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Publikationen, bei denen ihm der Besteller „keine
Nebenbedingungen" stellte, eröffnete der eingangs
erwähnte Weihnachtszyklus „Der bethlehemitische
Weg" (Abb. 3), eine lebendig begeisterte Erzählung
von Jesu Kindheit, ausgefüllt vom Geiste jener spe-
ziellen Vorliebe des Meisters für die liebeatmende
Weihnachtszeit, welche ihn seit seiner Jugend Ta-
gen schon beseelte. Ungleich ernster — schon im
Stoffe — war der Charakter des zunächst folgen-
den Zyklus: „Er ist auferstanden" (Abb.40), der
in einem ergreifenden „RkAina ookli laktars" aus-
klingt: eine erhabene Verherrlichung der Wunder
des Osterfestes in Form und Weise, bei dem der
Beschauer in tiefgefühlter Teilnahme „die Jünger
auf dem Wege nach Emaus" begleitet, um dann
begeistert in das Alleluja einzustimmen.
Anschließend daran ging Führich auf Anregung
des Verlegers an die Jllustrierung von „Kempis'
Nachfolge Christi" (Abb. 43, 44, 45, 46) und des
„Psalter" (Abb. 47, 48). „Schon vor länger als
zwanzigJahren" — schreibtdazumalLudwig Rich-
ter an A. Dürr nach Erhalt von Führichs Jllu-
strationen — „lag es mir immer im Sinn, ob ich denn
nicht imstande sei, diesen beiden Welt- und Haus-
büchern künstlerisch mich zu nahen-Sie haben
sich kein geringes
Verdienst damit er-
worben, daß Sie
den lieben Meister
Führich zu Aufga-
ben veranlaßt ha-
ben, bei welchen er
seine herrlicheBega-
bung so rein und
vollständig entfal-
ten konnte"-
Tazu kamen ei-
nige Blätter für die
von Dürr publi-
zierte „Bilderbibel"
und die „Gleichnisse
des Herrn", dann
aber wieder ein-
heitlich abgerundete
Themen wie in dem
von Heinrich Merz
meisterlich gestoche-
nen „Buch Ruth"
(Abb.57,58)undin
dem anerkannten
Meisterwerke Füh-
Abb. 43 IText S. 2S)
Christus als Gürtner
Aus „Kempis Nachfolge"
Abb. 44 (Text S. 29) „Kommet alle zu mir!"/„
(Aus „Kempis Nachfolge, IV. Buch)
richs „DerverloreneSohn"(Abb.54), durch.A. Pe-
traks Stichel vervielfältiget. Dürr hatte noch vcr-
schiedene Vorschläge dem Künstler dargelegt, von
denen nur noch die Blätter zu Hartmanns von der
Aue „Armer Heinrich" (Abb. 52) und der Zyklus
„Aus dein Leben" zur Ausführung gelangte, letztercr
aber bisher noch nicht veröffentlicht ist.
Daneben entstanden damals noch anderweitige
Bildfolgen, ivelche zumeist erst nach seinem Tode
veröffentlicht worden sind; wenn auch nur in
Konturen gehalten, bekunden sie doch durch die
schöpferische Erfindung des Künstlers nicht er-
lahmende Geistesfrische. Der umfangreichste aller
Zyklen — 28 Blätter — ist sein „Leben Mariens"
(Abb.49),„so reichhaltig und abgerundet,ideenreich
und neu, ganz von der Stimmung des Weihnachts-
festes getragen." 1868 waren die Blätter „Aus der
Passion" (Abb. 53) entstanden, „die der Künstler
mit ganz besonderer Vertiefung in den gewaltigen
Stoff zu ergreifendem psychologischen Ausdruck zu
beleben wußte". Der Zyklus blieb unvollendet,
weil Führichs gläubiges Gemüt dadurch derart
im Jnnersten erschüttert wurde, daß die physifche
Kraft unter der Wucht der seelischen Eindrücke
erlahmte — ein ebenso schöner wie erbauender
Zug iin Charakter des greisen Verfechters christ-
licherKunstideale. Heitererwardie durch Schwinds
„Melusine" angeregte „Legende vom heiligen Wen-
delin" (Abb. 50, 51): im Sommer 1871, während
des Landaufenthalts am Kobenzl bei Wien, brachte
Publikationen, bei denen ihm der Besteller „keine
Nebenbedingungen" stellte, eröffnete der eingangs
erwähnte Weihnachtszyklus „Der bethlehemitische
Weg" (Abb. 3), eine lebendig begeisterte Erzählung
von Jesu Kindheit, ausgefüllt vom Geiste jener spe-
ziellen Vorliebe des Meisters für die liebeatmende
Weihnachtszeit, welche ihn seit seiner Jugend Ta-
gen schon beseelte. Ungleich ernster — schon im
Stoffe — war der Charakter des zunächst folgen-
den Zyklus: „Er ist auferstanden" (Abb.40), der
in einem ergreifenden „RkAina ookli laktars" aus-
klingt: eine erhabene Verherrlichung der Wunder
des Osterfestes in Form und Weise, bei dem der
Beschauer in tiefgefühlter Teilnahme „die Jünger
auf dem Wege nach Emaus" begleitet, um dann
begeistert in das Alleluja einzustimmen.
