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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Berühmte Kathedralen des Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0047
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AbL. eo <Text S. 40) Metz, Dom von Südwesten Phot. K. Meßbildanstalt, Berlin

<alter Zustand mit dem jetzt beseitigten westlichen Vorbau)

Mailand. Seit 1164 aber gelangten sie als liebe
Gäste, die in ganz Deutschland hoch verehrt wurden
und noch werden, und an deren Besuch manch
freundlicher Volksbrauch sich schließt, zu uns und
kehrten im heiligen Köln ein. Es galt aber, den
Reliquien eine würdige Stätte zu geben, und darum
wurde am 15. August 1248 durch den Erzbischof
Konrad von Hochstaden der Gmndstein zu dem
großen Dome gelegt. Eine Riesenarbeit hatte man
auf sich genommen, aber sie gedieh nach dem ur-
sprünglichen Plane immer weiter, wenn auch mit
der Zeit immer langsamer. Der Turm stieg bis zu
einer Höhe von 55 ra empor. Weiter kam er nicht,
oben ragte der mächtige Kran und wartete, daß
er wiedemm Steine werde heraufschaffen müssen.
Und er stand und stand seit 1510, seit den Wirren
der Reformationszeit, die auch in Köln nicht unbe-
rnerkt vorübergingen. Jahrhunderte verrauschten, und
der Kran ward zum Wahrzeichen der Stadt Köln,

und wer von uns ihn nicht noch selbst geseheu hat,
der kennt ihn von jeder alten Abbildung. Es hieß
aber im Liede:

Seh ich auf dem Dome droben
Ragen noch den alten Kran,

Denk ich, daß das Werk verschoben,

Bis die rechten Meister nahn.

Und sie kamen, angetrieben durch die Begeisterung
des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. Da
schlug das deutsche Herz hoch auf, handelte sich's
doch um die Erfüllung einer Aufgabe, die als natio-
nale Ehrenpflicht angesehen wurde. Jahrzehnte
zogen noch ins Land, und dank der treuen Opfer-
willigkeit des für das Vaterland und die Kirche be-
geisterten Volkes wurde der Kölner Dom zu Ende
gebaut. Als aber der Tag gekommen war, wo der
letzte Stein versetzt und das Werk nach 600 Jahren
volleudet ward, da gab es nicht Sang, noch Klang,
noch Feier, denn Kölns Erzbischof Paulus Melchers,

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