32
Abb. 45
(Text S. 32)
Tanten, Dom von Südivesten
Phot. K. Meßbildanstalt, Berlin
über die Anfänge nicht hinaus,
weil der Bauplan sich änderte. So
ist es dem Halberstädter und auch
dem Magdeburger Dome ergangen.
Wieviel majestätischer noch könnten
beide gewaltigen Kirchen dastehen,
wäre der geniale Gedanke derjeni-
gen durchgeführt worden, die zu
ihrem jetzigen Bau am Anfange
des 13. Jahrhunderts den Gedanken
faßten. Aber für das, was uns am
Halberstädter Dom versagt geblieben
ist, entschädigt die hinreißende Schön-
heit dessen, was in herrlichster Kunst
erfahrene Geschlechter unter der
Führung kunstbegeisterter Kirchen-
fürsten zur Ehre Gottes und des
hl. Stephanus aus jener Stätte des
Glaubens erstehen ließen. Edel und
altertümlich ist der älteste Teil, die
westliche Front, zu köstlicher leichter
Harmonie schwingen sich die goti-
schen Fenster des unteren und obe-
ren Stockwerkes empor. Volltönig
schließt im halben Achteck der ge-
waltige Chor das Kunstwerk. Aber
in seine majestätischen Klänge mischt
sich eine leichte, holde Weise, die
erklingt in der feinen Marienkapelle,
die in des Chores Schluß einge-
fügt ist. Schwer und riesenhaft
steht der Magdeburger Dom; fein
gefügt, wie von einer andern Rasse,
sind die Glieder des Domes von
Halberstadt. Erbrausen dort tiefe,
gewaltige Weisen wie von Orgel-
ton und Glockenklang, so hörst du
im Halberstüdter Dome die Chöre
Daß der Bau gleichzeitig eine Kirche und eine Festung
sein sollte, zeigen die gewaltigen Mauern des Chores.
Des Domes Jnneres schirmt die Gräber von Hoch-
meistern, die einst hier mit dem deutschen Orden
Wacht hielten zum Schutze des Christentums und
seiner Kulturgüter.
Und wenn wir nun ins deutsche Land hinein-
wandern, welcher Reichtum, welche Fülle edler und
erhabener gotischer Dome! Lanten am Niederrhein
(Abb. 45), Gnesen und Breslau im Osten, in den
sächsischen Landen Meißen, Stendal, Merseburg! Wie
gern wollte ich nach all diesen Orten und ihren Domen
Führer sein! Es wäre zu viel. An zwei Stätten
aber können wir nicht vorüber gehen, wir würden
sonst die schönsten Dome der Harz- und Elbegegend
nicht zu sehen bekommen. Das ist Halberstadt und
Magdeburg.
Am Dome der ersteren Stadt haben sich in wun-
derbarenr Bunde französische und rheinische Bau-
kunst zusammengefunden. Eine prachtvolle westliche
Front erwuchs mit doppeltem Turmbau. Auch ein
östliches Turmpaar ist geplant gewesen, aber es kanr
Abb. 48 Magdeburg, Tonsurkapelle im Domkrcuzgange
(Text S. 3S) Phot. K. Mctzbildanftalt, Berlin
Abb. 45
(Text S. 32)
Tanten, Dom von Südivesten
Phot. K. Meßbildanstalt, Berlin
über die Anfänge nicht hinaus,
weil der Bauplan sich änderte. So
ist es dem Halberstädter und auch
dem Magdeburger Dome ergangen.
Wieviel majestätischer noch könnten
beide gewaltigen Kirchen dastehen,
wäre der geniale Gedanke derjeni-
gen durchgeführt worden, die zu
ihrem jetzigen Bau am Anfange
des 13. Jahrhunderts den Gedanken
faßten. Aber für das, was uns am
Halberstädter Dom versagt geblieben
ist, entschädigt die hinreißende Schön-
heit dessen, was in herrlichster Kunst
erfahrene Geschlechter unter der
Führung kunstbegeisterter Kirchen-
fürsten zur Ehre Gottes und des
hl. Stephanus aus jener Stätte des
Glaubens erstehen ließen. Edel und
altertümlich ist der älteste Teil, die
westliche Front, zu köstlicher leichter
Harmonie schwingen sich die goti-
schen Fenster des unteren und obe-
ren Stockwerkes empor. Volltönig
schließt im halben Achteck der ge-
waltige Chor das Kunstwerk. Aber
in seine majestätischen Klänge mischt
sich eine leichte, holde Weise, die
erklingt in der feinen Marienkapelle,
die in des Chores Schluß einge-
fügt ist. Schwer und riesenhaft
steht der Magdeburger Dom; fein
gefügt, wie von einer andern Rasse,
sind die Glieder des Domes von
Halberstadt. Erbrausen dort tiefe,
gewaltige Weisen wie von Orgel-
ton und Glockenklang, so hörst du
im Halberstüdter Dome die Chöre
Daß der Bau gleichzeitig eine Kirche und eine Festung
sein sollte, zeigen die gewaltigen Mauern des Chores.
Des Domes Jnneres schirmt die Gräber von Hoch-
meistern, die einst hier mit dem deutschen Orden
Wacht hielten zum Schutze des Christentums und
seiner Kulturgüter.
Und wenn wir nun ins deutsche Land hinein-
wandern, welcher Reichtum, welche Fülle edler und
erhabener gotischer Dome! Lanten am Niederrhein
(Abb. 45), Gnesen und Breslau im Osten, in den
sächsischen Landen Meißen, Stendal, Merseburg! Wie
gern wollte ich nach all diesen Orten und ihren Domen
Führer sein! Es wäre zu viel. An zwei Stätten
aber können wir nicht vorüber gehen, wir würden
sonst die schönsten Dome der Harz- und Elbegegend
nicht zu sehen bekommen. Das ist Halberstadt und
Magdeburg.
Am Dome der ersteren Stadt haben sich in wun-
derbarenr Bunde französische und rheinische Bau-
kunst zusammengefunden. Eine prachtvolle westliche
Front erwuchs mit doppeltem Turmbau. Auch ein
östliches Turmpaar ist geplant gewesen, aber es kanr
Abb. 48 Magdeburg, Tonsurkapelle im Domkrcuzgange
(Text S. 3S) Phot. K. Mctzbildanftalt, Berlin