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Abb. 27 (Text S. 21) Der Schutzmantel Mariens
mer 1847 die arg hergenommenen Kräfte; mit
neuem Fleiße setzte der Künstler ein und es ent-
stand zunächst der sogenannte „Englische Zyklus"
— eine Anzahl biblischer Bilder — für den Kunst-
verleger Hering L Remington in London, dar-
stellend „Christi Geburt (Abb. 22)", „Die Dreikö-
nige", „Palmsonntag", „Abendmahl" und „Christi
Himmelfahrt", welche in oorzüglichen Litho-
graphien auf den Kunstmarkt gelangten. Auch
an Kleinarbeit fehlte es nicht, denn so mancher
befreundete Schriftsteller wünschte seine Arbeiten
mitZeichnungen von der Hand Führichs geschmückt
zu sehen und dieser ging freundschaftlich darauf
ein: seine Kupfer zu den Erzählungen Klinkow-
ströms vom „Vater Heinz" (Abb. 24) wie zu Oskar
von Redwitz' „Märchen vom Waldbächlein und
Tannenbaum" (Abb. 25) — vom Meister in alle-
gorischer Weise dargestellt — sind Produkte jener
Schaffensperiode, welche unerwartet einen sähen
Abschluß finden sollte.
Es kam das Sturmjahr 1848. Jm Gegen-
satze zu manchem seiner Freunde und Schüler
hatte Führich sich vor den Jllusionen des Frei-
heitstaumels bewahrt; er war zuviel Katholik
und Patriot und darum griffen ihm die gewalt-
samen Vorgänge dieses Frühlings
tief ins Herz und raubten ihm die
zum künstlerischen Schaffen nötige
Ruhe und Sammlung. Da seine
streng konservative und kirchliche
Gesinnung bekannt war, brachten
ihm diese Vorgänge auch persön-
liche Gefahr, wie sein Sohn be-
richtet: „Nach der Vertreibung des
Redemptoristenordens, dem mein
Vater befreundet war, wurde seine
Wohnung einen ganzen Tag lang
von wilden Horden umlagert; man
drang mit Waffen in der Hand
unter Drohungen aller Art in die-
selbe ein, um nach vermeintlich da
verborgenen Mitgliedern jenes Or-
dens zu suchen. Aehnliche Beun-
ruhigungen und Verletzungen des
Hausrechts wiederholten sich nächt-
licherweile auch später wieder. Es
bleibt mir unvergeßlich, mit welch
einfach würdevoller Haltung meine
gute Mutter im Gefühle verletzten
Hausrechts den mit Waffen in die
Wohnung Dringenden mutig ent-
gegentrat."
Da wurde die Akademie ge-
schlossen und Ende Mai flüchtete
der Künstler mit seiner Familie
nach Nordböhmen, wo er bei Ver-
wandten in Schönlinde gastliche
Aufnahme und in der ländlichen
Ruhe wieder den inneren Frieden
fand. Erst im April 1849 kehrte
er nach Wien in seinen früheren
Wirkungskreis zurück und nahm
die gewohnte Tätigkeit wieder auf. Doch finden sich
noch künstlerische Erinnerungszeichen an jene
Sturmperiode. Sebastian Brunner, ein Freund
des Führichschen Hauses, hatte mit der poetischen
Satyre „Der Nebeljungen Lied" den Haß der
Revolutionäre — wie der Polizei — heraus-
gefordert; zu seinem genialen Gedichte zeichnete der
Künstler das Titelblatt (Abb. 29), wie Brunner in-
mitten der Verbrüderung von stürmischem Jdealis-
mus und Proletariat des freiheitverkündenden
Professors Pferdefuß, das Zeichen des Satans,
enthüllt. Führich, der niemals in Politik gemacht,
jedoch als Charakter im Sturme gestanden, konnte
sich nicht enthalten, in seiner Antrittsvorlesung
seinen Schülern einige ernste, mahnende Worte
ans Herz zu legen:
„Freiheit — Licht — und Fortschritt sind"
— so lautet sein Entwurf — „Worte, die in
jüngster Vergangenheit so oft ausgesprochen wur-
den; möchte ihre Bedeutung im edelsten Sinne
begriffen, sowie auch ihre Mißdeutung und die
Möglichkeit ihres Mißbrauches und seiner Folgen
für unser Vaterland, für Europa, für die Mensch-
heit ebensalls richtig gewürdigt werden." —
llnd er präzisiert seinen Standpunkt in den
Abb. 27 (Text S. 21) Der Schutzmantel Mariens
mer 1847 die arg hergenommenen Kräfte; mit
neuem Fleiße setzte der Künstler ein und es ent-
stand zunächst der sogenannte „Englische Zyklus"
— eine Anzahl biblischer Bilder — für den Kunst-
verleger Hering L Remington in London, dar-
stellend „Christi Geburt (Abb. 22)", „Die Dreikö-
nige", „Palmsonntag", „Abendmahl" und „Christi
Himmelfahrt", welche in oorzüglichen Litho-
graphien auf den Kunstmarkt gelangten. Auch
an Kleinarbeit fehlte es nicht, denn so mancher
befreundete Schriftsteller wünschte seine Arbeiten
mitZeichnungen von der Hand Führichs geschmückt
zu sehen und dieser ging freundschaftlich darauf
ein: seine Kupfer zu den Erzählungen Klinkow-
ströms vom „Vater Heinz" (Abb. 24) wie zu Oskar
von Redwitz' „Märchen vom Waldbächlein und
Tannenbaum" (Abb. 25) — vom Meister in alle-
gorischer Weise dargestellt — sind Produkte jener
Schaffensperiode, welche unerwartet einen sähen
Abschluß finden sollte.
