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der Engel singen. Sie singen stark und singen
mild, ernst und lieblich, jubelnd und klagend.
Und von dem Balken ob dem wunderbaren
Gebilde des Lettners (Abb. 47), rechts und
links vom Kreuzbilde des Heilandes, schauen
die Seraphinr in den hehren Raum, und es
flutet von außen die Fülle des Himmelslichtes
durch die glühende Pracht der Fenster. Siehe,
da füllt sich der Stein mit zartem, farbigem
Leben, und alle Figuren und die Blumen au
den Kapitellen stimmen mit ein in den Hym-
nus und preisen Gottes Macht, die im herr-
lichen Kirchenbau eines ihrer irdischen Sym-
bole sich erwählt hat.
Nicht minder schön, gewaltig, tief ernst
spiegelt sich in den Fluten der Elbe der Dom
von Magdeburg (Abb. 49). Erst 1208 ist er
begonnen. Keine Kosten, keine Mühe hat man
gescheut, ihn zum gewaltigsten in Norddeutsch-
land zu machen. Kunstgeübte Meister wur-
den herangezogen. Am Chore baute jener
Süddeutsche, dem wir Teile des herrlichen
Kreuzganges von Maulbronn verdanken. Dein
einen Turme sehlt die bekrönende Kreuzblume.
Betreten wir das Jnnere, so empfängt uns
ein riesiger, dreischiffiger Raum. Wo ist die
Abb. 48 (Text 8. SS)
Abb. 47 (Text S. 3S)
Halberstadt. Lettner (westlich ab-
schlietzcnde Chorschranke) im Dome
Magdeburg, Dom, Blick in den Chor
Pracht, die Schönheit der altehrwürdigen
Ausstattung? Fast öde ist's in dein großen
Schifse des Domes. Nein, doch nicht
ganz! Am Eingange des Chores steht die
liebliche Figur einer gotischen Madonna
und mahnt an die Zeiten, wo hier in
Magdeburg die Kunst der alten Kirche
wundervolle Blüten entfaltete. Dazu ge-
hören in der nördlichen Vorhalle auch
die edlen Gestalten der klugen und tö-
richten Jungfrauen. Jin Chore (Abb. 48)
schluminert unter MMchter Steindecke
Kaiser Otto I. Herrlich und mannigfaltig
ist der Kreuzgang (Abb.46). Jn der Vor-
halle des Magdeburger Domes aber
steht des Erzbischofs Ernst bewunderungs-
würdiges Grabmal, eines der Meister-
werke Peter Vischers. So hat die Kunst
unter der Leitung der Kirche auch hier
in des Deutschen Reiches Nordosten ge-
blüht.
Nun aber wandern wir zu einem der
schönsten Dome und der recht im Herzen
des mittleren Deutschland, iin lieblichen
Thüringerlande liegt.
Auf dem großen Platze zu Erfurt,
der jetzt zu Füßen des Domes St. Ma-
rien sich ausbreitet, hat früher ein gan-
zes Stadtviertel gestanden. Heute ge-
nießt man eine freie, durch nichts behin-
s
der Engel singen. Sie singen stark und singen
mild, ernst und lieblich, jubelnd und klagend.
Und von dem Balken ob dem wunderbaren
Gebilde des Lettners (Abb. 47), rechts und
links vom Kreuzbilde des Heilandes, schauen
die Seraphinr in den hehren Raum, und es
flutet von außen die Fülle des Himmelslichtes
durch die glühende Pracht der Fenster. Siehe,
da füllt sich der Stein mit zartem, farbigem
Leben, und alle Figuren und die Blumen au
den Kapitellen stimmen mit ein in den Hym-
nus und preisen Gottes Macht, die im herr-
lichen Kirchenbau eines ihrer irdischen Sym-
bole sich erwählt hat.
Nicht minder schön, gewaltig, tief ernst
spiegelt sich in den Fluten der Elbe der Dom
von Magdeburg (Abb. 49). Erst 1208 ist er
begonnen. Keine Kosten, keine Mühe hat man
gescheut, ihn zum gewaltigsten in Norddeutsch-
land zu machen. Kunstgeübte Meister wur-
den herangezogen. Am Chore baute jener
Süddeutsche, dem wir Teile des herrlichen
Kreuzganges von Maulbronn verdanken. Dein
einen Turme sehlt die bekrönende Kreuzblume.
Betreten wir das Jnnere, so empfängt uns
ein riesiger, dreischiffiger Raum. Wo ist die
Abb. 48 (Text 8. SS)
Abb. 47 (Text S. 3S)
Halberstadt. Lettner (westlich ab-
schlietzcnde Chorschranke) im Dome
Magdeburg, Dom, Blick in den Chor
Pracht, die Schönheit der altehrwürdigen
Ausstattung? Fast öde ist's in dein großen
Schifse des Domes. Nein, doch nicht
ganz! Am Eingange des Chores steht die
liebliche Figur einer gotischen Madonna
und mahnt an die Zeiten, wo hier in
Magdeburg die Kunst der alten Kirche
wundervolle Blüten entfaltete. Dazu ge-
hören in der nördlichen Vorhalle auch
die edlen Gestalten der klugen und tö-
richten Jungfrauen. Jin Chore (Abb. 48)
schluminert unter MMchter Steindecke
Kaiser Otto I. Herrlich und mannigfaltig
ist der Kreuzgang (Abb.46). Jn der Vor-
halle des Magdeburger Domes aber
steht des Erzbischofs Ernst bewunderungs-
würdiges Grabmal, eines der Meister-
werke Peter Vischers. So hat die Kunst
unter der Leitung der Kirche auch hier
in des Deutschen Reiches Nordosten ge-
blüht.
Nun aber wandern wir zu einem der
schönsten Dome und der recht im Herzen
des mittleren Deutschland, iin lieblichen
Thüringerlande liegt.
Auf dem großen Platze zu Erfurt,
der jetzt zu Füßen des Domes St. Ma-
rien sich ausbreitet, hat früher ein gan-
zes Stadtviertel gestanden. Heute ge-
nießt man eine freie, durch nichts behin-
s