Abb. s kText S, 29, Tttclblatt zum Bcthlchemitischen Weg
ie christliche Kunst ladct die ,,g.uimrl msäi-
tuus" — die betrachtende Seele — zur Be-
gleitung „aus heiliger Wauderung", zur Betrach-
tuug „eines so rührenden und erhabenen Schau-
spieles wie es uns die Kindheit Jesu darbictet";
nlso sagt Meister Führich im Geleitworte zu seinem
Bilderzyklus „Der bethlehemitische Weg" uud er
zeigt damit gleichzeitig im Worte wie im Bilde,
was er als Künstler in seinen Werken anstrebt:
er mill das christliche Gemüt dazu anleitcn, die
Geheimnisse der Religion mit Ehrfurcht wie mit
forschendem Auge zu bedenken, aus den bildlichen
Darstellungen durch eine lebhafte Betrachtung
den moralischen Nutzen zu ziehen. Dadurch und
auf diesem Wege ist dieser hervorragendste Ver-
treter der kirchlichen Kunst in Oesterreich zum
Apologeten geworden und ihm ist zeitlebens
als leitendes Programm der Grundsatz vorge-
schwebt: „Die heilige oder religiöse Kuust ist der
Gipfelpunkt, der sonnenhafte Kern aller Kunst,
sie steht in des höchsten Herrn Pflicht und Dienst,
sie ist die Herrin im Hause der Kunst." —
Eine Begleitung auf des Meisters irdischer
Lebensfahrt möge dem Leser zeigen, wie Joseph
von Führich seiner Lebensaufgabe gerecht gewor-
dcn: als Künstler darf von ihm gelten des Psal-
unsten Wort: „Herr, ich liebte die Pracht Deines
Hauses" — als Mensch und Christ ist dcr Spruch
auf ihn anzuwenden: „Er hat deu guten Kampf
gekämpft, den Lauf vollendet und den Glauben
bemahrt!" —
Jm nordböhmischen Slädtlein Kratzau schrieb
am 9. Februar 1800 der dort ansäsfige Land-
maler Wenzel Führich in sein Tagebuch: „Früh
in der ersten Stunde wurde mir ein Sohu Jo-
seph geboren; weil es mit seiuem Leben gefähr-
lich zu ersticken war, so wurde er um ^/s2 llhr
von lT Joseph Gose in dcr Stube getaust."*)
Das war der Erstgeboreue von einem vollen
Dutzend Kinder, davon jedoch außer diesem und
einem jüngeren Schwesterchen alle zumeist in zar-
tem Alter starben. Seine Großeltern und Eltern
leiteten die Jugend des 5knaben nach Gottes Wort:
„Ehre Vater und Mutter"; der Vater, „ein für
alles Künstlerische praktischer, umsichtiger, über-
haupt für alles Schöne und Gute höchst empfäng-
licher Mann, der in allem, was er tat uud dachte,
nach Kräften das Rechte uud Beste suchte", in
seiner Erziehung „sehr streng im besseren Sinne
des Wortes" aber mehr „wie ein Freund" —
seine Mutter „eine stille, sanfte, immer tätige
Frau". Den engen Verhältnissen gemäß betrieb
Wenzel Führich schlicht und recht seine Kunst
und bald trat der kleine Joseph, welcher neben
der Trivialschule auch etwas Niusikunterricht ge-
noß, in des Vaters Fußstapfen. Mit sieben Jah-
ren füllte er bereits sein „Zeichenbüchcl" mit kind-
lich naiven Darstellungen, als Neunjähriger durfte
er bereits „die erste Arie auf dem Chore" singen.
Etliche Kupferstiche und eine alte Bilderbibel gaben
*) Wir besitzen über Führich neben verschiedenen klei-
nercn biographischen Arbciten desscn anmutendc „Selbst-
biographie" von 1844 — in zweitor Auflage crgänzt bis
1875 — und das von seincm Sohne Hofrat Lukas R.
v, Führich geschriebcnc „Lebensbild" (Wien 1886, Gesell-
schaft für vervielfältigende Kunst), Eine reich ausgc-
stattcte, größere Pnblikation nbcr den Künstler wird im
Austrage dcs k. k, österreichischen Kultnsministeriums in
Wien erschcincn.
