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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Joseph Ritter von Führich sein Leben und seine Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0061
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13

Abb. 20 (Text S. 17)

Krönurig Mariens (Aus Führichs »Rosa raxstioa»)

Sonntagen versammelten sich bei ihm immer
mehrere Freunde besonders aus seiner Heimats-
gegend, so der Musiker Proksch, der Malcr Quaiser,
der Aesthetiker Professor Müller, dann der Vater
Kratzmann, der Gesangsprofessor am Konserva-
torium Gordiani, ein munterer Jtaliener, Pro-
fessor Or. Schuster usw. Führich wohnte mit
seinen Eltern am Eck des Bergstein; sie waren
sehr einfache, patriarchalischc Leute. Der Vater,
welcher seine frühere Beschäftigung aufgegeben,
hatte die Kunst schon lange als Dilettant auf dem
Lande getrieben. Wir Brüder fühlten uns da sehr
hcimlich in dieser Familie." —

Jn solcher limgebung schuf da nun Führich
zunächst an der Ueberarbeitung und Selbstradie-
rung seiner berühmt gcwordenen „Gcnofeva"
(Abb. 11) — bis in den September 1831 —, deren
Erstdruck er seiner Braut, Franziska Gaßncr, wid-
mete mit den Verscn:

„Gold und Perlen kann ich dir nicht schenkcn,
Denn der Erde Güter fehlen inir,

Was in stillen, ernsten Weihestunden

Bei des Dichters Lied mein Herz empfunden,

Bilder, die mein Geist dafür erfunden,

Diese Bilder weih' ich freudig dir,

Daß du mögest mein dabei gedenken." —

Daneben begann er seine Federzeichnungen für
den Zyklus „Der Triumph Christi" (Abb. 13, 15),
schuf eine Reihe von Zeichnungen und Altarblät-

tcrn, erstere zumeist für Besteller aus dem böh-
mischcuHochadel,fürMetternich,Clam,Kinskyu.a.,
letztere für verschiedene Gotteshäuser seiner nord-
böhmischen Heimat; dazu eine Anzahl von Einzel-
bildern,wiedieselbstradierte,,Hl.Familie"(Abb.16)
die Neujahrsblätter für das Klarsche Blindeninsti-
tut in Prag: Hl. Weihnacht, St. Jvan, St. Wenzes-
laus (Abb. 12) u. a. m.

Dieses reiche Schaffen des Künstlers blieb nicht
unbemerkt und brachte im Jahre 1834 eine neue
Wendung für seine Zukunft: Minister Fürst Metter-
nich ließ ihm eine Kustodenstelle an der gräflich
Lambergschen akademischen Gemälde-Galerie in
Wien anbieten und Führich, der inzwischen seine
Braut heimgeführt hatte (1832), nahm diese Be-
rufungan,wennschonihmdie abermaligeTrennung
von seinem betagten Vater sehr schwer fiel. Er
übersiedelte in die Residenz, wo er, wie Wachstein,
der ihn mit Frau „zu beiderseitiger Freude" auf
der Straße fand, erzählt, „als Notquartier zuerst
eine Parterrewohnung in der Nähe des Iosephi-
nums" (9. Bezirk) nahm, um später auf dem Salz-
gries seine laugjährige Wohnstätte zu finden.
Wöchentlich einmal trafen sich die Freunde im
„Bierhause", später wurde Führichs Wohnung
znm Stelldichein, das durch des Meisters einzig
überlebendenSohnindenpoetischen„Erinnerungen
aus einer Künstlerwohnung" (München: Hist.-pol.
 
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