Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

DOI Heft:
Berühmte Kathedralen des Mittelalters
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0032
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28

Nicht seinesgleichen hatte in den ersten drei Jahr-
zehnten des 13. Jahrhunderts der Eifer der Nord-
franzosen für die Erbauung und Erneuerung ihrer
Kathedralen. Der höchste Glanz umstrahlte den An-
fang der Regierungszeit Ludwigs IX., des Heiligen.
Frieden herrschte im Lande, das Recht genoß starken
Schutz, die Kultur blühte. Eine Fülle von Kirchen-
bauten entstand. Am größten dabei war der Erneue-
rungsbau der vom Abte Suger begründeten Kathe-

edles Ebenmaß der Linien jene von Laon, berühmt
obihrerPortalskulpturen ist die vonChartres(Abb.30).
Mit herrlicher Fassade, die köstlich mit Skulpturen
geschmückt und von zwei freistehenden Türmen über-
ragt ist, prangt die Kathedrale Notre-Dame zu Rouen.
Die Pracht des Domes von Amiens (Abb. 31), den der
geniale Architekt de Luzarches erbaute, aber wird nur
noch überboten durch die herrliche Notre-Dame von
Reims. Jm Jahre 1481 färbte sich über dieser Stadt

Abb. SS <Text S. 31)

Westminsterabtei, Nördlicher Eingang zmn Querschiff

drale zu St. Denis, am schönsten der Neubau der
Kapelle des königlichen Palastes auf der Seine-
Jnsel. Sie ist ein zierliches Kleinod innritten der
Schar der gewaltigen Bauschöpfungen im nördlichen
Frankreich, ja übertrifft sie in mancherlei Art. Und
das will gewiß viel heißen. Denn welch wunder-
volle Domkirchen gibt es dort aus der gotischen Zeit!

Von den vielen im Süden gedenke ich nur der
wuchtig-prächtigen Kirche zu Albi (Abb. 28). Aber
die größere Pracht sinden wir im Norden. Hoch-
strebende Linien zeigt die Kathedrale von Coutances,

der Himmel blutig rot, in wildem Getümmel drängten
sich die Menschen und laut erscholl ihr Jammer.
Denn in Flammen stand ihr schönstes Kleinod, der
herrliche Dom, und verlor am selben Tage fünf
von seinen sieben Türmeu und die Spitzen der zwei,
deren Untergeschosse bis heute über der wundervollen
Front des Domes emporragen. Trotz ihrer Schön-
heit lassen sie die Fülle dessen, was verloren, nicht
mehr ahnen. Und doch, als welch köstliches Kunstwerk
steht der Dom von Reims noch immer da (Abb. 1
und 32). 1212 begann sein Bau. Hundert Jahre
 
Annotationen