Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

DOI Heft:
Berühmte Kathedralen des Mittelalters
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0035
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
31

ALb. 43 Trondhjern, Dom

lText S. SI) Phot. Photoglob Co., Zürich

Turm. Jm Jnnern welch herrlicher Schmuck. Dabei
?wei der berühmtesten Gemälde von Rubens,
die „Kreuzesaufrichtung" und die „Kreuzesab-
nahme!"

Die Engländer haben ihre Selbständigkeit
auch in der Gotik festgehalten. Doch haben sie
auf ihre Art nicht minder stolze Kathedralen
geschaffen als die Nachbarvölker. „Die Köni-
gin der englischen Münster" nennt man die
Kathedrale von Lichfield (Abb. 37). Majestätisch
schaut von dem altstädtischen Hügel die Kathe-
drale von Lincoln auf ihre Stadt hernieder.
Zwei gewaltige Türme ohne Spitzen steigen
beherrschend und schwerfällig darüber auf. Wie-
der völlig anders ist mit ihrer prachtvollen
Westfront und ihren drei mächtigen Türmen
die Kathedrale St. Peter zu Pork. Von herr-
licher Eleganz ist das Jnnere der Kathedrale
von Exeter (Abb. 38). Zu den Merkwürdig-
keiten mancher großen englischen Dome gehört
es, daß sie zwei Querschiffe haben. So die seit
1220 erbaute Kathedrale St. Mary in Salisbury,
deren Mittelturm der höchste in ganz England
ist. Zu den gewaltigsten und schönsten Bauten,
die die katholische Kirche des Mittelalters auf
englischem Boden geschaffen hat, aber gehört die
Kathedrale von Canterbury. Der berühmteste
von allen Verwaltern des dortigen Erzbistums
war der hl. Thomas Becket, den seine Feinde
am 5. Dezember 1170 während der Vesper er-
schlugen. Vier Jahre später wurde der Bau
dieses Domes begonnen und am Ostende des
Chores dem Heiligen zu Ehren eine runde
Kapelle angebaut, die noch heute die „Beckets-
krone" heißt. Allergrößten Ruhm genießt aber
in England die Westminsterabtei (Abb.39, 40, 41),
die unter Heinrich III. erbaut und in der fast
jeder englische König gekrönt wurde. Die Ge-
schichte und der Geist Englands walten in der
Abtei, die als Halle des Ruhmes mit all ihren
Grüften und Denkmälern berühmter Engländer

eine Stätte ist, auf die das ganze Volk
mit Verehrung blickt.

Auch in den skandinavischen Ländern
gibt es manchen edeln gotischen Dom.
So den zu Upsala, den zu Malmö. Am
schönsten aber und wichtigsten ist der zu
Trondhjem (Abb. 43). Das Gotteshaus
genoß so hohes Ansehen, daß mehr denn
einmal Könige daselbst gekrönt worden
sind.

Und nun soll uns unser Schifflein über
die Wellen der Ostsee wieder zum hei-
mischen Strande zurücktreiben. Herrliche
Domkirchen wollen wir suchen, in ihrer
Gestalt der Majestät der Kirche uns freuen.
Wohin sollen wir uns wenden? Zu groß
ist die Zahl. Wohl lockt uns Lübeck, Schles-
wig, Schwerin, Bremen. Wir wollen
zum sernsten Nordosten des deutschen
Reiches uns wenden. Zu Königsberg in
Preußen auf dem Schloßberge ragt aus
Backstein erbaut der Dom (Abb. 44), der um 1325
als'Kathedrale des Bistums Samland errichtet wurde.

Abb. 4t Kbnigsberg i. Pr, Dorn, Westsront
(Text S. 81) Phot. K. Metzbildanstalt, Berlin
 
Annotationen