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Abb. 17 Mext S. 18) Aus Führichs „Weihnachtskrippe"
Stadt und der Kuppel von Sankt Petcr auf dem
Monte Pincio geschivelgt, suchte er den ständigen
Zusammenknnftsort der deutschen Künstler, das
Onkk M-6L0, auf. „Man fragte mich, ob ich Künst-
ler und woher ich sei. Jch nannte meinen Namen
und da fand es sich, daß ich schon lange in diesem
Kreise erwartet und bekannt sei." Mit echter,
deutscher Herzlichkeit begrüßt, war er am ersten
Tage seines Anfenthalts in der ewigen Roma be-
reits heimisch geworden, hatte, fern von seinen Lie-
ben,in der Mitte seelenverwandter Geister eine neue
Heimstätte gefunden. Karl Waagen, Josef Koch,
Friedrich Overbeck, Julius Schnorr, Philipp Veit,
Thorwaldsen und andere Meister wurden ihm
bald Freunde und in emsigem Studium der kirch-
lichen und profanen Kunstschätze Roms insbe-
sondere des Vatikans schwauden im Fluge die
nächsten Monde. Bald erwachte der Drang zu
eigenem Schafsen, die Lektüre der römischen Ge-
schichte, vornehmlich aber der Heiligen Schrift und
der Briese des Weltapostels Paulus an die Römer
beschäftigten den unermüdlichen Geist. 5zören wir
über die da gewonnenen Eindrücke nur wenige
Sätze aus seinen Briefen:
„Der Sinn für das eigentlich Historische wuchs
mit jedem Tage in mir, je mehr der Sinn für
das innere Wesen desselben mir aufging, und hier,
wo alles den Geist der Geschichte uud zwar der
Weltgeschichte atmete. aufgehen mußte. Schon das
tote, stumme und schweigende Rom, wie es in
seinerNaturumgebung und Lage und seinen Monu-
menten sich darstellt, ist keine Abhandlung über
diese oder jene geschichtliche Epoche, sondern eine
begeisterte Predigt von der Weltgeschichte aus dem
höchsten Gesichtspunkte." —
„Rom, der Mittelpunkt der Kirche, steht, wie
das Kirchengebäude auf dem Kirchhofe, auch aus
dem großen Friedhofe der Zeiten, der Völker und
ihrer Geschichte." —
„So hat mich noch kein Anblik in meinem
Leben erschüttert", schreibt er über das Kolosseum.
„Ateine einseitigen romantischen Tendenzen
traten immer mehr in den Hiutergrund zurück
nnd fingen an, einer universelleren, aus die Grund-
dogmen aller Geschichte: Sünde und Versöhnung
— gestützten Welt- und Geschichtsansicht Platz zu
macheu, und von diesem Gesichtspuukte aus das
Weseu der Menschheit und ihre Geschicke betrach-
tend, trat mir die Bedeutung, oder besser, die Sen-
dung der Kunst im umfassendsten Sinne des Wortes
in einem bisher nicht gekannten, höheren Lichte
entgegen."