Anschließend daran ging Führich auf Anregung
des Verlegers an die Jllustrierung von „Kempis'
Nachfolge Christi" (Abb. 43, 44, 45, 46) und des
„Psalter" (Abb. 47, 48). „Schon vor länger als
zwanzigJahren" — schreibtdazumalLudwig Rich-
ter an A. Dürr nach Erhalt von Führichs Jllu-
strationen — „lag es mir immer im Sinn, ob ich denn
nicht imstande sei, diesen beiden Welt- und Haus-
büchern künstlerisch mich zu nahen-Sie haben
sich kein geringes
Verdienst damit er-
worben, daß Sie
den lieben Meister
Führich zu Aufga-
ben veranlaßt ha-
ben, bei welchen er
seine herrlicheBega-
bung so rein und
vollständig entfal-
ten konnte"-
Tazu kamen ei-
nige Blätter für die
von Dürr publi-
zierte „Bilderbibel"
und die „Gleichnisse
des Herrn", dann
aber wieder ein-
heitlich abgerundete
Themen wie in dem
von Heinrich Merz
meisterlich gestoche-
nen „Buch Ruth"
(Abb.57,58)undin
dem anerkannten
Meisterwerke Füh-
Abb. 43 IText S. 2S)
Christus als Gürtner
Aus „Kempis Nachfolge"
Abb. 44 (Text S. 29) „Kommet alle zu mir!"/„
(Aus „Kempis Nachfolge, IV. Buch)
richs „DerverloreneSohn"(Abb.54), durch.A. Pe-
traks Stichel vervielfältiget. Dürr hatte noch vcr-
schiedene Vorschläge dem Künstler dargelegt, von
denen nur noch die Blätter zu Hartmanns von der
Aue „Armer Heinrich" (Abb. 52) und der Zyklus
„Aus dein Leben" zur Ausführung gelangte, letztercr
aber bisher noch nicht veröffentlicht ist.
Daneben entstanden damals noch anderweitige
Bildfolgen, ivelche zumeist erst nach seinem Tode
veröffentlicht worden sind; wenn auch nur in
Konturen gehalten, bekunden sie doch durch die
schöpferische Erfindung des Künstlers nicht er-
lahmende Geistesfrische. Der umfangreichste aller
Zyklen — 28 Blätter — ist sein „Leben Mariens"
(Abb.49),„so reichhaltig und abgerundet,ideenreich
und neu, ganz von der Stimmung des Weihnachts-
festes getragen." 1868 waren die Blätter „Aus der
Passion" (Abb. 53) entstanden, „die der Künstler
mit ganz besonderer Vertiefung in den gewaltigen
Stoff zu ergreifendem psychologischen Ausdruck zu
beleben wußte". Der Zyklus blieb unvollendet,
weil Führichs gläubiges Gemüt dadurch derart
im Jnnersten erschüttert wurde, daß die physifche
Kraft unter der Wucht der seelischen Eindrücke
erlahmte — ein ebenso schöner wie erbauender
Zug iin Charakter des greisen Verfechters christ-
licherKunstideale. Heitererwardie durch Schwinds
„Melusine" angeregte „Legende vom heiligen Wen-
delin" (Abb. 50, 51): im Sommer 1871, während
des Landaufenthalts am Kobenzl bei Wien, brachte