Es kam das Sturmjahr 1848. Jm Gegen-
satze zu manchem seiner Freunde und Schüler
hatte Führich sich vor den Jllusionen des Frei-
heitstaumels bewahrt; er war zuviel Katholik
und Patriot und darum griffen ihm die gewalt-
samen Vorgänge dieses Frühlings
tief ins Herz und raubten ihm die
zum künstlerischen Schaffen nötige
Ruhe und Sammlung. Da seine
streng konservative und kirchliche
Gesinnung bekannt war, brachten
ihm diese Vorgänge auch persön-
liche Gefahr, wie sein Sohn be-
richtet: „Nach der Vertreibung des
Redemptoristenordens, dem mein
Vater befreundet war, wurde seine
Wohnung einen ganzen Tag lang
von wilden Horden umlagert; man
drang mit Waffen in der Hand
unter Drohungen aller Art in die-
selbe ein, um nach vermeintlich da
verborgenen Mitgliedern jenes Or-
dens zu suchen. Aehnliche Beun-
ruhigungen und Verletzungen des
Hausrechts wiederholten sich nächt-
licherweile auch später wieder. Es
bleibt mir unvergeßlich, mit welch
einfach würdevoller Haltung meine
gute Mutter im Gefühle verletzten
Hausrechts den mit Waffen in die
Wohnung Dringenden mutig ent-
gegentrat."
Da wurde die Akademie ge-
schlossen und Ende Mai flüchtete
der Künstler mit seiner Familie
nach Nordböhmen, wo er bei Ver-
wandten in Schönlinde gastliche
Aufnahme und in der ländlichen
Ruhe wieder den inneren Frieden
fand. Erst im April 1849 kehrte
er nach Wien in seinen früheren
Wirkungskreis zurück und nahm
die gewohnte Tätigkeit wieder auf. Doch finden sich
noch künstlerische Erinnerungszeichen an jene
Sturmperiode. Sebastian Brunner, ein Freund
des Führichschen Hauses, hatte mit der poetischen
Satyre „Der Nebeljungen Lied" den Haß der
Revolutionäre — wie der Polizei — heraus-
gefordert; zu seinem genialen Gedichte zeichnete der
Künstler das Titelblatt (Abb. 29), wie Brunner in-
mitten der Verbrüderung von stürmischem Jdealis-
mus und Proletariat des freiheitverkündenden
Professors Pferdefuß, das Zeichen des Satans,
enthüllt. Führich, der niemals in Politik gemacht,
jedoch als Charakter im Sturme gestanden, konnte
sich nicht enthalten, in seiner Antrittsvorlesung
seinen Schülern einige ernste, mahnende Worte
ans Herz zu legen:
„Freiheit — Licht — und Fortschritt sind"
— so lautet sein Entwurf — „Worte, die in
jüngster Vergangenheit so oft ausgesprochen wur-
den; möchte ihre Bedeutung im edelsten Sinne
begriffen, sowie auch ihre Mißdeutung und die
Möglichkeit ihres Mißbrauches und seiner Folgen
für unser Vaterland, für Europa, für die Mensch-
heit ebensalls richtig gewürdigt werden." —
llnd er präzisiert seinen Standpunkt in den