Es darf dabei nicht vergessen werden, daß cs
ebeu das Rom der Päpste war, das Führich be-
treten. Bei S. Jsidoro schlug der bald im ganzcu
Stadtteil bekanute „Signore Guiseppe" sein „Stu-
dium" auf, in einem zur gemeiusamen Lösuug
gemeinsam gestellter historischer Aufgaben gegrün-
deten Kompositionsvereine von Historienmalern
fand er willkommene Gelegenheit zur Betätigung
wie zur Erweiterung seines Gesichtskreises. Daraus
erwuchs ihm auch bald ein ehrenvoller Auftrag:
nu Stelle Overbecks, den ein Auftrag nach Assisi
rief, dnrste er in der Villa des Fürsteu Massimi
eineu Saal mit Freskogemäldeu aus Tassos „be-
freitem Jerusalem" nach eigener Komposition
schmücken, welche ehrenvolle Aufgabe der junge
Künstler zu vollster Zusriedenheit des Auftrag-
gebers lvste. Welches Gefühl der Freude mußte
den Siebenundzwanzigjährigen ersüllen, da er
neben Meistern wie Schnorr, Veit, Overbeck und
Koch berusen ward, an diesem Denkzeichen deut-
Abb. 17 Mext S. 18) Aus Führichs „Weihnachtskrippe"
Stadt und der Kuppel von Sankt Petcr auf dem
Monte Pincio geschivelgt, suchte er den ständigen
Zusammenknnftsort der deutschen Künstler, das
Onkk M-6L0, auf. „Man fragte mich, ob ich Künst-
ler und woher ich sei. Jch nannte meinen Namen
und da fand es sich, daß ich schon lange in diesem
Kreise erwartet und bekannt sei." Mit echter,
deutscher Herzlichkeit begrüßt, war er am ersten
Tage seines Anfenthalts in der ewigen Roma be-
reits heimisch geworden, hatte, fern von seinen Lie-
ben,in der Mitte seelenverwandter Geister eine neue
Heimstätte gefunden. Karl Waagen, Josef Koch,
Friedrich Overbeck, Julius Schnorr, Philipp Veit,
Thorwaldsen und andere Meister wurden ihm
bald Freunde und in emsigem Studium der kirch-
lichen und profanen Kunstschätze Roms insbe-
sondere des Vatikans schwauden im Fluge die
nächsten Monde. Bald erwachte der Drang zu
eigenem Schafsen, die Lektüre der römischen Ge-
schichte, vornehmlich aber der Heiligen Schrift und
der Briese des Weltapostels Paulus an die Römer
beschäftigten den unermüdlichen Geist. 5zören wir
über die da gewonnenen Eindrücke nur wenige
Sätze aus seinen Briefen:
„Der Sinn für das eigentlich Historische wuchs
mit jedem Tage in mir, je mehr der Sinn für
das innere Wesen desselben mir aufging, und hier,
wo alles den Geist der Geschichte uud zwar der
Weltgeschichte atmete. aufgehen mußte. Schon das
tote, stumme und schweigende Rom, wie es in
seinerNaturumgebung und Lage und seinen Monu-
menten sich darstellt, ist keine Abhandlung über
diese oder jene geschichtliche Epoche, sondern eine
begeisterte Predigt von der Weltgeschichte aus dem
höchsten Gesichtspunkte." —
„Rom, der Mittelpunkt der Kirche, steht, wie
das Kirchengebäude auf dem Kirchhofe, auch aus
dem großen Friedhofe der Zeiten, der Völker und
ihrer Geschichte." —
„So hat mich noch kein Anblik in meinem
Leben erschüttert", schreibt er über das Kolosseum.
„Ateine einseitigen romantischen Tendenzen
traten immer mehr in den Hiutergrund zurück
nnd fingen an, einer universelleren, aus die Grund-
dogmen aller Geschichte: Sünde und Versöhnung
— gestützten Welt- und Geschichtsansicht Platz zu
macheu, und von diesem Gesichtspuukte aus das
Weseu der Menschheit und ihre Geschicke betrach-
tend, trat mir die Bedeutung, oder besser, die Sen-
dung der Kunst im umfassendsten Sinne des Wortes
in einem bisher nicht gekannten, höheren Lichte
entgegen."
Es darf dabei nicht vergessen werden, daß cs
ebeu das Rom der Päpste war, das Führich be-
treten. Bei S. Jsidoro schlug der bald im ganzcu
Stadtteil bekanute „Signore Guiseppe" sein „Stu-
dium" auf, in einem zur gemeiusamen Lösuug
gemeinsam gestellter historischer Aufgaben gegrün-
deten Kompositionsvereine von Historienmalern
fand er willkommene Gelegenheit zur Betätigung
wie zur Erweiterung seines Gesichtskreises. Daraus
erwuchs ihm auch bald ein ehrenvoller Auftrag:
nu Stelle Overbecks, den ein Auftrag nach Assisi
rief, dnrste er in der Villa des Fürsteu Massimi
eineu Saal mit Freskogemäldeu aus Tassos „be-
freitem Jerusalem" nach eigener Komposition
schmücken, welche ehrenvolle Aufgabe der junge
Künstler zu vollster Zusriedenheit des Auftrag-
gebers lvste. Welches Gefühl der Freude mußte
den Siebenundzwanzigjährigen ersüllen, da er
neben Meistern wie Schnorr, Veit, Overbeck und
Koch berusen ward, an diesem Denkzeichen deut-