Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

DOI Heft:
Joseph Ritter von Führich sein Leben und seine Kunst
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0059
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11

Slbb. 18 lText S. 15) Gang der Hirten zur Krippc

scher .Kunst iii Rom mitzuwirkeu! Nach unhezu
zwei Jahreu war die Arbeit volleudet uud mm
hieß es scheiden aus der ewigen Stadt und dem
liebgewonnenen Freundeskreise; noch ein mehr-
wöchentlicher Abstecher nach Neapel und Capri,
dann — es war am 21. Juli 1829 — begleiteten
gegen 20 deutsche Künstler den scheidenden Zunft-
genossen gen Ponte Molle, bei „einigen Flaschen
Orvieto" das Valet zn trinken. „Sei deinem
Glauben treu, Katholik, so sagte ich mir selber"
— schreibt Führich in der „Selbstbiographie" —
„und lebe ihm gemäß und du trägst Rom in eigener
Brust, wo du auch immer seiest; überdem kehrst
du ja in dein katholisches Vaterland zurück, bist
Untertan eines katholischen Monarchen; also bleibt
Rom in seiner höchsten Bedeutung dir nahe und
verläßt dich nicht." — Die Zeit des Aufenthalts
in der Tiberstadt blieb dem Meister eine der liebsten
Lebenserinnerungen, mit den meisten Berufsge-
nossen sener Tage hat er treue Freundschaft bis
zum Tode gehalten, sagte er doch selbst: „Jch und
wir alle aber wollen auch noch in der Erinnerung
in Rom den letzten Ring der Kette erblicken, wclche
die Erde mit dem Himmel verbindct." —

Jn Assisi, wo Führich nochmals Overbeck und
Steinle grüßte, nahm er vom Erstgenannten als
„einem Engel" Abschied; überFlorenz und Venedig
ging's nach Wien und zu Beginn des Winters 1829
umfing ihn wieder der traute heimntliche Kreis
in der Moldaustadt. Atit unverhohlener Begeiste-
rnng empfingen den Hcimgekehrten seine Kunst-

freunde, mit inniger Liebe die Seinigen und er
schreibt: „Mein guter Vater, der von Iugend auf
eine innige Sehnsucht, Nom zu besuchen, mit sich
herumtrug, fand in meinen Erzählungen einen
schwachen Ersatz des ihm nicht zuteil gewordenen
Glückes; besonders schien ihm die an mir wahr-
genommene Veränderung in religiöser Hinsicht
wohl zu tun."

So schlossen Führichs Wanderjahre mit einem
Jubelakkord.

Der große Kunstmäcen König Ludwig I. von
Bayern hatte gelegentlich eines Zusammentreffens
in Rom in nicht mißzuverstehender Weise Führich
einen Ruf nach München angeboten; dieser schlug
den ehrenden Antrag aus, obwohl er schon früher
erklärt hatte, daß er ein Schlenzen und „Scher-
wenzen" in Wien nicht beabsichtige — er wolle in
Anhänglichkeit an Oesterreich und seine eigene
Familie im Vaterlande ausharren. Jn emsigem
Schaffen fand er zunächst seine Freude im fried-
lichcn Schoße seines Daheims, im Kreise seiner
Freunde, wie uns der Bildhauer Emanuel Max
R. von Wachstein, der mit seinem Bruder im
Führichschen Hmffe verkehrte, in seinen „Erinne-
rungen" erzühlt: „Dieser (nämlich Führich) wäre
damals nach dem Tode Berglers so gern Direktor
der Prager Akademie geworden; leider wurde zu
seinem Aerger und zum Schaden der Kunst Wald-
herz, ein Schüler Berglers, vorgezogen. Wir
Brüdcr wnrden im Verlauf dieser Zeit ebenfalls
befreundct mit Führich, was uns sehr freute. An


 
Annotationen