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Abb. 1g Limburg a. d. Lahli, Dom von Südwestcn
<Text S. 1g) Phot. K. Metzbildanstalt, Borlin
Kirchen vermag zu wetteifern mit jenem Wunder-
bau, den die romanische Zeit in Norditalien schuf.
An der Schwelle, wo Morgen- und Abeudland
sich berühren, erstaud Venedig. Gebietend über
die Fluten der Adria herrschte ihr mächtiges
Staatswesen unter dem Schutze des heiligen Evnn-
gelisten Markus. Neben dem Dogenpalaste über
der Gruft des Heiligen wurde die wundersamste
Kirche erbaut, die in ällen Landen Europas zu
findeu ist (Abb. 11). Bom Morgenlande herüber
leuchtete der Strahl märchenhafter Kunst, der diese
Kirche durchglüht. Er spielt um die sünf Kuppeln,
er umglänzt die seltsam wunderbare Front und
hält Zwiesprache mit den ehernen Rossen, die ob
der Pforte als Beute und zur Erinnerung auf-
gestellt wurden, daß die Venezianer 1204 Kon-
stantinopel hatten erobern helfen. Jn die Borhalle
dringt der uralte, ewig junge Schimmer. Da findet
er die acht Säulen, deren schwarzer und lveißer
Marmor einst den Tempel vonJerusalem geschmückt
haben mag. Vom Gewölbe hernieder aber schauen
feierliche Gestalten von Heiligen, wie sie die Kunst
Abb. 20
iText S. Ig)
von Byzanz zu schaffen liebte.
Jn das Jnnere (Abb. 12) des heh-
ren Tempels treten wir ein, wo
aus mystischem halbem Dämmer
das Gold und die Farbe der Mo-
saiken an Wänden und Kuppeln
geheimnisvoll flimmert. Wo Lich-
ter und Schatten, die einen so un-
begreiflich wie die anderen, um
dunkle Marmorflüchen gleiten. Wv
mit seinen Figuren der Lettner den
dämmernden Chor verschlieszt. Wo
eine Welt von irdischen Menschen-
geschlechtern zugrunde gegangen
ist, und eine andere, Symbole der
ewigen Macht und ihres Wirkens
auf Erden, in Bildern vom Ge-
wölbe auf alle herniederschaut, die
von einem Jahrhundert ins andere
über diesen Fußboden kommen, kurz
verweilen und gehen. Dazwischen
aber jubelt die leuchtende Pracht
jener Mosaiken, die Tizian und
andere Große erdacht und gemacht
haben.
Jn Spanieu blühte die mau-
rische Kunst. Was die christlichc
schuf, war nicht eigentlich heimat-
lich zu nennen, der Einfluß Frank-
reichs tat das Beste dazu. Der
Gedanke zu der mächtigen Kathe-
drale des im ganzen Mittelalter
hochberühmten Wallfahrtsortes San-
tiago de Compostella stammte aus
der Provence. Auch die Kathedrale
von Salamanca (Abb. 13) ist eines
der wichtigsten und schönsten spani-
schen Baudenkmäler.
Pciderborn, Tomkrypta
Phot. K Mehbildniistalt, Bcrlin
Abb. 1g Limburg a. d. Lahli, Dom von Südwestcn
<Text S. 1g) Phot. K. Metzbildanstalt, Borlin
Kirchen vermag zu wetteifern mit jenem Wunder-
bau, den die romanische Zeit in Norditalien schuf.
An der Schwelle, wo Morgen- und Abeudland
sich berühren, erstaud Venedig. Gebietend über
die Fluten der Adria herrschte ihr mächtiges
Staatswesen unter dem Schutze des heiligen Evnn-
gelisten Markus. Neben dem Dogenpalaste über
der Gruft des Heiligen wurde die wundersamste
Kirche erbaut, die in ällen Landen Europas zu
findeu ist (Abb. 11). Bom Morgenlande herüber
leuchtete der Strahl märchenhafter Kunst, der diese
Kirche durchglüht. Er spielt um die sünf Kuppeln,
er umglänzt die seltsam wunderbare Front und
hält Zwiesprache mit den ehernen Rossen, die ob
der Pforte als Beute und zur Erinnerung auf-
gestellt wurden, daß die Venezianer 1204 Kon-
stantinopel hatten erobern helfen. Jn die Borhalle
dringt der uralte, ewig junge Schimmer. Da findet
er die acht Säulen, deren schwarzer und lveißer
Marmor einst den Tempel vonJerusalem geschmückt
haben mag. Vom Gewölbe hernieder aber schauen
feierliche Gestalten von Heiligen, wie sie die Kunst
Abb. 20
iText S. Ig)
von Byzanz zu schaffen liebte.
Jn das Jnnere (Abb. 12) des heh-
ren Tempels treten wir ein, wo
aus mystischem halbem Dämmer
das Gold und die Farbe der Mo-
saiken an Wänden und Kuppeln
geheimnisvoll flimmert. Wo Lich-
ter und Schatten, die einen so un-
begreiflich wie die anderen, um
dunkle Marmorflüchen gleiten. Wv
mit seinen Figuren der Lettner den
dämmernden Chor verschlieszt. Wo
eine Welt von irdischen Menschen-
geschlechtern zugrunde gegangen
ist, und eine andere, Symbole der
ewigen Macht und ihres Wirkens
auf Erden, in Bildern vom Ge-
wölbe auf alle herniederschaut, die
von einem Jahrhundert ins andere
über diesen Fußboden kommen, kurz
verweilen und gehen. Dazwischen
aber jubelt die leuchtende Pracht
jener Mosaiken, die Tizian und
andere Große erdacht und gemacht
haben.
Jn Spanieu blühte die mau-
rische Kunst. Was die christlichc
schuf, war nicht eigentlich heimat-
lich zu nennen, der Einfluß Frank-
reichs tat das Beste dazu. Der
Gedanke zu der mächtigen Kathe-
drale des im ganzen Mittelalter
hochberühmten Wallfahrtsortes San-
tiago de Compostella stammte aus
der Provence. Auch die Kathedrale
von Salamanca (Abb. 13) ist eines
der wichtigsten und schönsten spani-
schen Baudenkmäler.
Pciderborn, Tomkrypta
Phot. K Mehbildniistalt, Bcrlin