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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Joseph Ritter von Führich sein Leben und seine Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0056
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Abb. IS <Text S. 18) Aus Triumph Christt: Apostelgruppe

etivas Bleibendein, Positivem". Diese Eindrücke
einigten sich ihm „zu einein Bilde des stnrken und
frommen Mittelalters" und er setzte sich zumZiele:
„Jene große, schöne, hingeschwundene Zeit in Lied
und Bild zu feiern und in der Mitwelt dadurch eine
Sehnsucht nach jener alten
Herrlichkeit zu wecken, er-
schien mir jetzt als die Auf-
gabe der Kunst. Jch ward
Romantiker in die-
sem Sinne und meine
„Kompositionen zur
böhmischen Geschich-
t e"(Abb.6), die ich für die
Bohmannsche Kunsthand-
lung inPrag zumTeil selbst
lithographierte, können in
mancher Beziehung als
der erste Ausdruck
meiner damaligen Geistes-
richtung gelten." —

So ivar der junge
Künstler zum christlichen
Romantiker geworden, ein
Boden, den er im wesent-
lichen nie mehr verlassen
hat. Sein damals einfal-
lender erster Besuch in
Wien, dessen Kunstschätze
er eingehend studierte, ver-
stärkte diese Jdeemvelt, und
„mit einer Welt von durch-
einandertreibenden Gedan-
ken und Jdeen" kehrte er
nach Prag zurück, ivo er

in kurzer Folge seine ersten Zpklusiverke schuf:
von ihm selbst gestochen, erschienen die Blätter zu
Bürgers „Wildem Jäger" (Abb.8), das tiefsinnige
„Vaterunser" (Abb. 10) — von ihm als ein„kümmer-
licher Versuch" bezeichnet — und schließlich seine
Kompositionen zu Tiecks
„Genofeva". Jn all diesen
Arbeiten barg sich schon der
Geist, der Führichs Kunst-
genie den Weg zu iveiterer
Würdigung ebnen sollte.
„Fern lag mir" — so sagt
er selbst — „jeder Lebens-
plan, ich ivar gänzlich un-
bekümmert um das, ivas
in der Zukunft mit mir
ivcrden sollte; die Vorse-
hung aber dachte daran
und bereitete durch Freun-
deshand den Weg, den ich
selbst mir zu bahnen ver-
säumte."

Durch seinen Freund
Franz Haas von Oertingen
ivar die „Genofeva" in
hohen Kreisen Wiens vor-
gelegt ivorden; iver be-
schreibt Führichs Erstau-
nen, als er die Nachricht
erhielt, „der Anblick dieser
Zeichnungen habe einen
Kreis vornehmer Leute be-
ivogen, dem Künstler durch
eine Pension einen Aufent-
halt in Jtalien und Rom

Abb. 14 Maria, Zuflucht der Siinder
 
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