiligen befindet sich in der elsten Zelle
(Abb. 55) auf einem Madonnenbilde.
Diakonalsweihe des hl. Laurcntius
Abb. 60
(Text S. 41)
Nom, Vatikan
aber ein holdseliger, blondgelockter Engel in schnee-
weißem Gewande dcutet, ähnlich ivie auf dein
Verkündigungsbilde von Cortuna (Abb. 7) niit
der Linken nach oben: „Er ist auferstanden", und
mit der Rechten in das leere Grab: „Er ist nicht
hier." Links kniet dcr heilige Dominikus.
„Ob Deiner Auferstehnng, Christus, sollen
Himmel und Erde sich freuen", so singt der
Dominikanerorden in seinen Laudes am Osterfeste.
Das ist die Stimmiing des Bildes der Erschei-
nung des Hei-
landes vor
Maria Mag-
dalena (Abb.
53).
O welche Oster-
morgevprachtl
Der Tau im Kelch
der Blumen lacht,
So froh die Vög-
lein singen l
Rings Frühlings-
hauch und Son-
nenschein,
So buut die Flur,
so grün der Rain,
Man sieht die
Knospenspringen!
(C. Peregrina.)
Mit der Hacke
auf der Schulter
ist der Heiland
dargestellt; heißt
es ja im Evan-
gelium, daß
Magdalena ihn
für den Gärtner
gehalten habe.
Sie breitet die
Arme aus, um
seine Füße zu
umfassen, aber
mit sanft abiveh-
render Bewe-
gung spricht Je-
sus: „Rühre
mich nicht an!"
Durch die etwas
ungewöhnliche
Stellung des
Heilandes wird
das leichte Schweben des verklärten Leibes an-
gedeutet, der wie ein sanfter Frühlingshauch über
die Blütenkelche dahingleitet. Wie auf allen
Bildern von S. Marco, ist auch hier wieder die
Gesichtsfarbe von eigenartiger Schönheit: etwas
sonnengebräunt und dabei von srischem, rosigen
Aussehen.
Zu den Perlen von S. Marco gehört die
Krönung Mariä (Abb. 54), ein Werk, so groß
in der Auffassung, so einfach und klar in der
Anordnung, so edel in den Linien und so licht
und harmonisch in den Farben, daß es zu den
besten Krönungen Mariä gehört, die die
christliche Kunst jemals geschaffen hat, ja daß
es vielleicht die allerschönste istll) Dieser Gegen-
stand war dem himmelwärts gerichteten Sinne
Beato Angelicos besonders lieb und vertraut, und
in immer neucn und abwechslungsvollen Bildern
läßt er uns am Krönungsfeste Mariä teilnehmen.
Jn strahlend weißen Gewändern mit herr-
lichem Faltenwurf thronen auf lichten Wolken
Jesns und Mariä. Demütig und doch hoheits-
voll neigt Maria
ihr Haupt, um
die Krone vom
Heiland zu emp-
fangen, während
unten im Halb-
kreis, in heilige
Beschauung ver-
sunken, die Hän-
de in Bewunde-
rung erhoben,
aufweißenWol-
ken sechs Heilige
knieen: in der
Mitte die beiden
Freunde Domi-
nikus und Fran-
ziskus, dann
links Thomas
vonAquinHund
Benediktus,
rechts Petrus
Martyr und
Paulus (oder
Markus).
Der edlen Li-
nienführung die-
ses Werkes ent-
sprichtseineüber-
aus fein berech-
nete Farben-
stimmung, die
zwaraufunserer
farblosen Ab-
bildung nicht
zum Ausdruck
kommt. Jnglück-
licher Weise hat
nämlich Fra An-
gelico es vermie-
den, daß das viele Weiß des Bildes nicht ein-
tönig wirkt. Wie geschmackvoll sind diese um
die beiden Hauptsiguren konzentrisch gezogenen
Farbenringe in ihren zarten, milden, wie hin-
gehauchten Tönen! Hinter den Heiligen bis an
den Rand des Bildes ist ein rosafarbener Ring;
Aehnlich ist ein aus der Kirche S. Annunziata
stammendes kleines Bild, das schon die später in Jtalien
so beliebte Rundform Cüoncio) zeigt (Abb. 63).
^) Ein andcrcs, wenig bckanntes, aber schr ansprechen-
des Bild dieses Heiligen befindet sich in der elsten Zelle
(Abb. 55) auf einem Madonnenbilde.
Diakonalsweihe des hl. Laurcntius
Abb. 60
(Text S. 41)
Nom, Vatikan