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bistum München-Freising hat seinen
Sitz seit 1817 in München, dessen
Wahrzeichen, die berühmte, schon
als Backsteinbau bemerkenswerte
Frauenkirche (Abb. 55) 1468 begon-
nen, 1494 eingeweiht ist.
Es ist die gewaltige Persönlich-
keit des hl. Bonifatius, der die
Welt die Gründung des Bistums
Regensburg verdankt. An diesem
Orte vereinte sich mit dem Glanze
der Kirche der der weltlichen Macht.
Stolz genug mag seine ältesteHaupt-
kirche gewesen sein. Wir wissen
nichts davon, als daß der alte
romanische Dom im 13. Jahrhun-
dert verbrannte. Einen neuen er-
baute Bischof Leo seit 1272. Weil
er bewundernd auf die Herrlichkeit
anderer Bistümer blickte, deren
Dome damals in aller Welt er-
standen waren, nahm auch er der
Kunst sich an. Dem Kunstsinne des
Bischofs Kourad von Luppurg,
der am Anfauge des 14. Jahr-
hunderts der dritte Bauherr des
Domes war, verdankeu wir den
köstlichen Chor. Danach schleppte
sich die Entstehung des Werkes
noch zwei Jahrhunderte hin. Mehr
als ein volles unter der rühmlichen
Tätigkeit der Architektenfamilie
Roritzer. Des Regensburger Do-
mes (Abb. 56) berühmtes Wahr-
zeichen ist die kleine, reizende Vor-
Abb. 52 (Text S. 34)
Prag, S. Veitsdom, Chorpartie
jene des früheren Chores. Doch ist auch er durch Pfeiler in drei
Schiffe geteilt. Altäre überall. Jhre ernste Barockpracht ver-
einigt sich mit der Schönheit der gotischen Architektur und wett-
eifert mit der phantastischen Kunst der spätgotischen Chorgestühle,
mit dem Reichtum der herrlichen Kanzel. Jm rechten Seiten-
chore prangt Kaiser Friedrichs IV. marmorues Grabmal. Leise
durchwandern wir die heilige Halle, blicken ehrfurchtsvoll in
die Kapellen und gedenken der Geschlechter, die tief drunten
unter dem Boden, über den unser Fuß wandelt, in den Kata-
komben ihre Ruhestatt gefunden haben. Jn Christi Glauben sind
sie hingegangen, der an der Stätte, wo im 5. Jahrhundert der
hl. Severinus weilte, durch ihn und seit dem Ende des 8. Jahr-
hunderts durch die Franken ein sicheres Heim fand. War doch
zu dieser Zeit schon manches Bistum in nächster Nähe begründet,
so fest, daß es nimmer zugrunde ging.
Wenden wir unsere Blicke von Wien gegen Süden, so be-
wundern wir den spätgotischen St. Ägidiusdom in Graz (Abb. 53).
Gegen Westen treffen wir Salzburg, Passau, Freising, wo nach
738 des HI. Bonifatius genialer Blick sich die Stellen ersah, von
wo aus die Kirche ihr heilsam Werk über Land und Bolk des
deutschen Südostens ausüben konnte.
Das Hochstift Freising wurde 1802 aufgehoben. Das Erz-
Abb. 53 (Text S. 86) Graz, Portal am Dome
bistum München-Freising hat seinen
Sitz seit 1817 in München, dessen
Wahrzeichen, die berühmte, schon
als Backsteinbau bemerkenswerte
Frauenkirche (Abb. 55) 1468 begon-
nen, 1494 eingeweiht ist.
Es ist die gewaltige Persönlich-
keit des hl. Bonifatius, der die
Welt die Gründung des Bistums
Regensburg verdankt. An diesem
Orte vereinte sich mit dem Glanze
der Kirche der der weltlichen Macht.
Stolz genug mag seine ältesteHaupt-
kirche gewesen sein. Wir wissen
nichts davon, als daß der alte
romanische Dom im 13. Jahrhun-
dert verbrannte. Einen neuen er-
baute Bischof Leo seit 1272. Weil
er bewundernd auf die Herrlichkeit
anderer Bistümer blickte, deren
Dome damals in aller Welt er-
standen waren, nahm auch er der
Kunst sich an. Dem Kunstsinne des
Bischofs Kourad von Luppurg,
der am Anfauge des 14. Jahr-
hunderts der dritte Bauherr des
Domes war, verdankeu wir den
köstlichen Chor. Danach schleppte
sich die Entstehung des Werkes
noch zwei Jahrhunderte hin. Mehr
als ein volles unter der rühmlichen
Tätigkeit der Architektenfamilie
Roritzer. Des Regensburger Do-
mes (Abb. 56) berühmtes Wahr-
zeichen ist die kleine, reizende Vor-
Abb. 52 (Text S. 34)
Prag, S. Veitsdom, Chorpartie
jene des früheren Chores. Doch ist auch er durch Pfeiler in drei
Schiffe geteilt. Altäre überall. Jhre ernste Barockpracht ver-
einigt sich mit der Schönheit der gotischen Architektur und wett-
eifert mit der phantastischen Kunst der spätgotischen Chorgestühle,
mit dem Reichtum der herrlichen Kanzel. Jm rechten Seiten-
chore prangt Kaiser Friedrichs IV. marmorues Grabmal. Leise
durchwandern wir die heilige Halle, blicken ehrfurchtsvoll in
die Kapellen und gedenken der Geschlechter, die tief drunten
unter dem Boden, über den unser Fuß wandelt, in den Kata-
komben ihre Ruhestatt gefunden haben. Jn Christi Glauben sind
sie hingegangen, der an der Stätte, wo im 5. Jahrhundert der
hl. Severinus weilte, durch ihn und seit dem Ende des 8. Jahr-
hunderts durch die Franken ein sicheres Heim fand. War doch
zu dieser Zeit schon manches Bistum in nächster Nähe begründet,
so fest, daß es nimmer zugrunde ging.
Wenden wir unsere Blicke von Wien gegen Süden, so be-
wundern wir den spätgotischen St. Ägidiusdom in Graz (Abb. 53).
Gegen Westen treffen wir Salzburg, Passau, Freising, wo nach
738 des HI. Bonifatius genialer Blick sich die Stellen ersah, von
wo aus die Kirche ihr heilsam Werk über Land und Bolk des
deutschen Südostens ausüben konnte.
Das Hochstift Freising wurde 1802 aufgehoben. Das Erz-
Abb. 53 (Text S. 86) Graz, Portal am Dome