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Die Kunst dem Volke <München> — 1911 (Nr. 5-8)

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Joseph Ritter von Führich sein Leben und seine Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.21075#0065
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Abb. 26 (Text S. 21) Die erste Firmung zu Samaria durch die Apostel Petrus und Johannes

Doch kchren wir wieder zu Führichs künst-
kerischer Tätigkeit zurück. Er begann die Kom-
positionen zu den Rosenkranzbildern des Zpklus
„kio8a m^8tiaa" (Abb. 20), schnf sür die Kaiserliche
Galerie in Wien „die Vision kämpfender Reiter in
den Wolken vor der Zerstörung Jerusalems", ein
„Abendmahl" für das Refcktorinm der Kapuziner
in Wien, das Altarblatt „St. Aloisius" für die
Pfarrkirche von Stockerau u. a. m.

An der Akademie sammelte sich bald cine
Schar von begeistcrten Schülern um Führich,
der in regelmäßigen Vorträgen „den jungen Künst-
lern eine auf kirchlicher Basis ruhende küustle-
rische Welt- und Lebensanschauung zu vermitteln"
trachtete, durch gemcinsame, sreie Kompositions-
aufgaben Eifer und Fähigkeiten anspornte, ivobei
als Grundbedingung galti „Keine historische Ver-
leumdung, keine Zote!" Es ivaren eigeutlich drei
aufeinanderfolgende Schülerkrcise; zum ältesten
zählten die Maler Engerth, Dobiaschofsky, Binder
und Schulz, zum ziveiten die Maler Vogler,
Klein, Szoldatics, Karl Geiger und die Bildhauer
Stolz und Pilz, dem dritten gehörten an die
Akademiker Franz Plattner, Bonaventura Emler,
die Brüder Joseph, Karl und Jgnaz Schönbrun-
ner, Jofeph Lebert, Friedrich Staudiuger, Karl
Hoffmann, die Brüder Edmund und August von
Wörndle (dieser nachmals sein Schwiegersohn),
Nndreas Mögele, Karl Kargl, Oswald Horst,
Wenzel O. Noltsch, Karl Madjera, Joseph Frankel,
Anton Roux, Heiurich Reinhart und Ludivig
Mayer, von denen nur die zwei Letztgenannten

und der greise Szoldatics in Rom noch am Lebcn
sind. Das Verhältnis des Meisters zu feinen
Schülern ivar ein derart harmonisches, datz diese,
ivie Noltsch („Erinnerungen eines Wiener Künst-
lers, Stuttgart 190t") erzählt, „gerade diesem
Lehrer mit nahezu ausnahmslos treuer Anhäng-
lichkeit stets zugetan ivaren und blieben". „Der
grötzte Teil seiner Schüler", fügt er bei, „verkehrte
auch mit dem Meister ivie mit einem ebenso ver-
ehrten als geliebteu, väterlichen Freundc und
fühlte sich in seinem Familien- und Freundeskreise
ivie zu Hause." —

Jn die erste Hälfte der vierziger Jahre fällt nun
Führichs erstes, grötzeres Monumentaliverk: der in
Freskotechnik ausgeführte „Kreuziveg" (Abb. 21) in
der neuerbauten Johanneskirche an der Jägerzeile
in Wien, ein Thema, das er bereits einmal in den
Stationskapellen des Laurenziberges zu Prag
bearbeitet hatte; in Tausenden von Kopien und Re-
produktioncn sind beide in der ganzen christlichen
Welt verbreitet worden. Von 1844—1846 ivährte
diese Arbeit, bei der ihn Adam Vogler unter-
stützte, während seine Frennde Kupelmieser und
Schulz neben ihm in der Kirche arbeiteten. Peter
von Cornelius erfreute ihn damals mit seinem
Besuche und „betrachtete mit seinen Adleraugen
die auf dem Futzboden des Arbeitszimmers auf-
gerollten Kartons". Die Kunstakademien von
München und Berlin ehrten 1845 Führich durch
die Ernennung zu ihrem ordentlichen Mitgliedc.

Eine Studicnfahrt mit Kupelwieser durch das
Salzkammergut nach München erfrischte im Som-

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