1*
ie christliche Kunst ladct die ,,g.uimrl msäi-
tuus" — die betrachtende Seele — zur Be-
gleitung „aus heiliger Wauderung", zur Betrach-
tuug „eines so rührenden und erhabenen Schau-
spieles wie es uns die Kindheit Jesu darbictet";
nlso sagt Meister Führich im Geleitworte zu seinem
Bilderzyklus „Der bethlehemitische Weg" uud er
zeigt damit gleichzeitig im Worte wie im Bilde,
was er als Künstler in seinen Werken anstrebt:
er mill das christliche Gemüt dazu anleitcn, die
Geheimnisse der Religion mit Ehrfurcht wie mit
forschendem Auge zu bedenken, aus den bildlichen
Darstellungen durch eine lebhafte Betrachtung
den moralischen Nutzen zu ziehen. Dadurch und
auf diesem Wege ist dieser hervorragendste Ver-
treter der kirchlichen Kunst in Oesterreich zum
Apologeten geworden und ihm ist zeitlebens
als leitendes Programm der Grundsatz vorge-
schwebt: „Die heilige oder religiöse Kuust ist der
Gipfelpunkt, der sonnenhafte Kern aller Kunst,
sie steht in des höchsten Herrn Pflicht und Dienst,
sie ist die Herrin im Hause der Kunst." —
Eine Begleitung auf des Meisters irdischer
Lebensfahrt möge dem Leser zeigen, wie Joseph
von Führich seiner Lebensaufgabe gerecht gewor-
dcn: als Künstler darf von ihm gelten des Psal-
unsten Wort: „Herr, ich liebte die Pracht Deines
Hauses" — als Mensch und Christ ist dcr Spruch
auf ihn anzuwenden: „Er hat deu guten Kampf
gekämpft, den Lauf vollendet und den Glauben
bemahrt!" —
Jm nordböhmischen Slädtlein Kratzau schrieb
am 9. Februar 1800 der dort ansäsfige Land-
maler Wenzel Führich in sein Tagebuch: „Früh
in der ersten Stunde wurde mir ein Sohu Jo-
seph geboren; weil es mit seiuem Leben gefähr-
lich zu ersticken war, so wurde er um ^/s2 llhr
von lT Joseph Gose in dcr Stube getaust."*)
Das war der Erstgeboreue von einem vollen
Dutzend Kinder, davon jedoch außer diesem und
einem jüngeren Schwesterchen alle zumeist in zar-
tem Alter starben. Seine Großeltern und Eltern
leiteten die Jugend des 5knaben nach Gottes Wort:
„Ehre Vater und Mutter"; der Vater, „ein für
alles Künstlerische praktischer, umsichtiger, über-
haupt für alles Schöne und Gute höchst empfäng-
licher Mann, der in allem, was er tat uud dachte,
nach Kräften das Rechte uud Beste suchte", in
seiner Erziehung „sehr streng im besseren Sinne
des Wortes" aber mehr „wie ein Freund" —
seine Mutter „eine stille, sanfte, immer tätige
Frau". Den engen Verhältnissen gemäß betrieb
Wenzel Führich schlicht und recht seine Kunst
und bald trat der kleine Joseph, welcher neben
der Trivialschule auch etwas Niusikunterricht ge-
noß, in des Vaters Fußstapfen. Mit sieben Jah-
ren füllte er bereits sein „Zeichenbüchcl" mit kind-
lich naiven Darstellungen, als Neunjähriger durfte
er bereits „die erste Arie auf dem Chore" singen.
Etliche Kupferstiche und eine alte Bilderbibel gaben
*) Wir besitzen über Führich neben verschiedenen klei-
nercn biographischen Arbciten desscn anmutendc „Selbst-
biographie" von 1844 — in zweitor Auflage crgänzt bis
1875 — und das von seincm Sohne Hofrat Lukas R.
v, Führich geschriebcnc „Lebensbild" (Wien 1886, Gesell-
schaft für vervielfältigende Kunst), Eine reich ausgc-
stattcte, größere Pnblikation nbcr den Künstler wird im
Austrage dcs k. k, österreichischen Kultnsministeriums in
Wien erschcincn.
1*